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Das kostet die Färsenaufzucht

Lesezeit: 4 Minuten

Eine Betriebszweigauswertung speziell für die Jungviehaufzucht zeigt, wie viel diese Phase tatsächlich kostet und wo Reserven schlummern.


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Eine intensive Kälber- und Jungviehaufzucht verspricht Vorteile für die spätere Leistung und Gesundheit der Kuh. Doch egal ob Auslagern oder nicht: Gute Färsenaufzucht gibt es nicht zum Nulltarif.


Wie hoch die Kosten im Detail sind, zeigt eine Betriebszweigauswertung der Kälber- und Jungviehaufzucht. Das Beratungsunternehmen Kösling Anderson wertet seit zwei Jahren die Daten aus dem sogenannten „Jungviehmanager“ aus. Die ersten Ergebnisse beruhen auf der Analyse von zwölf Betrieben, die im Schnitt 900 Jungrinder aufgezogen haben, und lassen sich damit noch nicht statistisch absichern. Allerdings geben die Zahlen aus der Praxis einen Einblick in typische Kostenpositionen einzelner Aufzuchtabschnitte.


Aufzucht: im Schnitt 1 450 €


Die Betriebe lagern das Jungvieh mit 14 Tagen oder mit bis zu sechs Monaten aus. Die Rinder kehren meist ca. acht bis vier Wochen vor dem Kalbetermin zum Betrieb zurück.


In der Übersicht sind die durchschnittlichen Kosten der verschiedenen Altersabschnitte dargestellt, die im Jungviehmanager zur Vergleichbarkeit definiert sind. Bei einem Erstkalbealter von 24 Monaten ergeben sich Aufzuchtkosten von im Schnitt 1 450 €. Die Spannweite reicht von 1350 bis 2170 €.


Die Daten zeigen, dass vor allem der Beginn der Aufzucht (Tag 0 bis 60) kostenintensiv ist. Allerdings hat diese Zeit einen großen Einfluss auf die spätere Leistungsfähigkeit der Milchkuh – hier sollte nicht zu sehr gespart werden!


Für den Milchviehbetrieb entstehen Aufzuchtkosten von mindestens 235 €. Diese setzen sich zusammen aus 35 € für die ersten 14 Tage, in denen die Kälber laut Gesetz im Geburtsbetrieb bleiben müssen. Dazu kommen ca. 80 € für die Haltung und Fütterung der Färsen im letzten Monat (3,00 €/Tag) sowie der Wert für ein weibliches Zuchtkalb von 120 €. Bei Gesamtkosten von rund 1 450 € darf die außerbetriebliche Aufzucht also max. 1 215 € kosten.


Mit zunehmenden Alter der Kälber sinken die täglichen Kosten. So liegen diese vom sechsten bis 14. Monat bei 1,60 € pro Tag und vom 14. bis 23. Monat bei 1,70 €/Tag. Auf Grund der Länge dieser Phasen haben sie aber den größten Einfluss auf die Gesamtkosten.


Wie Kosten einsparen?


Die Betriebszweigauswertung gibt Anhaltspunkte dazu, was erfolgreich wirtschaftende Betriebe anders machen.


Grundsätzlich reduziert das Auslagern der Kälber am Ende der Tränkeperiode (ca. 70 Tage) oder kurz nach dem Absetzen die Kosten, da die ersten Wochen kostenintensiv sind. Milcherzeuger müssen diese aber einkalkulieren.


Betriebe mit geringen Ausgaben für die Aufzucht hatten relativ hohe Grundfutterkosten, aber niedrige Kraftfutterkosten. Dies deutet auf einen hohen Anteil an Grassilage hin. Wobei die Betriebe gerade bei den älteren Rindern oft kostengünstigere Grassilage des dritten und vierten Schnitts verfüttern.


Ein entscheidender Hebel für die Wirtschaftlichkeit der Jungviehaufzucht ist das Erstkalbealter (EKA). Verlängert sich das von 24 auf 26 Monate entstehen zusätzliche Kosten von 102 € (60 Tage; 1,70 € pro Tag). Außerdem sind die Stallplätze in der Zeit belegt und weniger Tiere stehen zum Verkauf.


Selbst kostengünstige Futtermittel wiegen den Effekt eines niedrigen EKA nicht auf. Beispielsweise setzen viele Betriebe auf einen vermeintlich günstigen Weidegang. Doch das ist in der Aufzuchtphase nur sinnvoll, wenn das nicht zu einem höheren EKA führt.


Aufzucht drückt Milcherlös


Die Erlöse pro Färse variieren in den Aufzuchtbetrieben kaum. Entscheidend für die Rentabilität sind die Kosten.


Eine kostenintensive bzw. kostengünstige Aufzucht hatte in den Betrieben keinen Einfluss auf die spätere Milchleistung bzw. Lebensleistung der Kühe. Die Betriebe scheinen ihre Prozesse also zu optimieren und nicht auf Kosten der Tiere den Preis zu drücken.


Dennoch beeinflussen die Aufzuchtkosten die Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion: Bei einer Lebensleistung von 35000 kg Milch reduziert eine günstige Aufzucht (1 350 €) den Milchpreis um 3,85 ct/kg, während eine teure Aufzucht (2170 €) den Milchpreis mit 6,2 ct/kg belastet. Bei einem Betrieb mit 100 Kühen ist das eine jährliche Differenz von 23500 €, bei 1 000 Kühen 235000 €.


Auslagern oder behalten?


Die Auswertung spiegelt reale Zahlen aus spezialisierten Aufzuchtbetrieben bzw. dem Betriebszweig Jungviehaufzucht wider. Für eine Bewertung der eigenen Jungviehaufzucht ist es jedoch wichtig, die betriebsindividuellen Zahlen genau zu analysieren. In vielen Betrieben werden noch zu viele Färsen aufgezogen. Hilfreich dabei kann die Typisierung und Selektion der weiblichen Kälber sein.


Ob ein Betrieb seine Kälber- und Jungviehaufzucht auslagert oder selber durchführt, hängt auch von Viehbesatzdichte, Arbeitskräften oder Futterverfügbarkeit ab. Grundsätzlich kann eine Spezialisierung die Kosten reduzieren. Auch der Zukauf abgekalbter Färsen kann sinnvoll sein, wenn qualitative Färsen kontinuierlich verfügbar sind. Dann erhöhen sich die Stallplätze für melkende Kühe.


Wenn die betrieblichen Bedingungen gegeben sind, hat die eigene Färsenaufzucht aber auch Vorteile, die sich ökonomisch nicht greifen lassen. Unter anderem fällt die Investition in Jungtiere über zwei Jahre vielen Betrieben leichter, als der einmalige Zukauf.


anke.reimink@topagrar.com


Unser Autor


Dr. Sven Grupe, Koesling Anderson LEB GmbH, Sachsen-Anhalt

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