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„Die Bauern bleiben auf den höheren Kosten sitzen“

Lesezeit: 3 Minuten

Jeden Tag findet an den Regalen des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) eine Volksabstimmung statt: „Wie sollen Bauern produzieren?“ Dabei handelt der Verbraucher leider oft völlig anders als der Bürger.


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Damit der Verbraucher durch seinen Einkauf bestimmte Herstellungsweisen fördern kann, müssen die Produkte natürlich entsprechend gekennzeichnet sein. Dies ist der Grundgedanke der Auslobung von Mehrwert-Milch.


In den Regalen gibt es eine ganze Reihe von Mehrwert-Milchprodukten: Das reicht von Biomilch, GVO-freier Milch und Weidemilch über Fair trade-Milch bis zur Heumilch.


Viele Bauern haben diese Chance erkannt und sind bereit, für jeden Geschmack die entsprechende Milch zu produzieren – in der Hoffnung, damit auch ein paar Euros mehr Gewinn zu erzielen. Mehrkosten durch höhere Futterkosten, Zertifizierung, Stallumbauten oder Aufzeichnungspflichten fallen dabei jedoch an.


Durch die Auslobung wäre also der Grundstein gelegt, die zusätzliche Wertschöpfung solcher Sonderleistungen als Milchgeld auf die Höfe zu bringen. Leider ist der LEH aber meist unfähig, das über angemessene Verkaufspreise auch umzusetzen.


Stattdessen zieht der Handel sogar die Mehrwert-Milchprodukte in gegenseitigen Rabattschlachten zunehmend ins Ramschpreis-Niveau. Was also die Bauern an Mehrwert aufbauen, zerstört der ethisch verantwortungslose LEH durch Rabattschlachten wieder – mangels anderer Verkaufsideen.


Übrig an Mehr-Wert-Schöpfung für die Bauern bleiben dann meist nur noch ein paar Zehntel Cent Mehrerlös. Diese orientieren sich oft nur an den Grenzkosten und leisten deshalb keinen wirklichen Beitrag zu einem höheren Betriebseinkommen.


Wertschöpfungsorientierte Vermarktungsstrategien des LEH, die über das ganze Sortiment wirklich auf Genuss, innere Qualität, Nachhaltigkeit und einen angemessenen Preis abstellen, sind absolute Fehlanzeige!


Ist der erste Mehrwert erst einmal zum nicht mehr extra vergüteten Standard geworden, bleiben die Bauern auf den höheren Kosten sitzen oder liefern ins Ausland. Dann treibt der LEH die nächste Sau durchs Dorf. Er fordert neue, höhere Standards mit neuen Kosten, die die Betriebe schultern müssen. Bestes Beispiel hierfür sind die Entwicklungen in Österreich: GVO-freie Milch ist Standard, ohne dass es für die Bauern einen Cent extra gibt, und der Handel fordert immer neue Milchsorten. So zerstört man nicht nur Milchpreise, sondern vor allem auch die Bereitschaft der Landwirte, immer noch mehr Wertschöpfung zu generieren.


Aus meiner Sicht ist Mehrwert-Milch dennoch eine gute Chance für Milchbauern, sich besonders zu profilieren und dadurch auch mehr Einkommen zu generieren. Aber die wertvollsten Produkte sind nicht gut genug, wenn die Vermarktungsstrategie am Ende „Ramschpreis“ heißt.


Für uns Bauern ist Mehrwert-Milch eine Wertschöpfungschance. Wir sollten sie ergreifen. Aber wir müssen die Standards über unsere Erzeugerorganisationen festlegen, um keine Abhängigkeiten von einzelnen Abnehmern zu erzeugen. Das würde die Vermarktungsmöglich-keiten nur einschränken.


Wir müssen eigene Marken stärken und nicht die Handelsmarken mit Mehrwerten aufladen. Denn Austauschbarkeit behindert Mehrerlöse.

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