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Arla investiert in Nigeria

Lesezeit: 5 Minuten

Arla will 2022 in Nigeria einen Milchviehbetrieb mit 400 Kühen und 200 ha landwirtschaftlicher Fläche eröffnen. Wir haben mit dem Leiter des Arla-Nigeria Geschäfts Peder Pedersen über Hintergründe und Ziele gesprochen.


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Arla plant eine Farm in Nigeria. Was genau steckt dahinter?


Pedersen: Wir wollen in Kaduna State in Nigeria einen Milchviehbetrieb für bis zu 400 Kühe nach neuesten Standards errichten. Die Flächenausstattung soll bei 200 ha liegen. Der Plan ist, heimische Gräser und Mais anzubauen, damit sich der Betrieb zu 100% mit eigenem Futter versorgen kann.


Wie kam es zu der Entscheidung einen Milchviehbetrieb in Nigeria zu bauen?


Pedersen: Wir haben eine öffentlich-private Partnerschaft mit der Region „Kaduna State“. Gemeinsam wollen wir die Entwicklung des hiesigen Milchsektors voranbringen. Nigeria ist ein wachsendes Land mit der größten Volkswirtschaft in Afrika (Anmerkung der Redaktion: siehe Zusatzinfo „Zahlen, Daten, Fakten auf Seite R8). Wir sehen hier Potenzial. Deshalb bewegen wir uns schon seit 25 Jahren auf dem nigerianischen Milchmarkt. Zunächst vorwiegend als Importeur für europäische Molkereiprodukte. Vor zwei Jahren bekamen wir das Angebot, das Management einer bereits bestehenden Molkerei in Kaduna State zu übernehmen. Wir wollen auch die heimische Milchwirtschaft und die Lebensmittelproduktion auf lokaler Ebene unterstützen. Wir haben die Molkerei geleast und sammeln und verarbeiten schon jetzt die Milch von rund 600 einheimischen Kleinbetrieben.


Wird Arla auf der Farm mit einheimischen Mitarbeitern und Landwirten arbeiten?


Pedersen: Ja. Auf dem Milchviehbetrieb wollen wir 20 bis 25 Mitarbeiter aus der Region beschäftigen. Mein Kollege Snorri Sigurdsson hat das Management des Gesamtbetriebs inne und führt die Trainings der Landwirte durch. Wir möchten bis zu 600 lokale Bauern in der Region trainieren und unterstützen. Das ist Teil unserer Kooperation mit dem Bundesstaat Kaduna.


Wie ist die nigerianische Landwirtschaft zurzeit strukturiert?


Pedersen: Die hiesige Landwirtschaft lässt sich kaum beschreiben, weil sie sehr unterschiedlich ist. Es gibt sehr viele kleine Landwirte mit zwei bis fünf Kühen, die zwei bis drei Liter Milch am Tag geben. Viele der Bauern ziehen umher und lassen sich nicht nieder. Sie nutzen die Milch für den Eigenbedarf oder verkaufen sie weiter. Mit der Molkerei geben wir ihnen die Möglichkeit, den Rohstoff zu verkaufen und dafür einen fairen Milchpreis zu erhalten. Außerdem wollen wir Anreize schaffen, in der Region heimisch zu werden. Mit der Arla-Farm möchten wir die hier vor Ort erzeugte Milchmenge steigern, um ein größeres regionales Angebot an Lebensmitteln zu schaffen. Der nigerianische Milchsektor gibt derzeit so wenig her, dass weniger als 10% der Nachfrage des Landes von den einheimischen Erzeugern gedeckt werden kann. Ein weiteres Ziel ist, den Nigerianern landwirtschaftliche Fortbildungen anzubieten.


Wie viel Milchgeld bekommt ein nigerianischer Farmer zurzeit, wenn er an Ihre Molkerei liefert?


Pedersen: Umgerechnet erhält er rund 35 ct/kg Milch. Das entspricht den hiesigen Marktverhältnissen.


Gefährdet das Arla-Projekt nicht die Existenz kleiner Familienbetriebe vor Ort?


Pedersen: Nein, im Gegenteil. Wie mit dem Bundesstaat vereinbart, arbeiten wir mit den Landwirten zusammen und bauen das Projekt gemeinsam auf und aus. Wir sammeln ihre Milch und garantieren ihnen ein Einkommen. Mit den Schulungen, die sie erhalten, sind sie in der Lage, ihre Betriebe zu optimieren.


Wie wurde das Land, auf dem Sie die Farm errichten wollen, vorher genutzt?


Pedersen: Gar nicht. In dieser Region ist nicht viel Infrastruktur vorhanden. Obwohl der Boden sehr fruchtbar ist, wurde das Land nicht bewirtschaftet. Das Land, das wir gepachtet haben, gehört dem Staat. Wir können die Farm also errichten, ohne jemandem etwas wegzunehmen. Außerdem haben wir hier dank Brunnen genügend Wasser.


Muss die Farm in Nigeria die gleichen Arla-Standards erfüllen wie die europäischen Lieferanten der Genossenschaft?


Pedersen: Ja. Wir werden die Kühe hier nach den Richtlinien von Arlagarden halten. Am Klimacheckprogramm nehmen wir zu Beginn zwar noch nicht teil, perspektivisch wollen wir das aber auch tun. Nachhaltigkeit ist wichtig. Für die Menschen hier geht es aber in erster Linie um die Existenzsicherung und eine ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln.


Welche Produkte stellt die Molkerei in Nigeria her?


Pedersen: Wir konzentrieren uns hier vor Ort auf die Produktion von Trinkjoghurt. Die hier produzierten Produkte wollen wir hier in der Region vertreiben. Weitere Arla-Produkte kommen über Importe aus Europa nach Nigeria, überwiegend aus unserem Werk im rheinland-pfälzischen Pronsfeld.


Plant Arla den Bau einer eigenen Molkerei vor Ort?


Pedersen: Derzeit sind wir gut aufgestellt. Wenn sich der Markt jedoch weiterentwickelt, werden wir auch andere Möglichkeiten prüfen.


Was ist das Ziel in Bezug auf die Herdenleistung und was ist das Ziel hinsichtlich der verarbeiteten Milchmenge in der Molkerei?


Pedersen: Wir wollen eine Herdenleistung von 3 Mio. kg pro Jahr erreichen. Das sind rund 25 bis 30 l je Kuh und Tag.


Welche Menge wir in der Molkerei verarbeiten werden, lässt sich schwer vorhersagen. Das hängt davon ab, wie viel Milch die einheimischen Farmer liefern.


Welchen Stellenwert hat Arla in zehn Jahren in Nigeria?


Pedersen: Wir wollen der führende Anbieter für Milchprodukte sein. ▶ Hoffentlich werden sich viele Landwirte in der Region niedergelassen haben. Wir wollen Milchsammelzentren errichtet haben und Schulen und medizinische Anlaufstellen sind vom Bundesstaat in der Region rund um den Betrieb aufgebaut worden. Es sollen kleine Dörfer entstanden sein, in denen Milcherzeuger ihre Produktion vergrößern können. Weitere Arla-Erzeugerbetriebe haben wir nicht geplant.


kirsten.gierse-westermeier


@topagrar.com

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