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Deckbullen vom Profi

Lesezeit: 5 Minuten

Eine große Auswahl deckfähiger Vererber bietet Alfons Meyer für Milcherzeuger. Der Rinderhalter vermarktet die Bullen meistens per WhatsApp an Stammkunden.


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Alfons Meyer aus dem südoldenburgischen Drantum (Niedersachsen) hat seine persönliche Nische gefunden. Unter dem Namen „Almedra“ (Alfons Meyer Drantum) zieht er pro Jahr etwa 180 Deckbullen auf und vermarktet diese bundesweit.


Das war nicht immer so. Bis vor rund 20 Jahren hatte Meyer noch Milchkühe. „Wir hätten wachsen müssen, um auf die Veränderungen in Markt und Politik reagieren zu können“, so Meyer. Doch das kam für den Landwirt nicht in Frage, weil er in Quote, Ställe und Tiere hätte investieren müssen.


Weil Meyer die Rinderhaltung aber nicht komplett einstellen wollte, suchte er nach Alternativen. „Wir hatten hin und wieder Deckbullen aufgezogen und verkauft. Weil dieser Markt kaum erschlossen war, haben wir den Betriebszweig immer weiter ausgebaut.“ Heute bewirtschaftet Meyer den Betrieb mit 140 Bullenplätzen gemeinsam mit seiner Frau Monika und seinem Sohn Christoph, der noch in der landwirtschaftlichen Ausbildung ist. Zusätzlich mästen sie 2000 Schweine und betreiben den zugehörigen Ackerbau.


Top-Genetik und Top-Kontakte


Die Grundlage für eine erfolgreiche Deckbullenaufzucht und -vermarktung sind laut dem Rinderhalter qualitativ hochwertige Kälber. Um diese zu finden, nutzt Meyer seine jahrelangen und vertrauensvollen Beziehungen zu Milchviehzüchtern. Einige lassen ihre besten Kühe spülen und erhalten so oft mehrere Kälber derselben Anpaarung.


Davon können die Betriebe meist nur ein Tier an einen Zuchtverband verkaufen, erklärt Meyer: „Doch die Vollbrüder sind zu schade für die Kälbermast. Vielleicht liegen die Bullen im Gesamtzuchtwert (gRZG) ein paar Punkte niedriger als der Bruder an der Station, sind aber im linearen Profil ausgeglichener. Oder die speziellen Eigenschaften des Bullen passen genau für einen meiner Kunden.“ Darüber hinaus verkauft Meyer bis zu zehn Bullen pro Jahr an Besamungsstationen.


Bei der Auswahl der Kälber achtet der Landwirt auf den Gesundheitszustand der Tiere und berücksichtigt mögliche Auffälligkeiten, wie Erbfehler und Krankheiten der Vorfahren. Entscheidend ist für ihn die Abstammung und das genomische Profil. Dazu orientiert sich Meyer an häufig eingesetzten Bullen aus dem Vorjahr. So schätzt er ab, welche Abstammungen zukünftig auf der Vaterseite gefragt sind und welche nicht. „Wir vermeiden zu enge Verwandtschaften und wollen Bullen aufziehen, die die Schwächen der Vererber aus dem aktuellen Besamungseinsatz kompensieren“, erklärt Meyer.


Aktuell suchen viele seiner Kunden Bullen, die keine ansteigenden Becken, steile Beine oder kurze Striche vererben. Daher achtet Meyer auf diese Merkmale. Hornlose Deckbullen sind besonders beliebt. In seltenen Fällen ist auch das Merkmal A2A2 gefragt.


Haltung und Fütterung


Die meisten Bullenkälber kommen mit etwa drei Wochen auf den Hof. Meyer hält sie zunächst in Gruppen mit bis zu 20 Tieren auf Stroh. Mit etwa sechs Monaten kommen die Bullen dann in Vierergruppen auf Spaltenboden in eine umgebaute Diele des Hofs oder einen gepachteten Stall. Die Tiere sollen sich so an den Untergrund gewöhnen, auf dem sie später in der Regel auch stehen.


Die Kälber bekommen eine Mischration aus Gras- und Maissilage, Sojaschrot, Gerste- und Körnermais sowie Heu und Kraftfutter. Ab sechs Monaten verfüttert Meyer kein Heu und Kraftfutter mehr: „Wir wollen die Bullen nicht mästen, sondern auf ihre Arbeit als Deckbullen vorbereiten“. Meyer wäscht sie regelmäßig und macht sie mit Lockfutter handzahm. Er vermarktet die Bullen nur führig und umgänglich. Vor dem Verkauf mit etwa zwölf bis 14 Monaten lässt er alle Bullen bei sich kören. Das Angebot mit eigenen Holsteintieren ergänzt Meyer mit aufgezogenen Fleckvieh-Deckbullen. Die wählt er in Bayern selber aus und vermarktet sie an Betriebe im Norden.


Vertrauen und Zuverlässigkeit sind Meyer bei der Vermarktung wichtig. Er verkauft keine Bullen, die während der Aufzucht erkranken, durch ein bösartiges Verhalten auffallen oder Mängel im Exterieur zeigen. „Ich könnte diese Bullen günstiger abgeben. Aber die schlechte Qualität würde auf mich zurückfallen.“ Der Landwirt vermarktet seine Bullen ab einem Preis von etwa 1500 €. Für Vererber, die genetisch hornlos sind, eine besondere Abstammung oder hohe Zuchtwerte haben, liegen die Preise entsprechend höher.


„Vielen Kunden gefällt die große Auswahl an einem Standort und der feste Ansprechpartner“, sagt Meyer. Er vermarktet die Bullen vor allem per Telefon und WhatsApp, womit er mehr als 1000 Kontakte erreicht. Bullen, die zur Vermarktung bereit und noch nicht verkauft sind, fotografiert Meyer und stellt das Foto mit einigen Infos in eine WhatsApp-Gruppe. Meist sind die Bullen dann zwei Tage später verkauft.


Einige Milchviehhalter suchen Bullen mit bestimmten Merkmalen und warten, bis das passende Tier verfügbar ist. Andere Kunden verlassen sich auf seine Expertise. „Ich bekomme dann einige Infos über die jeweilige Herde, um den passenden Bullen zu finden“, so Meyer.


Nachfrage ist groß


„Meine Kunden nutzen die Deckbullen für ihre Jungrinder-Gruppen oder für Kühe, bei denen die künstliche Besamung nicht klappt. Da ist der Bulle arbeits- und kostensparend, denn er übernimmt auch die Brunstbeobachtung“ Für ein sicheres Arbeiten im Stall sei eine separate Bucht zu empfehlen, in die sich der Bulle auch mal wegsperren und fixieren lasse.


Während sich der Großteil der Kunden auf Fotos und Infos verlässt, schauen sich etwa 10% die Tiere vor Ort an. Die verkaufsfertigen Bullen stehen im Präsentationsbereich in Einzelboxen auf Stroh und werden auch vorgeführt. Der Verladebereich ist überdacht und so gebaut, dass auch hohe Lastzüge direkt an die Buchten heranfahren können. Zu Kunden in der Umgebung fährt Meyer die Bullen selbst, ansonsten beauftragt er Transportunternehmen.


Für die Zukunft hat Meyer klare Pläne: „Wir wollen mehr Tiere vermarkten. In diesem Jahr haben wir uns mind. 200 Deckbullen als Ziel gesetzt.“ anke.reimink@topagrar.com

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