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Bio-Weiderindfleisch rentabel erzeugen

Lesezeit: 6 Minuten

Das Fleisch von Bio-Weiderindern ist ein hochpreisiges Produkt. Neue Konzepte können helfen, die Wirtschaftlichkeit der Produktion zu verbessern.


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Dort, wo immer mehr Milchviehbetriebe aufgeben, kann die (Bio-)Weiderindermast eine Nutzungsalternative für das Grünland sein. Dies gilt insbesondere in Dauergrünlandregionen mit Flora-Fauna-Habitat (FFH)- bzw. Naturschutzstatus, wo die Landwirte die eigenen Flächen zum Teil nur extensiv nutzen können. Bislang besetzt die Bio-Weiderindfleischproduktion allerdings noch eine Nische.


Die Universität Hohenheim startete ein Projekt im Südschwarzwald mit einer Erzeugergemeinschaft von etwa 100 beteiligten Mästern, die jährlich rund 700 Bio-Weidemastrinder produzieren (siehe top agrar-Ausgabe 3/2021, Seite R30–32). Die Landwirte vermarkteten die Rinder üblicherweise im September/Oktober zum Zeitpunkt des Weideabtriebs. Die Konsequenz war ein hohes Angebot bei zu kleiner Nachfrage. Das führte zu niedrigen Verkaufspreisen.


Ökonomie verbessern


Die Bio-Weiderindermast ist geprägt durch die Mutterkuhhaltung. Der Knackpunkt daran: Die Haltungsform ist zwar für den Erhalt des Grünlands wichtig, rechnet sich aber oft nicht. Sie steht deshalb auf vielen Standorten in einem Spannungsfeld. Denn die Landwirte sind gefordert, bei oft schlechter Futtergrundlage, ganzjährig Fleisch mit einer guten Produktqualität zu liefern (siehe Reportage auf Seite R32).


Um das naturgeschützte Grünland zu erhalten und dennoch eine ausreichende Fleischversorgung mit entsprechender Qualität sicherzustellen, entwickelten die Projektbeteiligten ein Konzept.


Rindermast ergänzen


Weil eine ganzjährige und produktive Versorgung mit Bio-Weiderindfleisch aus der Mutterkuhhaltung schwierig ist, kann die Rindermast mit Biokälbern aus der Milchviehhaltung eine sinnvolle Ergänzung sein. Die Biomilchproduzenten geben die nicht benötigten Kälber allerdings überwiegend an den konventionellen Markt ab, da die Preisanreize im Biomastsegment fehlen.


Die Wissenschaftler berechneten deshalb die Vollkosten von vier beteiligten Milchviehbetrieben für die dreimonatige Kälberaufzucht mit Biomilch. Die Ergebnisse zeigen, dass die Preisspanne für die Aufzucht bei 580 bis 670 € liegt (siehe Übersicht 1). Diese Mindestpreise für die Kälber müsste die gesamte Wertschöpfungskette tragen.


Kälber als Alternative


Zu diesen Preisen ist die Abnahme von Kälbern aus ökologischer Haltung für die Betriebe mit Bio-Weiderindermast keine günstige Alternative. Sie kann, je nach Standort und Futtergrundlage, aber interessant sein.


Entscheidend sind neben den Kaufpreisen der Kälber auch die Produktionskosten je kg Fleisch in der Mast. Eine Auswertung von drei Betrieben mit repräsentativen Eigenschaften für den Südschwarzwald zeigt, dass die Produktionskosten bei der Biokälbermast günstiger sind (siehe Übersicht 2).


Die Betriebe 1 und 2 halten Mutterkühe und mästen die Absetzer selbst aus. Für bessere Masteigenschaften lassen sie ihre Vorder- und Hinterwäldler Mutterkühe mit Limousin belegen. Beide Betriebe wirtschaften während des Projekts bereits ökologisch. Der dritte Betrieb kauft Biokälber im Alter von 14 Wochen zu, weshalb die ermittelten Aufzuchtkosten für den Landwirt die Berechnungsgrundlage sind. Der Rindermäster wirtschaftete zum Zeitpunkt des Projekts konventionell, verzichtete aber auf chemische Dünge- und Pflanzenschutzmittel. 2018 stellte der Landwirt auf biologische Produktion um.


In der Fütterung dominiert bei allen Mästern Weidegras – im Winter hauptsächlich in Form von Heu und Silage. Die Färsen erreichen im Alter von höchstens 24 Monaten das Ende der Mast und werden mit einem Schlachtgewicht (SG) zwischen 220 und 310 kg vermarktet. Die Bullen sind bereits im Alter von höchstens 18 Monaten ausgemästet und werden mit einem SG von 230 bis 280 kg verkauft.


Der Preis rechnet sich


Insgesamt ergibt sich für die ausgewerteten Biobetriebe ein durchschnittliches kalkulatorisches Betriebszweigergebnis (kalk. BZE) von 1,08 €/kg SG in der Färsenmast und 0,45 €/kg in der Bullenmast. Die Biopreise des Vermarktungspartners Edeka Südwest-Fleisch liegen mit 5,50 €/kg SG deutlich über den sonst üblichen Marktpreisen. Zudem sind sie für die Erzeugergemeinschaft über einen Zeitraum von zehn Jahren garantiert und tragen zur Vollkostendeckung bei.


Im Gegensatz dazu lag das Ergebnis des konventionellen Rindermästers bei -1,14 €/kg SG. Er konnte seine Vollkosten nicht decken. Der konventionelle Erzeugerpreis in Höhe von 3,95 €/kg SG zuzüglich der Prämien aus der zweiten Säule reichte nicht aus, um die gesamten Kosten in Höhe von 6,12 €/kg SG zu decken.


Nach vollständiger Bioumstellung sollte er ein ebenso positives kalkulatorisches Betriebszweigergebnis vorweisen können, da sich seine Kosten durch die Umstellung kaum noch verändern. Dadurch profitiert er von höheren Erzeugerpreisen und Prämien. Durch die Nutzung des vorhandenen Naturschutzgrünlands ist der Prämienanteil mit bis zu 60% in der Mutterkuhhaltung mit Ausmast deutlich höher als in der Mast von Kälbern aus der (Bio-)Milchviehhaltung. ▶


Die Kombination Macht’s


Als Ergebnis des Projektes lässt sich festhalten: Obwohl die Mutterkuhhaltung im Südschwarzwald üblich ist, bietet die anschließende Färsen- und Bullenmast von Tieren aus der Bio-Milchproduktion mehr ökonomische Anreize.


Mutterkühe sind jedoch wichtig, da sie auch minderwertiges Futter verwerten. Das pflegt das Naturschutzgrünland und bringt nebenbei höhere Prämien ein. Auf diesen Flächen wäre die Rindermast ohne die Mutterkuhhaltung kaum realisierbar.


Mit der Kombination von Mutterkühen und Mastrindern lassen sich gute als auch schlechte Grünlandstandorte optimal nutzen. Gleichzeitig steht in der Region eine höhere Fleischmenge zur Verfügung, die besser über das Jahr verteilt ist. Zukünftig könnte sich auch die Ochsenmast als geeignetes Verfahren stärker etablieren.


Das Konzept ist bereits nach wenigen Jahren erfolgreich: Die Zahl der produzierten Bio-Weiderinder verdoppelte sich auf etwa 1400 Tiere. Von den 150 beteiligten Landwirten liefern etwa 10% Biokälber aus der Milchviehhaltung, die vorher nicht involviert waren. Die Abnahmemengen- und Preisgarantie von Edeka Südwest-Fleisch hat wesentlich zum Erfolg beigetragen. Bis 2025 sollen jährlich 2500 Tiere über die Wertschöpfungskette Bio-Weiderindfleisch vermarktet werden.


Auch für andere Regionen?


Das Projekt im Südschwarzwald identifizierte die regionalen Erfolgsfaktoren im Bezug auf das Grünland, die Pachtpreise und die Rinderdichte. Es berücksichtigt auch das verfügbare Einkommen von Privathaushalten und die Übernachtungszahlen von Touristen als Konsumenten hochwertiger regionaler Produkte.


Der Vergleich mit anderen Regionen zeigt, dass insbesondere die einheimische oder touristisch geprägte Kaufkraft für Bio-Weiderindfleisch eine große Rolle spielt. Metropolnahe Gebiete mit hohen Grünlandanteilen könnten bundesweit ein attraktives Umfeld bilden. Mittelgebirgsregionen wie z.B. Bayrischer und Thüringer Wald, Hunsrück, Rhön oder Harz eignen sich ebenfalls. Wenn zusätzlich ein motivierter Einzelhändler dabei ist, der hohe Garantiepreise gibt und Wert auf Regionalität legt, fördert das das Gelingen des Projektes. ▶


ann-christin.fry@topagrar.com


ann-christin.fry@topagrar.com


ann-christin.fry@topagrar.com


Mehr zu den Optimierungsmöglichkeiten der Vermarktung lesen Sie in der kommenden top agrar-Ausgabe 5/2021.


Unsere Autoren


Prof. Dr. Enno Bahrs, Dr. Juliane Dentler und Anna Kiefer, Universität Hohenheim

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