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Anpaarung: Mit drei Zahlen zu Mr. Right

Lesezeit: 5 Minuten

Die aAa-Methode zielt darauf ab, den Zusammenhang zwischen Körpermerkmalen zu verstehen und den passenden Bullen für die Anpaarung zu finden. Wie funktioniert das System?


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Züchten bedeutet, die nächste Generation zu verbessern. Dafür müssen sich Kuh und Bulle gut ergänzen, um Stärken zu fördern und Schwächen auszugleichen. Es gibt jedoch viele Kriterien, mit denen man den passenden Bullen auswählen kann. Beispielsweise die genomischen Daten, das lineare Profil, das Pedigree oder die Leistungen der Kuhfamilie. Eine weitere Methode für die Anpaarung beschreibt das aAa-System.


Proportionen verstehen


Das Ziel dieser Anpaarungsmethode, umgangssprachlich auch „Tripel-A“ genannt, ist es, eine möglichst ausgeglichene Herde zu züchten und Tiere mit Extremen im Körperbau zu vermeiden. Anders als bei der linearen Beschreibung steht dabei nicht das Einzelmerkmal, wie z.B. Milchtyp oder Strichlänge, sondern die Gesamtheit der Körperproportionen im Vordergrund. „Der Körperbau bestimmt, wie eine Kuh funktioniert“, erklärt Maurice Kaul. Der Niederländer arbeitet seit 1997 als aAa-Analyst in Deutschland und den Niederlanden für das Unternehmen aAa-Weeks (siehe Zusatzinfo „Wer steckt hinter aAa“). „Die einzelnen Körperteile beeinflussen sich gegenseitig“, ergänzt er. Beispielsweise bietet ein schmales Becken wenig Platz für das Euter. Das Hintereuter kann sich dann im Laufe der Laktationen nicht in die Breite entwickeln und hat wenig Halt.


Zudem gibt es Beziehungen zwischen dem Körperbau und der Physiologie eines Tieres wie z.B. dem Blutkreislauf. Kühe mit einem größeren Brustkorb haben laut Kaul beispielsweise viel Platz für Herz und Lunge und dadurch einen leichteren Blutfluss. Das beeinflusse die Milchleistung.


Sechs Grundtypen


Die Tiere benötigen einen dreistelligen Zahlencode, um sie nach dieser Methode anpaaren zu können. Dafür sehen sich Kaul und seine Kollegen von aAa-Weeks jedes Tier gründlich an. Für die Analyse der Kühe bilden sechs Körperbaumuster die Basis. Die Reihenfolge der Zahlen gibt dabei die Schwächen der Kuh in absteigender Wichtigkeit an. Die erste Zahl beschreibt also die größte Schwäche.


Jede Zahl steht für einen Kuhtypen (siehe Übersicht):


1=Dairy: sehr leistungsbereit, produzieren viel Milch im Verhältnis zu ihrer Größe, gute Melkbarkeit.


2=Tall: schnelles Wachstum, hohes, elastisches Euter, das sich einfach melken lässt.


3=Open: offenes Becken bietet viel Platz für das Euter, kalben problemlos, gute Fruchtbarkeit, einfache Bewegung.


4=Strong: Entwicklungspotenzial im Erwachsenenalter, Gesundheit in Euter, Beinen, Klauen und Lunge, tiefer Brustkorb, hohe Herz- und Lungenkapazität.


5=Smooth: mehr Breite, einfach zu melken, gute Fresslust und Futteraufnahme, weniger Verletzungen an Zitzen und Beinen durch leichtes Aufstehen.


6=Style: aufmerksamer Charakter, solide Knochen, ebenes Becken, gute Klauengesundheit.


Beispiel: Eine Kuh bekommt den Code 1-5-6. Die erste Zahl bedeutet, dass sie wenig milchtypische Qualitäten hat. Außerdem fehlen ihr Eigenschaften der Typen fünf und sechs. Um diese Schwächen in der nächsten Generation auszugleichen, ist also ein Bulle nötig, der ebenfalls den Code 1-5-6 trägt und dort die meisten Qualitäten bietet.


Wichtig zu wissen ist, dass sich alle sechs Grundtypen auf einem Niveau befinden. Qualität Dairy ist also nicht besser oder schlechter als Qualität Style. „Wir sprechen ganz bewusst nicht von einer Bewertung, denn es gibt bei diesem System kein gut oder schlecht. Wir brauchen alle Qualitäten und wollen wissen, welche Typen eine Kuh für eine ausgeglichene Nachzucht benötigt“, erklärt Kaul.


Wie entsteht der Code?


Im Rhythmus von acht oder auch zwölf Monaten besucht Kaul die mehr als 700 Betriebe, die er betreut. Nach der Analyse erhält jedes Tier einen dreistelligen Code. „Jedes Tier analysiere ich zweimal. Zuerst als Jungrind und dann nach der ersten Kalbung erneut“, so Kaul. Die beiden Codes unterscheiden sich meist nur minimal. „Manchmal kann es sein, dass sich die Reihenfolge der Zahlen untereinander ändert, neue Ziffern kommen aber nicht hinzu. ▶


Auch die Bullen der Besamungsstationen sind nach diesem Muster beschrieben und besitzen einen aAa-Code. Wenn die Bullen etwa zehn Monate alt sind, sieht sich Kaul diese zum ersten Mal an – als Jungbullen sozusagen. Auch hier gibt es einen zweiten Termin, sobald die Bullen töchtergeprüft sind. Der Code der Bullen ist allerdings entgegengesetzt zu dem der Kühe. Denn bei den Bullen setzt sich die Reihenfolge der Zahlen aus den Stärken zusammen, die er vererbt.


Nicht ohne Zuchtwerte


Da eine Vielzahl von Besamungsbullen identische aAa-Codes hat, ist eine engere Bullenauswahl vorab nötig. Erst wenn die Bullen feststehen, die eingesetzt werden sollen, kommen die Ziffern-Codes ins Spiel. „Die Betriebe wählen meistens nicht mehr als zehn Bullen aus, die sie dann vorrätig für die Besamung haben“, sagt Kaul. Da der Code jedoch nur für die Anpaarung von Einzeltieren gedacht ist, ist er für diese Vorselektion der Kühe oder Bullen nicht brauchbar. Zunächst müssen sich Landwirte mithilfe von konventionellen oder genomischen Zuchtwerten für Vererber entscheiden, die ihrem betrieblichen Zuchtziel entsprechen (z.B. +1000 kg Milch bei der Leistung oder positive Inhaltsstoffe etc.). Auch die Informationen aus dem Pedigree und der Kuhfamilie können hier eine Entscheidungsgrundlage sein.


„Schwierig ist es, Bullen mit dem Code 5-6-1 zu finden, da ist die Auswahl nicht so groß“, so der Analyst. Dann sei es wichtiger, dass der Code passt, als dass die Zuchtwerte optimal sind. Auch der Inzuchtgrad rücke eher in den Hintergrund.


„Wir versuchen, die Kuh ganzheitlich zu betrachten und Zusammenhänge zu verstehen. Ohne die aAa-Methode bleibt die Zucht ein Glücksspiel.“


ann-christin.fry@topagrar.com

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