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Das Exterieur bestimmt die Nutzungsdauer

Lesezeit: 5 Minuten

Die linearen Bewertungssysteme für Fleckvieh und Braunvieh sollen für langlebige Kühe sorgen. Zudem verbessern Fleckscore und Brownscore den internationalen Vergleich, erklärt Bernhard Luntz von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).


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Ein wichtiges Ergebnis für Fleckvieh- und Braunvieh-Züchter: Exterieurmerkmale, wie der korrekte Winkel im Sprunggelenk oder ein ausbalanciertes Euter, sorgen für langlebige Kühe. Das belegen unsere Auswertungen, die wir zur Einführung der linearen Bewertungssysteme „Fleckscore“ und „Brownscore“ durchgeführt haben.


Seit 2012 bzw. 2014 nutzen Züchter und Organisationen in Deutschland und Österreich die neuen Systeme. Unser Ziel dabei war es, den Einfluss der Exterieurmerkmale auf die Nutzungsdauer besser darzustellen und so die Zucht auf langlebige Kühe zu fokussieren. Außerdem sollte damit die Einstufung der weiblichen Nachzucht einheitlicher werden – unabhängig von Region, Land oder subjektiver Einschätzung der Beurteiler. Ein automatischer Notenvorschlag sollte die Beurteilung objektiver machen.


Automatische Notenvorschläge:

Die Software schlägt auf Basis der 21 Einzelmerkmale automatisch Gesamtnoten für die Komplexe Rahmen, Bemuskelung, Fundament und Euter vor. Die Berechnung dafür erfolgt über einen Index und ergibt am Ende Noten auf der 100-Punkte-Skala.


Grundlage für unsere Kalkulation ist der Zusammenhang der jeweiligen Merkmale und der Nutzungsdauer. Die Daten stammen von rund 200000 bewerteten Fleckvieh- und 20000 Braunviehkühen mit zusätzlichen Informationen zur Leistung und dem Abgangsalter. Damit haben wir die lineare Beschreibung der Rassen auf eine möglichst hohe Langlebigkeit fokussiert.


Manche Merkmale haben dabei eine fast lineare Beziehung, wie die Klauentracht (optimal ist Note 7). Andere zeigen ein klares Optimum auf, wie z.B. die Winkelung im Sprunggelenk (optimal ist Note 5).


Nutzungsdauer im Fokus:

Bei der Kalkulation ist neben den Einzelnoten der Einfluss entscheidend, den die Merkmale auf das Hauptmerkmal ausüben. So haben unsere Auswertungen der Nutzungsdauern gezeigt, dass die korrekte Winkelung des Sprunggelenks den größten Einfluss auf die Nutzungsdauer (1. Probemelken bis Abgang) hat.


Tiere, die mit der Note 5 bewertet wurden, blieben im Schnitt 1145 Laktationstage im Betrieb, und damit 255 Tage länger als Kühe mit Note 8. Note 3-Kühe erreichten eine mittlere Nutzungsdauer von 1068 Tagen. Mit 40% geht das Merkmal deshalb am stärksten in die Fundamentnote ein. Ein anderes Beispiel ist der Euterboden, der einen Anteil von 24% im Komplex Euter hat. Kühe, die vom Bewerter in diesen Merkmalen optimal eingestuft wurden, bekommen deshalb auch hohe Noten für Fundament oder Euter.


Die süddeutschen Rassen Fleckvieh und Braunvieh berücksichtigen außerdem Mängelmerkmale in einer 2-stufigen Skala. Ist ein Mangel, wie hessige Hinterbeinstellung, deutlich erkennbar, so wird dies mit in Stufe 2 bewertet. Je nach Stufe und nach Einfluss des Mangels auf die Nutzungsdauer erfolgte automatisch ein Abzug bei der Hauptnote.


Als Besonderheit wurden zusätzliche Restriktionen hinterlegt: Bei sehr ungünstigen Merkmalsausprägungen ist die Hauptnote in der Höhe gedeckelt. So kann bei zu kurzen oder zu dünnen Zitzen die Euternote insgesamt nur noch unterdurchschnittlich sein. Kommt das bei der Nachzucht eines Bullen häufiger vor, kann er keinen guten Euterzuchtwert erreichen. Auch wenn alle anderen Merkmale sehr positiv sind.


Die automatische Berechnung der Hauptnoten erfolgt nach strengen statistischen Vorgaben. Die Ergebnisse müssen die Kriterien einer Normalverteilung erfüllen, bei der sich sehr viele Tiere im mittleren Niveau befinden und nur wenige in den Extrembereichen. Beispielsweise ist die Berechnungsformel so eingestellt, dass 66% aller gemessenen Tiere eine Rahmennote von 76 bis 84 (Mittelwert 80) bekommen.


Die Verteilung der Noten ergibt über alle berechneten Hauptmerkmale eine sehr symmetrische Glockenkurve, wie aus der Auswertung für Euter aus dem Jahr 2017 hervorgeht. Das zeigt, dass die Population statistisch optimal dargestellt wird.


Internationaler Vergleich:

Ein weiteres wichtiges Ziel bei der Einführung von Fleckscore und Brownscore war die Angleichung unter den Bewertern. Während zuvor die Gesamtnote vom Bewerter selbst eingegeben wurde, schlägt das System jetzt auf Basis der gewichteten Einzelnoten die Gesamtnote vor. Die Beurteiler können dann nur noch maximal drei Punkte von dem Vorschlag abweichen.


Die Unterschiede zwischen den Nachzuchtbewertern sind heute geringer und damit die Ergebnisse besser vergleichbar. Das konnten wir nicht nur auf nationaler Ebene, sondern auch zwischen den an der Zuchtwertschätzung beteiligten Ländern erreichen (Deutschland, Österreich, Tschechien und Italien). Das erleichtert unsere länderübergreifenden Zuchtprogramme.


Expertise weiter gefragt:

Trotz der Vorschlagsnoten ist fachliche Expertise weiter wichtig. Wir haben die von den professionellen Bewertern vergebenen Noten verglichen. Die Auswertungen zeigen, dass entsprechend ausgebildete und erfahrene Personen die Merkmalsausprägung für eine hohe Nutzungsdauer richtig einschätzen.


Fleckscore und Brownscore kalkulieren nicht nur für Erstlingskühe die Exterieurnoten. Auch alle Herdbuch- und Bullenmuttereinstufungen erfolgen auf der gleichen Basis. Die Berechnung passt sich dem Laktationsstand der Kühe an. So lässt sich eine Kuh mit drei Kälbern und Euternote 85 mit einer Jungkuh mit derselben Euternote vergleichen. Das ermöglicht eine hohe Transparenz über alle Laktationsklassen.


In Bayern stufen acht Nachzuchtbewerter jeweils rund 6000 Tiere pro Jahr im Auftrag der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ein. 40 Bewerter der Fachzentren für Rinderzucht stufen die Bullenmütter ein.


Welche Nachzuchten zu benoten sind, wird per Zufall jede Woche festgelegt. Für geprüfte Bullen sind die Daten von über 40 Töchtern nötig. Auf jedem Betrieb werden sowohl die Tochter des Bullen als auch mind. zwei Vergleichstiere eingestuft. So lässt sich der Einfluss des betrieblichen Exterieurniveaus als Umwelteinfluss herausrechnen.


Bei Fleckvieh fließen 21 Einzelmerkmale in die Exterieurbeurteilung ein. Demnächst soll das System automatisch eine Gesamtnote kalkulieren. Die Komplexe sind darin gewichtet: Rahmen (10%), Bemuskelung (20%), Fundament (30%) und Euter (40%). Die Merkmale für Rahmen werden abgemessen und in cm angegeben. Das System berechnet daraus die Note. Die übrigen Merkmale benoten die Nachzuchtbewerter auf einer Skala von 1 bis 9. Am Ende schlägt das System die Komplexnoten vor.


Um die lineare Beschreibung zu üben, haben wir einen online-Bogen mit erklärenden Abbildungen erstellt. Auf www.fleckscore.com können Landwirte ihre Tiere benoten und sich die Ergebnisse zuschicken lassen. Kontakt: anke.reimink@topagrar.com

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