Claudia Pott besamt alle Kühe mit Fleischrinder-Sperma. Welche Rasse, entscheidet sie für jedes Tier einzeln. Künftig will sie auch wieder Holsteins einsetzen.
Dieser Scheck des Viehhändlers konnte sich sehen lassen: Zwei bis drei Wochen alte Kreuzungskälber mit Blauweißen Belgiern brachten 310 € (männlich) bzw. 180 € (weiblich). Die Limousin-Kreuzungen erlösten 180 bzw. 130 €, die Fleckvieh-Kreuzungen 190 bzw. 150 €.
Der Plan von Milcherzeugerin Claudia Pott aus Harsefeld (Niedersachsen) scheint aufzugehen: „Wir haben im Mai 2014 die eigene Jungviehaufzucht aufgegeben. Um die Kälbererlöse zu maximieren, besamen wir seitdem ausschließlich mit Fleischrinder-Sperma.“
Doch nach über zwei Jahren Erfahrung sagt Pott auch: „Die Geburt der Kreuzungskälber geht an Holstein-Kühen nicht spurlos vorbei.“ Im Vergleich zu früher, wo sie alle Holstein-Kühe ausschließlich mit Holstein-Sperma besamte, hat sie jetzt mehr Gebärmutter-Verdrehungen, mehr Gebärmutter-Vorfälle und mehr Schwergeburten. Einmal war ein Kaiserschnitt nötig. Hinsichtlich der Fruchtbarkeit hat Pott bisher keinen Unterschied festgestellt.
Um Komplikationen vor und nach der Geburt zu vermeiden, nimmt sie vor dem Belegen jede Kuh einzeln ins Visier. Bei einem relativ kleinen Rahmen und Fundament besamt sie mit Limousin- oder Fleckvieh-Sperma, bei großrahmigen Tieren mit Blauweißen Belgiern. Die Portionspreise liegen im Schnitt zwischen 7 und 8 €, ohne Besamungskosten.
Kontrolle der Geburt:
Die Milch-erzeugerin versucht, bei allen Kalbungen dabei zu sein. Besonderes Augenmerk legt sie auf die Blauweißen Belgier, vor allem, wenn sie über Termin sind. „Die Kälber haben einen dicken Hintern, das kann in der Hüfte sehr eng werden“, sagt Pott. Gegebenen-falls spricht sie mit ihrem Tierarzt.Alle Kreuzungskälber erhalten für mindestens zwei Wochen Milch ad libitum. Extrem gierig seien die Blauweißen Belgier, die teilweise über zehn Liter pro Tag saufen würden. Das Antränken dauert bei den Fleckvieh-Kreuzungen am längsten.
Die Geburtsgewichte und Tageszunahmen erfasst die Milcherzeugerin nicht. Nach zwei bis drei Wochen gehen die Kreuzungskälber an den Viehhändler oder an einen Mäster.
Trotz der hohen Kälbererlöse will Pott künftig einen Teil ihrer 250-köpfigen Herde wieder mit Holstein-Sperma besamen. Dazu lässt sie gerade das genetische Potenzial der Kühe prüfen: „Die Elite wollen wir dann mit Holsteins besamen, um den genetischen Fortschritt zu beschleunigen. So sichern wir uns hochwertige Nachzuchttiere.“ P. Liste