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Den Keimen auf der Spur

Lesezeit: 5 Minuten

Wenn die Keimzahl in der Milch steigt, sollten Milcherzeuger und Experten schnell mit der Ursachensuche starten. Das ist nicht immer einfach. Eine Keimzahldifferenzierung kann dabei helfen.


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Sauber gewonnene Milch enthält in der Regel wenig Keime. Als realistisches Ziel sollten Milcherzeuger eine Tankmilchkeimzahl von unter 10000 Keimen/ml anstreben. Steigen die Zahlen deutlich, kostet das bares Geld. Es lohnt sich also, frühzeitig nach Ursachen zu suchen.


Es gibt viele Faktoren, welche die Keimzahl entlang der „Milchstraße“ beeinflussen. Denn saubere Milch beginnt schon im Stall, zum Beispiel mit sauberen Liegeboxen. Je mehr Kühe verschmutzt sind, desto höher ist der Keimgehalt in der Tankmilch (siehe Übersicht). Selbst der beste Melker hat kaum eine Chance, eine Melkroutine einzuhalten und stark verdreckte Kühe gründlich vorzureinigen.


Zusätzlich beeinflusst die effektive Reinigung aller milchleitenden Wege der Melkanlage die Keimzahl. Dazu gehören alle Abschnitte – vom Zitzengummi bis hin zum Tankauslass. Und auch die Melkhygiene kann ein Grund für erhöhte Keimzahlen sein.


Wo entstehen die Keime?


Wer die Keimzahl in der Milch reduzieren will, muss wissen woher diese stammen. Die absolute Zahl gibt darüber wenig Aufschluss. Also müssen Landwirte alle möglichen Ursachen vom Euter bis zum Tankauslass abklären.


Als erste Möglichkeit können Experten die Milchleitungen und den Tank mit UV-Licht ausleuchten, um „unsichtbare“ Ablagerungen sichtbar zu machen. Auch sogenannte Stufenproben sind sinnvoll. Dabei werden Milchproben während und nach dem Melken aus verschiedenen Abschnitten der Melk- und Kühlanlage genommen (z.B. Tank, hinter/vor Plattenkühler, hinter Milchfilter). So lässt sich feststellen, ab welcher Probe die Keimzahl steigt. Ob ein Kühlungsproblem vorliegt, lässt sich mit Tankmilchproben vor bzw. nach jeder Melkzeit bis zur Abholung analysieren. Hilfreich sind auch Temperaturverläufe der Tankmilch (z.B. vom Tankwächter).


Um die Suche zu vereinfachen, können Milcherzeuger beim Tiergesundheitsdienst (TGD) Bayern eine Keimzahldifferenzierung der Tankmilch anfordern. Diese Standardmethode ist seit Jahrzehnten in Nord Amerika etabliert. In den USA nutzen große Herden die Methode als regelmäßiges Monitoring-Tool, um frühzeitig Veränderungen der Keimzusammensetzung der Tankmilch erkennen und zügig Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Im besten Fall noch bevor es zu einem Anstieg der Gesamtkeimzahl kommt.


Welche Keime liegen vor?


Für die Untersuchung braucht es eine Tankmilchprobe vom Tag der Abholung. Diese muss steril von oben aus dem gut durchmischten Tank genommen werden. Eine Probe aus dem Tankauslass ist nicht repräsentativ, da dort das Rührwerk kaum wirkt und sich hitzebeständige Keime überproportional in dem kurzen Rohrstück zwischen Tank und Auslass sammeln.


Für die Keimzahldifferenzierung werden die Proben auf die Gesamtkeimzahl mit Hauptkeim (falls vorhanden), coliforme Keime und hitzebeständige Keime (LPC = laboratory pasteurization count) untersucht.


Bei der Interpretation der Ergebnisse dient die Gesamtkeimzahl als Orientierung. Die offiziellen Ergebnisse der Milchgüteprüfung gehen in die gleiche Richtung, weichen aber von denen der Keimzahldifferenzierung ab. Das hat zwei Gründe: Zum einen wird so gut wie nie die gleiche Probe untersucht und zum anderen handelt es sich um zwei verschiedene Untersuchungsmethoden.


Im Gegensatz zur Bactoscan Methode, die für die Milchgüte-Bestimmung genutzt wird, ist die Keimzahldifferenzierung ein klassisches Anzüchtungsverfahren. Das erlaubt neben der Bestimmung der Gesamtkeimzahl auch das Erkennen des Hauptkeimes. Der Hauptkeim ist der Erreger, der den Großteil der Kolonien auf der Platte ausmacht.


Die coliformen Keime werden herangezogen, um sowohl die Vorreinigung der Kühe als auch die Kühlung zu überprüfen. Verschmutzte Kühe, stark behaarte Euter, Euterduschen (mit oder ohne Abtrocknen) oder andere subobptimale Vorreinigungen stehen oft mit mittelgradig erhöhten coliformen Keimen in Verbindung. Steigt die Zahl der Coliformen deutlich auf mehr als 1000 KbE/ml, deutet das auf Kühlungsprobleme hin.


Keimart: Hinweis auf Ursache


Hitzebeständige Keime sind vor allem ein Indikator für eine ineffektive Reinigung der Anlage. Alte und poröse Gummiteile, manuelle Reinigung, zu geringe Wassermenge oder ein falsch eingesetztes Reinigungsmittel können die Ursache sein. Und auch die Wasserhärte wirkt sich auf die notwendige Menge des Reinigungsmittels aus und muss berücksichtigt werden.


Einen weiteren Einfluss auf die Keimzahl hat das Vormelken der Kühe. Landwirte sollten nicht darauf verzichten. Es ist zum einen gesetzlich vorgeschrieben und zum anderen beugt es hitzebeständigen Keimen vor. Nicht zuletzt rüstet es die Kühe fürs Melken an.


Die einzelnen Indikatorkeime werden nicht individuell, sondern im Zusammenspiel bewertet. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, die Ursachen im Betrieb festzustellen. Sind die hitzebeständigen höher als die coliformen Keime, handelt es sich meist um eine langfristige Keimanreicherung und damit eher um ein Reinigungsproblem. Sind dagegen die coliformen Keime höher als die hitzebeständigen, dann sollten Landwirte den Fokus eher auf den Dreckeintrag bei der Kuh- und Melkhygiene legen.


Risikofaktor Roboter


Bei automatischen Melksystemen kann es zu Kühlungsproblemen kommen, wenn der Roboter nicht ausgelastet ist. Milch, die direkt am Roboter im Sammelbehälter steht, entwickelt sich schnell zur Brutstelle für Keime – besonders bei sommerlichen Temperaturen. Die Zahl der coliformen Keime explodiert dann nahezu. Um das Risiko zu minimieren, sollten Roboter grundsätzlich nach 30 Minuten Inaktivität eine Spülung laufen lassen.


Auch schlecht gekühlte oder isolierte lange Milchleitungen können zu Problemen führen. So traten bei einem Betrieb in der Beratung des TGD Bayern immer wieder hohe Keimzahlen auf. Die Keimzahldifferenzierung deutete auf ein Problem der Kühlung hin. In diesem Fall war die schlecht gekühlte Milch in einer sehr langen Milchleitung das Problem. Bei der Spurensuche vor Ort zeigte sich, dass es eine Rohrkühlanlage gab. Aber die Kühe nutzen die Tränke kaum, deren Wasserzulauf die Milchleitung kühlen sollte. Folglich wurde die Milch nicht ausreichend gekühlt und die Keimzahl stieg bei hohen Umgebungstemperaturen.


Insgesamt lässt sich also sagen, dass Betriebsleiter bei Keimzahlproblemen verschiedene mögliche Ursachen prüfen müssen.


anke.reimink@topagrar.com

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