Betriebe mit wenig Fremdkapital können bei guten Milchpreisen hohe Geldüberschüsse erreichen. Doch Vorsicht: Legen Sie Geld für die Einkommenssteuer zurück.
Beispielbetrieb 1 hält etwa 80 Kühe mit eigener Nachzucht. Er verkauft jährlich rund 700 000 kg Milch. Der Boxenlaufstall ist zum größten Teil abbezahlt. Von den 80 ha bewirtschafteter Fläche sind 30 ha gepachtet.
Bei einem durchschnittlichen Milchpreis von 35 ct/kg inklusive aller Zuschläge und der Umsatzsteuer ergibt sich ein Geldüberschuss (Liquidität) von etwa 35 000 € (Übersicht 2). Man spricht auch vom cash flow III. Neben den privaten Ausgaben ist auch die Tilgung der Kredite berücksichtigt.
Die 35 000 € entsprechen einem Liquiditätspolster von 5 ct/kg verkaufter Milch. Der Milchpreis dürfte also um 5 Cent fallen, ohne dass der Betrieb in finanzielle Schwierigkeiten kommen würde.
Bei nur 30 ct/kg im Schnitt des Wirtschaftsjahres bleibt das laufende Konto bis zum Frühjahr im Plus. Erst dann rutscht es ins Negative, weil hier Einkommenssteuerzahlungen anstehen, die aus einem guten Jahr kommen. Das Kontokorrentkonto liegt zum Ende des Wirtschaftsjahres etwa 30 000 € im Minus. Etwa 400 € Kontokorrentzinsen laufen auf. Insgesamt ist der Betrieb jedoch wenig risikoanfällig.
In sehr guten Jahren wie 2013 mit Erlösen um die 40 Cent steigt der Geld-überschuss auf über 70 000 €. Wohl wissend, dass die Einkommenssteuer erst ein bis zwei Jahre später fällig wird. Für diesen Beispielbetrieb lassen sich folgende Empfehlungen ableiten:
- Sprechen Sie mit Ihrem Steuerberater. Er wird Ihnen sagen, mit welcher Forderung vom Finanzamt inklusive der Summe aus den zu erwartenden Vorauszahlungsbescheiden im Jahr 2014 bzw. 2015 zu rechnen ist. Legen Sie diesen Betrag aus dem Geldüberschuss für die Steuer zur Seite. Der Gewinn kann durch Einstellung von Investitionsabzugsbeträgen auf zukünftig anzuschaffende bewegliche Güter gedrückt werden. Ersetzen Sie aber z. B. den vorhandenen Schlepper nur, wenn es auch notwendig ist!
- Betreiben Sie keine Dauerfinanzierung von saisonal auftretenden Löchern, sondern bauen Sie einen Puffer für die Ausgaben der Frühjahrsbestellung auf. Das Guthaben bringt im Tagesgeldbereich zwar nur mickrige Zinsen von unter 1 %. Sie sparen aber die Inanspruchnahme des Kontokorrents und die damit verbundenen Strafzinsen von etwa 8 %. Eine Rechnung, die deutlich zu Ihren Gunsten aufgeht.
- Von der erwirtschafteten Liquidität verbleibt also nur ein Teil, den Sie evtl. zur Finanzierung eines zukünftigen Wachstumsschrittes einplanen können. Die Liquiditätsreserven beanspruchen somit einen Großteil der Überschüsse.