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Bullen ohne Silomais mästen

Andreas Bauerdick zeigt, dass Bullenmast auf einem Grünlandstandort funktioniert – im neuen Stall sogar noch besser.

Lesezeit: 7 Minuten

Wenn Andreas Bauerdick sich vor seinem neuen Bullenstall um 360° dreht, umgeben ihn Wald und Grünland. Denn der Familienbetrieb liegt in Arnsberg im Hochsauerlandkreis. Diese Region ist von der Forstwirtschaft geprägt. Prädestiniert für die Bullenmast ist der Standort auf den ersten Blick nicht. Der Landwirt betreibt dennoch den Hof mit Kälberaufzucht, Bullenmast und einem Lohnbetrieb. Dass er an die Zukunft des Betriebes glaubt, zeigt der neue Bullenstall für 126 Tiere.

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Andreas Bauerdick entschied sich beim Stallneubau im Jahr 2018 für einen Tretmiststall. „Die Zukunft von Vollspaltenställen war mir zu unsicher“, berichtet Bauerdick. Sollte Nordrhein-Westfalen (NRW) Leitlinien für die Rinderhaltung nach niedersächsischem Vorbild erstellen, sei der Betrieb auf der sicheren Seite. Ebenso überzeugt ist er vom Komfort seines Stalles. „Mit Platz, Luft und Licht entwickeln sich die Bullen einfach gut“, bestätigt er.

Rund 126 Bullen sind in insgesamt 14 Buchten untergebracht. Jeder Bulle hat mindestens 4,5 m2 Platz. Damit konnte der Landwirt bei dem Neubau das Agrarinvestitionsförderprogramm (AFP) in NRW nutzen und 35% Förderung beantragen. Die gesamten Baukosten lagen bei Netto 2300 € pro Platz. Ebenso entspricht der Stall den Richtlinien zur Förderung von artgerechten Haltungsverfahren auf Stroh in NRW. Dafür bekommt der Betrieb im Jahr 280 € pro Großvieheinheit. Allerdings ist der Mehraufwand für das Stallsystem nicht von der Hand zu weisen.

Denn in den sieben Meter tiefen Buchten liegt der höchste Punkt am Futtertisch. Mit 5% Gefälle verläuft die Fress- und Liegefläche vier Meter abwärts, dann folgt eine 25 cm hohe Abrisskante und die kombinierte Mist- und Liegefläche mit 3% Gefälle. Eingestreut wird täglich über den Futtermischwagen mit integriertem Strohgebläse. Der Strohbedarf an Langstroh liegt bei 4 bis 5 kg pro Tier und Tag. Denn in dem „umgekehrten Tretmiststall“ wird die gesamte Buchtenfläche eingestreut und nicht nur der höchste Stallteil.

Bauerdick mistet die Mist- und Liegefläche im hinteren Buchtenteil alle 14 Tage aus. Dafür benötigt er circa drei Stunden, inklusive des Umtriebs.

„Würde ich den Stall nochmal bauen, hätte ich mich für etwas andere Maße entschieden, um leichter misten zu können“, so Bauerdick. Der Mistgang könnte zur besseren Befahrbarkeit einen Meter breiter sein und die Abbruchkante etwas höher als die 25 cm. Damit wäre der Zeitabstand zwischen dem Ausmisten größer. Knapp 50% des entstehenden Mists bringt Bauerdick zu einer Biogasanlage, die andere Hälfte bringt er zeitnah auf den eigenen Flächen auf. So benötigt er keine Lagerplatte. Von der Biogasanlage nimmt er flüssiges Substrat ab, um sein Grünland zwischen den Schnitten zu düngen.

Der Landwirt kauft Kälber im Alter von 14 Tagen zu (siehe Kasten Seite R30) und hält diese zunächst in Gruppeniglus und dann im Tiefstreustall. Ab circa 300 kg Lebendgewicht ziehen die Bullen in den Tretmiststall um. Vorher reichen Gewicht und Aktivität der Tiere für die nötige Bewegung des Mists in diesem Verfahren nicht aus.

Alle Bullen rücken beim Ausstallen einer Gruppe im Uhrzeigersinn in den Buchten auf. Somit hat der Stall eine feste Seite für den Eintrieb und eine für den Austrieb. Damit ist laut Bauerdick besonders der Austrieb deutlich einfacher. Das Treiben über den Futtertisch entfällt. Eine Verladerampe für die Schlachttiere an der letzten Bucht ist schon in Planung. „Dann können die Bullen geradeaus auf den Viehtransporter laufen. Das wird nochmal deutlich einfacher gehen“, ist sich der Bullenmäster sicher.

Grünland Für Bullen Nutzen

„Wir bewirtschaften 56 ha Land, davon sind knapp 51 ha Dauergrünland. Damit wird ja klar, warum wir hier beim Futter auf Grassilage setzen“, schmunzelt Andreas Bauerdick. Silomais sucht man auf dem Betrieb vergeblich.

Er siliert sämtliches Gras in Rundballen. „Das ist bei uns aufgrund der kleinen Flächen und der teils weiten Strecken besser umsetzbar“, berichtet Bauerdick. Der Betrieb will bis zu sechs Schnitte im Jahr fahren. Im letzten trockenen Jahr fuhr er je nach Fläche jedoch nur vier bis fünf Schnitte. Möglichst junger, energiereicher Aufwuchs ist gefragt, um die Bullen zu mästen. Um die Ration über das Jahr möglichst gleichmäßig zu halten, mischt der Landwirt die Schnitte, beispielsweise den ersten mit dem vierten Schnitt.

Die Kontrolle und Berechnung der Ration übernimmt Futtermittelberater Matthias Schulz. „Eine regelmäßige Untersuchung der Grassilage ist Pflicht“, beschreibt Schulz. Viele kleine Grünland-Flächen und häufige Schnitte könnten größere Schwankungen der Inhaltsstoffe mit sich bringen. Nur so könne der Berater die unterschiedlich eingefahrenen Grasqualitäten einschätzen und in der Ration kalkulieren. Zusätzlich lässt Bauerdick auch zweimal jährlich die Totale Mischration untersuchen. ▶

Der Betrieb füttert zwei verschiedene Rationen: Eine für die Aufzucht/Vormast bis 300 kg und eine Zweite für die Mast im Tretmiststall. Die Endmastration besteht derzeit aus 13,5 kg Grassilage und 0,7 kg Stroh sowie 3,15 kg Kraftfutter. Das Kraftfutter wird über eine mobile Mahl- und Mischanlage in den eigenen Silos gemischt: 38% Körnermais, 39% Winterweizen, 25% Ackerbohnen und 1% Rapsöl. Dazu kommt Mineralfutter und ein Futtermittelzusatzstoff mit Hefen und Vitaminen. Diese Gesamtration enthält in der Trockensubstanz eine Energiekonzentration von 10,82 MJ ME und 12,9% Rohprotein.

Für die Ration der jüngeren Tiere unter 300 kg Lebengewicht ergänzt er 1,8 kg der Endmast Kraftfutterration mit 1,1 kg Weizen und 1,1 kg Körnermais und einem Kälbermineral. Dazu kommen circa 11 kg Grassilage vom zweiten Schnitt.

„Der hohe Strohanteil in der Endmast ist dem letzten trockenen Sommer geschuldet“, erklärt Bauerdick. „Mir fehlt Grundfutter und ich habe mich gegen den Zukauf entschieden.“ Damit lasse er bewusst Leistung liegen. Normalerweise ist 50% weniger Stroh eingerechnet und die Energiekonzentration entsprechend auch höher. Die Rechnung geht bei den Grundfutterpreisen für ihn aber so besser auf.

Das Stroh für Stall und Futter kommt hauptsächlich aus der Region um Soest (NRW) in 30 km Entfernung. Bauerdick kauft es dort direkt ab Feld.

Leistungen

Die täglichen Zunahmen liegen derzeit im Schnitt Netto (Schlachtgewicht : Lebenstage) bei 614 g/Tag. Der erhöhte Strohanteil in der Ration in den letzten Ablieferungen hat den Schnitt nach unten gezogen. Abhängig von der Rasse verlassen die Tiere den Hof mit einem Alter zwischen 18 und 22 Monaten.

Das Schlachtgewicht liegt bei 360 kg bis 440 kg. Die Ausschlachtung im Schnitt bei 56,5%. Klassifiziert sind die Bullen zum Großteil in „R“. Besonders fleischbetonte Kreuzungen fallen auch mal in „U“, ebenso gibt es aber immer einige „O-Bullen“. Der mögliche Effekt des neuen Stalles auf die Entwicklung der Bullen ist noch nicht aussagekräftig.

Die Verluste liegen unter 1%, inklusive der Aufzucht. Im neuen Stall sind Probleme mit den Gelenken oder Verletzungen an den Schwänzen selten. Die Klauen sind wegen des fehlenden Abriebs bis zur Endmast lang, Schwierigkeiten bereite das aber nicht.

Vermarktung ist kein Problem

Grassilage enthält viel Beta-Carotin, das sich im Fett einlagert und dieses Gelb färben kann. Obwohl er bereits seit über drei Jahren intensiv mit Grassilage mästet, hat der Landwirt dazu aber keine negativen Rückmeldungen vom Schlachthof erhalten. Ein paar Bullen vermarktet Bauerdick an kleinere, regionale Schlachter. „Da habe ich den direkten Draht zum Käufer und auch hier kommen keine Beanstandungen zur Fettfärbung.“

Eigentlich wäre die Strohhaltung und der Einsatz von regionalen, GVO-freien Futtermitteln prädestiniert für eine gezielte Vermarktung. Das sei aber erst einmal nicht geplant.

julia.hufelschulte@topagrar.com

julia.hufelschulte@topagrar.com

Alle Bullenmäster kämpfen aktuell mit niedrigen Erlösen. Lesen Sie dazu den Beitrag „Rindfleisch läuft nicht rund“ auf Seite 106 in dieser Ausgabe.

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