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Melkzeug

Automatisch dippen und desinfizieren

Jetzt dippt das Melkzeug die Zitzen und reinigt sich automatisch. Das soll die Melkhygiene verbessern und Arbeitszeit sparen.

Lesezeit: 4 Minuten

Dr. Michael Hubal, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, hat sich drei Systeme in der Praxis angesehen.

Wer die Melkhygiene optimieren will, dippt die Zitzen nach dem Melken und desinfiziert die Melkzeuge nach jeder Kuh. Denn so lässt sich die Übertragung von Erregern von Kuh zu Kuh verringern und die Eutergesundheit verbessern.

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Doch die zusätzlichen Arbeiten kosten im Melkstand vor allem Zeit. Deshalb werden sie häufig weniger sorgfältig oder nur zeitweise „bei Bedarf“ gemacht. Jetzt könnten automatische Systeme das Dippen und Desinfizieren übernehmen.

Die Hersteller haben spezielle Düsen in die Melkbecher eingebaut. Diese sprühen nach dem Melken, wenn das ­Melkzeug noch am Euter hängt, Dippmittel an die Zitzen. Anschließend reinigen und desinfizieren sich die Melkzeuge automatisch. Bisher konnten dabei nur die Melkbecher gereinigt werden. Damit keine Reste von Dippmitteln in die Milch gelangen, spülen einige Modelle jetzt auch das Sammelstück.

Routinierte Melkhygiene:

Routine in der Melkhygiene bietet einige Vorteile: Das Dippen der Zitzen nach dem Melken verbessert die Eutergesundheit, denn das Dippmittel schützt den Strichkanal vor dem Eintritt neuer Krankheitser­reger. Wichtig ist, dass die Zitzenoberfläche und die Strichkanalöffnung möglichst früh nach dem Ende des Melkvorgangs vollständig benetzt werden.

Hier bieten die automatischen Verfahren einen wesentlichen Vorteil: Die Zitzen werden gedippt, noch während das Melkzeug am Euter hängt. Die Vakuumversorgung über den langen Milchschlauch ist zwar schon unterbrochen, das Vakuum hat sich jedoch noch nicht abgebaut und sorgt somit für eine Streckung der Zitze. So kann das Dippmittel in alle Hautfalten und Poren eindringen, bevor diese sich wieder schließen.

Eine Zwischendesinfektion verbessert zusätzlich die Melkhygiene: Bei Mastitis-Erkrankungen können Keime im Melkstand von Kuh zu Kuh übertragen werden. Die manuelle Zwischendesinfektion der Melkzeuge ist aufwendig und wird deshalb nur selten durchgeführt. Dabei lassen sich so 95 bis 99 % der Bakterien auf den inneren Oberflächen der Melkzeuge entfernen.

Für eine hohe Wirksamkeit der Desinfektions-Lösung sollten aber zuvor die Milchreste ausgespült und Reste des Reinigungsmittels bis zum nächsten Melkvorgang entfernt werden. Hierbei unterscheiden sich die automatischen Systeme, da nicht alle mit Wasser vor- bzw. nachspülen.

Arbeitszeit einsparen.

Ein weiterer Pluspunkt der automatischen Technik ist die täglich einsparbare Arbeitszeit.

Für das Dippen sind 2 bis 8 Sekunden je Kuh nötig. Bei einer mittleren Zeit von fünf Sekunden lassen sich so je nach Melkstand-System 8 bis 20 Kühe je Stunde und Melker mehr melken beziehungsweise eine Arbeitskraft einsparen.

Der Zeitaufwand für eine Zwischendesinfektion der Melkzeuge liegt bei der einfachsten Variante, dem Sprühen von Lösung in den Melkbecher, bei ca. 5 Sekunden. Ein vorheriges Durchspülen mit Wasser beansprucht weitere 5 Sekunden, ebenso lange würde ein anschließendes Nachspülen dauern. So lässt sich auch hier täglich Arbeitszeit einsparen.

Die Systeme in der Praxis:

Drei Fabrikate sind derzeit auf dem Markt erhältlich (siehe Übersicht):

  • ADF Milking
  • AirWash Plus
  • Gea Apollo

Aktuell nutzen etwa 55 Betriebe in Deutschland eine dieser Techniken. Das sind vorwiegend größere Betriebe mit Fremdarbeitskräften. Den Betriebsleitern zufolge wollten sie Lohnkosten senken und Hygienemaßnahmen zuverlässig umsetzen.

Wir haben zwei bis drei Betriebe je Hersteller besucht und die Betriebsleiter zu ihren Erfahrungen befragt. Die Betriebe hatten 200 bis 2 500 Kühe im Bestand. Die durchschnittliche Größe der Melkanlagen lag bei über 30 Melk-einheiten.

Unser Fazit:

Bei steigenden Lohnkosten und wachsenden Beständen in der Milchviehhaltung werden automatische Systeme immer rentabler. Gerade bei der Melkarbeit gibt es oft noch Mängel in der Hygiene und große Schwankungen in der Beständigkeit und Sorgfalt der Ausführung.

Die automatisierte Zitzendesinfektion und -pflege kann mastitisbedingte Abgänge und die Neuinfektionsrate merklich reduzieren. Auch der durchschnittliche Zellgehalt hat sich laut Aussagen der befragten Betriebe verringert. Alle besuchten Betriebe berichteten außerdem von Arbeitszeiteinsparung bzw. Durchsatzerhöhung beim Melken.

Wichtig beim Einsatz dieser Systeme ist jedoch die Wartung und Pflege. Hier steht der Landwirt als Lebensmittelproduzent in der Pflicht. Er muss verhindern, dass Rückstände von Dipp- und Desinfektionsmitteln in die Milch gelangen. Es ist unbedingt zu empfehlen, die Systeme ständig zu überwachen und die vorgeschriebenen Wartungs- und Pflegeintervalle einzuhalten.

Bei technischen Mängeln sollte unmittelbar eine Lösung gefunden werden. Dies erfordert insbesondere bei den Systemen, die mit vorhandener Melktechnik kombiniert werden, eine Zusammenarbeit von Melktechnikfirma, Lieferant des Hygienesystems und Landwirt.

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