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„back-to-back-Vertrag“ sichert 32 Cent

Lesezeit: 5 Minuten

Die Molkerei Omira und der Schokoladen-Hersteller Mondelez haben einen Festpreis-Kontrakt abgeschlossen, der 600 Landwirten 32 Cent Milchgeld sichert.


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Davon können viele Milcherzeuger derzeit nur träumen: 600 Mitglieder der Genossenschaftsmolkerei Omira aus Ravensburg können die nächsten zwölf Monate mit einem festen Milchpreis von 31,96 ct/kg (4,0% Fett, 3,4% Eiweiß) rechnen.


Das ist das Ergebnis des vermutlich ersten „back-to-back-Kontraktes“ („Rücken an Rücken“) in Deutschland. Dabei reicht die Molkerei den Verkaufspreis mit einem Abnehmer über eine bestimmte Milchmenge eins zu eins an die Erzeuger weiter. In anderen Ländern wie Irland gibt es so etwas schon länger.


Alpenmilch-Vertrag:

Omira hat bereits im Herbst 2013 mit dem Lebensmittelkonzern Mondelez Deutschland (ehemals „Kraft Foods“) eine langfristige Partnerschaft gegründet. Die Molkerei liefert Alpenmilchpulver und Alpenmilchfett. Der Konzern stellt daraus unter anderem Milka-Schokolade her.


Mondelez hat dabei klar definiert, aus welcher Alpen-Region die Betriebe stammen müssen, wie viele Tiere sie halten dürfen und welche Qualitäts- und Nachhaltigkeitsanforderungen sie erfüllen müssen. Dazu mussten sich die Betriebe für fünf Jahre verpflichten.


Im Gegenzug stellen Omira und Mondelez einen überdurchschnittlichen Milchpreis in Aussicht: Die Erzeuger der Alpenmilch bekommen den bayerischen Durchschnittspreis, den die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) berechnet, plus 0,92 ct/kg.


Etwa 800 Omira-Milcherzeuger produzieren die Alpenmilch für Mondelez. Die Jahresmenge beträgt ca. 300 Mio. kg. Insgesamt hat Omira rund 2640 Mitglieder mit ca. 820 Mio. kg Milch. Für die „Nicht-Alpenmilch“ gibt es keine Vorgaben zur Produktion oder Vereinbarungen zum Preis.


Trotz des überdurchschnittlichen Milchpreises haben auch die Alpen-milcherzeuger mit der zunehmenden Volatilität zu kämpfen. „Warenterminbörsen zum Abfedern der Schwankungen kommen aber nicht ans Laufen und bleiben letztlich auch Spekulation. Deshalb haben wir uns etwas neues einfallen lassen“, sagt Omira-Geschäftsführer Ralph Wonnemann. Zusammen mit Mondelez hat er den Milcherzeugern eine Sondervereinbarung angeboten.


Neuer back-to-back-Vertrag:

Kurz vor Weihnachten 2015 haben Omira und Mondelez einen Festpreisvertrag für ungefähr ein Drittel der Alpenmilchmenge, also 100 Mio. kg, abgeschlossen. Der Vertrag läuft vom 01. Juli 2016 bis zum 30. Juni 2017. Die Verwertung für diese Teilmenge beträgt 31,96 ct/kg (4,0% Fett, 3,4% Eiweiß), plus einer Molkerei-Marge. Diese bekommt Omira. Ansonsten gibt die Molkerei die Verwertung eins zu eins an ihre Mitglieder weiter (Übersicht).


Dazu hat Omira die Milcherzeuger über Briefe und Versammlungen über das neue Liefermodell informiert. Die Milcherzeuger konnten sich daraufhin freiwillig melden, ob sie den festen Milchpreis von 31,96 ct/kg für ein Jahr annehmen möchten. Wenn ja, mussten sie angeben, für welche Milchmenge der Festpreis gelten soll. Maximal konnten sie 50% ihrer Vorjahresmenge mit dem Festpreis fixieren. Die Anforderungen an die Milcherzeuger sind unverändert.


Das Interesse an dem sogenannten „back-to-back-Kontrakt“ war sehr groß: Etwa 600 Alpenmilcherzeuger mit rund 110 Mio. kg wollten mitmachen. Der Vertrag war somit um 10% überzeichnet. „Deshalb haben wir die Wunschmenge von allen Interessenten um 10% gekürzt“, sagt Wonnemann.


In der Praxis läuft das wie folgt ab: Wenn ein Betrieb mit 100000 kg Jahresmilchmenge 50000 kg für den Festpreis angemeldet hat, bekommt er tatsächlich für 45000 kg den garantierten Preis von 31,96 ct/kg (50000 kg abzüglich 10%). Die restlichen 55000 kg (100000 abzüglich 45000 kg) rechnet Omira im alten Preisgefüge ab: durchschnittlicher LfL-Preis zuzüglich 0,92 ct/kg.


Vor- und Nachteile:

Für Wonnemann liegen die Vorteile des Liefermodells auf der Hand: „Sowohl Mondelez als auch die Milcherzeuger haben eine klare Kalkulationsgrundlage und somit Planungssicherheit. Beide Seiten haben einen Teil ihrer Milchmenge abgesichert und betreiben so Risiko-Management.“


Die Molkerei selbst sieht der Geschäftsführer dabei in der Vermittler-Rolle. Sie müsse beiden Seiten diese Möglichkeit bieten. „Denn Lebensmittelkonzerne wollen in der Regel keine Bauern managen und die Bauern sind mit ihren Molkereien vertraut“, sagt Wonnemann. Die technischen Voraussetzungen, pro Milcherzeuger verschiedene Milchpreise abzurechnen, habe Omira bereits geschaffen. Ziel sei, solche Preismodelle mit den Erzeugern und Kunden gemeinsam zu etablieren.


Aber es gibt auch Klippen: Zunächst bringen solche Verträge nicht pauschal höhere Milchpreise, sondern in erster Linie Planungssicherheit. Zudem kann der Milchpreis von 31,96 ct/kg im Vergleich zum Monatspreis für beide Seiten auch schlechter werden, wenn der Markt in der Vertragslaufzeit hoch oder runter schießt. „Und die Landwirte müssen lernen, sich vom kurzfristigen Denken sowie Kirchturmvergleichen zu verabschieden“, sagt der Geschäftsführer.


Dazu nennt er ein Beispiel: Im Herbst 2014 hatte Omira mit einigen Landwirten über einen Festpreis-Kontrakt über 32,46 ct/kg für Nicht-Alpenmilch für die Jahre 2015, 2016 und 2017 diskutiert. „Damals lag der Monats-Milchpreis höher und niemand wollte den Vertrag eingehen. Jetzt wären alle froh, wenn sie es gemacht hätten“, sagt Wonnemann.


Wie geht’s weiter?

Inzwischen sieht er seine Mitglieder aber auf einem guten Weg: Denn auch die Nicht-Alpenmilch-erzeuger wünschen sich jetzt Festpreis-Kontrakte. „Aber das ist nicht so einfach. Mit dem Lebensmittelhandel ist das aufgrund der kurzen Kontraktlaufzeit heute noch nicht möglich. Und das aktuell niedrige Marktniveau ist auch im Geschäft mit der Industrie noch unattraktiv“, sagt der Omira-Chef.


Deshalb wird es vermutlich erst einen weiteren Festpreis-Kontrakt über Alpenmilch mit Mondelez geben.P. Liste

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