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Ab Hof: Über 100 Bullen für islamisches Fest

Lesezeit: 3 Minuten

Mehrere Bullenmäster aus dem Ruhrgebiet verkaufen ihre Bullen direkt an türkische Familien. top agrar hat einen von ihnen besucht.


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Exakt 70 Tage nach der Fastenzeit Ramadan feiern Muslime jedes Jahr das Kurban-Opferfest. Wer nicht islamischen Glaubens ist, wird diesem Datum wohl wenig Beachtung schenken.


Für die Bullenmäster Willi Sißmann und Bernhard Kampmann in Waltrop bei Recklinghausen markiert der Tag allerdings einen Höhepunkt im Jahr. Denn dann wird auf dem Betrieb Sißmann drei Tage lang ein großes Schlachtfest veranstaltet. In diesem Jahr strömten Ende November wieder über 1 500 türkische Familien aus dem ganzen Ruhrgebiet in den Betrieb, um Allah einen Bullen oder ein Rind zu opfern. Im hofeigenen Schlachthaus werden dann von morgens 5.30 bis abends 22 Uhr von fünf Metzgern weit über 100 Tiere geschlachtet und direkt vor Ort von den Kunden zerlegt. Dabei dürfen sich immer maximal sieben Familien einen Bullen teilen.


Das Gebet vor der Schlachtung gehört wie das eigenhändige Zerlegen zum islamischen Glauben. Dafür hat Familie Sißmann die beiden Maschinenhallen ausgeräumt und unzählige Tische aufgestellt. An zwei Sägewerken können große Stücke zersägt werden. Außerdem steht ein Fleischwolf parat. Auf mehreren Grills kann das erste Fleisch bereits vor Ort zubereitet und verzehrt werden.


Von 3 auf über 100 Bullen


Was im Jahr 1984 mit der Schlachtung von drei Bullen in der Scheune angefangen hat, ist heute ein wichtiges Standbein für den Betrieb Sißmann, der noch 120 Milchkühe und 100 Sauen hält. Der Großteil der rund 200 Bullen pro Jahr wird speziell für das Kurban-Opferfest gemästet. Im Ruhrgebiet gibt es mittlerweile zehn rinder- und schafhaltende Betriebe, für die dieses Fest eine wichtige Einnahmequelle ist. „Die Nachfrage stieg von Jahr zu Jahr, ohne dass wir viel Werbung machen mussten“, berichtet Willi Sißmann. Bei 60 Tieren wurde der Bau eines eigenen Schlachthauses vom Veterinäramt zur Auflage gemacht. Sißmann hat dafür 250 000 € investiert und selbst die Ausbildung für den Sachkundenachweis Betäubung absolviert. Ab 2010 soll das Schlachthaus die EU-Zulassung erhalten.


Die Vermarktung der Bullen begann in diesem Jahr schon im September. Zu einem vereinbarten Termin kommen die Muslime dann auf den Hof, um sich den Bullen ihrer Wahl im Stall auszusuchen und den Preis auszuhandeln. Oft geht das stundenlang, berichtet der Bullenmäster. Im Kaufvertrag wird neben dem Preis, die Ohrmarkennummer des Tieres und die genaue Uhrzeit, wann es für die Schlachtung vorgesehen ist, festgehalten. „Von vielen türkischen Familien kommt bereits die dritte Generation zum Opferfest in den Betrieb“, berichtet Willi Sißmann. Durch die langjährigen Beziehungen wird er von vielen Kunden mittlerweile geduzt.


Deutlich höherer Erlös


Damit die Tiere der Rassen Fleckvieh, Limousin und Charolais zum Opferfest ein Lebendgewicht von 650 bis 700 kg haben, kauft der Betrieb die Fresser erst mit 250 bis 300 kg aus anderen Betrieben zu.


Der Verkaufspreis an die Kunden liegt derzeit zwischen 1 300 und 1 500 € pro Tier. Dabei sind sämtliche Kosten, wie z.B. für die Metzger oder für die Entsorgung der Schlachtabfälle, berücksichtigt. „Da dieser Vermarktungsweg sehr aufwändig ist, brauchen wir einen deutlich höheren Erlös als am Schlachthof“, erklärt der Betriebsleiter.


Neben seiner Familie und seinem Partner Bernhard Kampmann sind an den drei Tagen rund 20 Leute – darunter viele ehemalige Azubis – im Einsatz. Sie sorgen dafür, dass der richtige Bulle heran getrieben wird, dass die Messer geschliffen und die Abfälle weggeschafft werden. Willi Sißmann: „Ohne das starke persönliche Engagement dieser Truppe könnten wir diese Vermarktungsnische nicht stemmen.“ S. Lehnert

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