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10 digitale Knackpunkte

Lesezeit: 6 Minuten

Sensoren erfassen unzählige Daten auf Milchviehbetrieben. Das ist aber nur hilfreich, wenn die Datenaufbereitung gelingt. Die Knackpunkte nennt Prof. Dr. Steffen Hoy aus Gießen.


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Immer mehr Sensorsysteme über-wachen den Kuhstall: Gängig ist die Brunsterkennung, große Hoffnung setzt die Branche in die Krankheitsüberwachung und einzelne Hersteller bieten jetzt auch eine Abkalbeprognose.


Technisch etabliert haben sich bereits zwei Systeme: Pedometer (Schrittzähler) und Respaktoren (Sensoren am Halsband). Bewegungs- und Lagesensoren messen dabei typische Bewegungen, vergleichen sie mit kuhindividuellen Basiswerten und alarmieren den Landwirt beim Abweichen von Grenzwerten. Hersteller wie z.B. SCR und Lely arbeiten mit einem Mikrofon im Sensor, um das Wiederkauen zu messen. Und seit Kurzem bieten beispielsweise ENGS/BayernGenetik und Semex auch Sensoren, um „neue“ Parameter wie Liegedauer, Anzahl der Abliegevorgänge oder Anzahl der Futteraufnahmeperioden zu erfassen.


Der Landwirt möchte früh informiert werden, wenn Parameter abweichen. Nur so kann er rechtzeitig reagieren. Gleichzeitig möchte er aber auch nicht überfrachtet werden und zu viele Fehlalarme erhalten.


In der Praxis kristallisieren sich für die Sensorsysteme zehn Knackpunkte heraus.


Jedes Messverfahren hat einen Messfehler. Fragen Sie vor dem Kauf, welche (neutralen) Informationen zum Produkt vorliegen. Neutrale Einrichtungen haben zwar nicht alle, aber viele Systeme geprüft. Zum Teil liegen die nachgewiesenen Messfehler bei unter 2%. Wenn aber zum Beispiel ein System zur Positionsbestimmung eine Kuh außerhalb des Stalles ortet, obwohl es keinen Auslauf gibt, hat das Messsystem ein Problem – und der Landwirt natürlich auch.


2.Haltbarkeit

Die Sensorsysteme arbeiten mit Batterien bzw. Akkus, die nur begrenzt halten. Zwar lassen sich die Akkus wechseln, allerdings besteht das Risiko, dass danach die Hülle nicht dicht bleibt. Im feuchten Stallmilieu würde der Sensor schnell zerstört. Fragen Sie deshalb die Hersteller nach der Lebensdauer. Weitere wichtige Fragen sind Ersatzbeschaffungen, Kulanz, Folgekosten u.a. Die Sensoren sollten etwa sechs bis sieben Jahre arbeiten. Fragen Sie Ihre Berufskollegen oder Ihren Berater, die bereits Erfahrungen mit den Produkten gesammelt haben, ob das stimmt.


Wenn nichtplausible Werte auftreten, sollten Sie an folgende Ursachen denken: Funktioniert der Sensor noch? Sitzt das Halsband oder das Pedometer richtig? Beim Halsband müssen Sie auf einen straffen Sitz achten mit etwa zwei Fingerbreiten Abstand zum Hals. Das Halsband darf nicht verdreht sein, ein Gewicht hält es in Position. Bei den Systemen von SCR bzw. Lely muss sich der Sensor hinter dem linken Ohr befinden.


Bei der Brunst sollten die Systeme hohe Erkennungsraten von deutlich über 90% erreichen. Klar ist aber, dass eine 100%ige Brunsterkennung kaum möglich ist. Der Landwirt darf sich also nicht blind auf das System verlassen, sondern muss seine Kühe täglich kontrollieren.


Schlechter klappt das Erkennen von Krankheiten. Es gibt nur dann eine automatische Alarmierung, wenn das Allgemeinbefinden der Kuh deutlich beeinträchtigt ist und sie zum Beispiel die Futteraufnahme drastisch einschränkt.


Leichtere Erkrankungen ohne Veränderungen der Aktivität oder der Futteraufnahme erkennen Sensoren dagegen nicht. Offen ist, ob die neuen Parameter, wie Liegedauer, Anzahl der Abliegevorgänge oder Anzahl der Futteraufnahmeperioden, die Krankheitsüberwachung verbessern. Aber auch hier gilt: Das Auge des Betriebsleiters überwacht die Kühe.


Am weitesten verbreitet in der Praxis ist die Aktivitätsmessung zur Brunsterkennung. Bedeutender ist aus unserer Sicht aber die Messung der Wiederkaudauer. Das Wiederkauen wird nicht nur durch die Brunst, sondern auch durch (schwere) Erkrankungen und die bevorstehende Abkalbung beeinflusst. Darüber hinaus wirken das Stallklima, das Futter sowie technische Störungen (z.B. der Wasserversorgung) auf die Futteraufnahme und letztlich das Wiederkauen ein. Das alles lässt sich mit der Überwachung der Wiederkauaktivität kontrollieren. Auch hier ist offen, ob die neuen Parameter einen Mehrwert bringen.


Der Landwirt möchte eine Alarmmeldung bekommen, wenn sich die gemessenen Parameter verändern. Dann kann er die gemeldeten Kühe kontrollieren. Allerdings sollten Sie von der Digitalisierung keine Wunder erwarten: Die Entscheidung, ob und wie die auffällige Kuh behandelt wird, muss der Betriebsleiter treffen.


Die wichtigste Zusatzinformation zum Alarm betrifft die Brunsterkennung. Systeme wie z.B. Heatime, ai24 oder BayernWatch schlagen automatisch eine Zeitachse für den optimalen Besamungszeitraum vor. Dabei zeigen sie die noch verbleibenden Stunden bis zur künstlichen Besamung. Studienergebnissen zufolge ist der optimale Besamungszeitraum etwa 8 bis 16 Stunden nach dem Aktivitäts-Peak.


Um die Datenflut zu bewältigen, ist das Herdenmanagementprogramm mit seinen Vernetzungen entscheidend. Doppeleingaben in das Monitoring-System und in das Managementprogramm müssen unbedingt vermieden werden. Sonst müsste der Betriebsleiter jede Besamung, Behandlung, Abkalbung etc. zweimal eingeben. Fragen Sie unbedingt vor dem Kauf nach der Kopplung zwischen den Programmen! Leider bieten das nicht alle Überwachungsprogramme. Hier muss die Wirtschaft unbedingt Schnittstellen für den Datenaustausch bereitstellen.


Die Verknüpfung verschiedener Kenngrößen verbessert die Informationssicherheit deutlich. Hier steht die Entwicklung aber noch am Anfang.


Am weitesten ist die Verknüpfung bei der Brunsterkennung. Wir haben nachgewiesen, dass sich mit der Kombination von Aktivität und Wiederkaudauer 93% aller Brunsten von Kühen aufspüren lassen – etwa 5 bis 10% mehr im Vergleich zu nur einem Parameter.


Schwieriger ist es aber wieder bei Krankheiten. Wenn sich die Aktivität schleichend verringert (z.B. bei Lahmheit), lässt sich das kaum automatisch erkennen, da auch der Referenzwert allmählich sinkt.


Doch auch bei der Krankheitsüberwachung gibt es erste Ansätze zur Kombination mehrerer Parameter. Ein Beispiel dafür: Übersteigt die Leitfähigkeit in einem Euterviertel den Mittelwert der beiden Viertel mit der niedrigsten Leitfähigkeit um einen bestimmten Prozentsatz, kommt ein Alarm zur Mastitiserkennung. Aus dem Verlauf der Leitfähigkeit, dem Zwischenmelkabstand und Farbänderungen in der Milch berechnet die DelPro-Software von DeLaval einen Mastitis Detection Index (MDI).


Die Software von SAC im AMS leitet aus den Veränderungen in der Bewegungsaktivität, bei der Zellzahl und bei der Milchmenge auf Viertelbasis Informationen zum Colimastitis-Risiko ab.


Bei der Brunsterkennung (Aktivität/Wiederkauen) rechnen sich Sensorsysteme auf jeden Fall. Wenn z.B. eine Kuh einen Zyklus früher besamt wird, spart der Landwirt ca. 63 €. Bei anderen Systemen hingegen (z.B. Positionsbestimmung) sollten Sie betriebsindividuell genau kalkulieren, ob sich die Anschaffung lohnt.


Neben dem Betriebscomputer spielt das Smartphone eine immer größere Rolle. Achten Sie darauf, dass Sie von überall auf die Daten zugreifen können und sofort auf bestimmte Hinweise aus dem System reagieren können. Die Anbieter arbeiten dazu mit mobilen Managementsystemen und Apps.


Kontakt: patrick.liste@topagrar.com

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