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Die Milchbauern sind tief gespalten

Lesezeit: 4 Minuten

In Deutschland werden verschiedene Modelle zur Steuerung der Milchmenge diskutiert. Doch welche Lösung wünschen sich die betroffenen Milcherzeuger? Über 2100 Bauern beteiligten sich an der bundesweiten top agrar-Umfrage.


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Die Milch liefert viel politischen Zündstoff – und das möglicherweise noch auf Jahre hinaus. Denn beim Thema „Freier Markt oder Mengensteuerung“ sind die deutschen Milcherzeuger in zwei gleich große Lager gespalten. Das zeigt die aktuelle Leserumfrage von top agrar.


Aktuelle Stimmung:

Während gut 49% der Teilnehmer für einen freien Markt wie bei Schweinen oder Geflügel votieren, stimmen rund 51% dagegen (Übersicht 1).


Bei der ersten Gruppe dürfte der Wunsch nach freier unternehmerischer Entwicklung überwiegen, bei der zweiten Hälfte dagegen eher die Angst vor ungezügeltem Wachstum, gnadenlosem Wettbewerb und niedrigen Milchpreisen.


Zur Erinnerung: top agrar hatte im August eine Leserumfrage zur Mengensteuerung Milch gestartet, im Heft und im Internet. Das Interesse daran war sehr groß, insgesamt 2143 Fragebögen wurden ausgewertet. Vertreten sind alle Betriebsgrößen, von fünf bis über 1000 Kühe. Das Ergebnis ist zwar nicht repräsentativ, doch es bietet ein aktuelles Stimmungsbild aus der deutschen Milchwirtschaft.


Wie tief bei vielen Bauern der Frust über die staatliche Garantiemengenregelung noch sitzt, zeigt die Übersicht 2. Nur schlappe 18,4% der Teilnehmer wünscht sich eine Rückkehr zur staatlich gesteuerten Milchquote. Die große Mehrheit von rund 82% lehnt sie ab.


Die meisten Milcherzeuger sind enttäuscht von der Unwirksamkeit der EU-Milchquote und genervt von den unerfreulichen Begleiterscheinungen, wie den zahlreichen Änderungsverordnungen, den Härtefallregelungen, den hohen Quotenpreisen, der Superabgabe – und den Sofamelkern. Dem Staat trauen viele Praktiker keine funktionierende Marktsteuerung zu.


Wieso auch, wenn der Staat selbst, die Verwaltungen und viele Politiker in Europa das genauso sehen. Die Wiedereinführung der staatlichen Mengensteuerung durch die EU ist deshalb völlig unrealistisch.


Steuerung durch Molkereien?

Auch einer Marktsteuerung durch die Molkereien trauen viele Milcherzeuger nicht über den Weg. Nur 29% unserer Leser plädieren für eine Molkereiquote (Übersicht 3), fast 71% lehnen sie ab. Vielen Bauern sind die Molkereien und deren Abrechnungsmodalitäten offenbar zu intransparent. Auch die Milchpreisentwicklung der letzten Jahre hat das Vertrauen in die Molkereien nicht immer gestärkt.


Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Frage nach der A/B-Quote, die in Frankreich von etlichen Molkereien praktiziert wird. Dort zahlen die Unternehmen den Bauern je nach Liefermenge zwei oder drei verschiedene Preise. Einen höheren Preis für Milch mit guter Verwertung, einen niedrigeren Preis für Milch mit geringerer Verwertung.


Mit diesem Modell kann sich nur ein Drittel unserer deutschen Bauern anfreunden (Übersicht 4), während es zwei Drittel ablehnen. Nicht ganz zu Unrecht, denn die A/B-Quote bietet den Molkereien einen breiten Gestaltungsspielraum bei der einzelbetrieblichen Quotenzuteilung und bei der Milchpreisgestaltung.


Wenn nach Ansicht unserer Leser weder Staat noch Molkereien die Menge steuern sollten, dann blieben nur noch die Verbände und Organisationen übrig.


DBV oder BDM?

Doch auch bei diesem brisanten Punkt gibt es ein ganz klares Votum: Der Deutsche Bauernverband (DBV) und dessen Landesverbände sollten sich die Mengensteuerung nicht aufhalsen, meinen fast 94% unserer Leser (Übersicht 5). Das ist der höchste Wert in unserer gesamten Umfrage. Nur 6,4% könnten sich dieses Experiment vorstellen.


Woher die überwiegende Ablehnung stammt, lässt sich leicht ausrechnen: Die Bauern wollen die massiven Konflikte, die eine neue Mengensteuerung mit sich bringen würde, nicht in den Berufsstand hineintragen.


Etwas positiver schneidet dagegen eine Mengensteuerung durch den BDM bzw. das Krisenkonzept des BDM/EMB ab (siehe top agrar 3/2015, Seite 50). Immerhin 23% unserer Leser könnten sich diese Lösung vorstellen. Vermutlich kommt die Zustimmung vorwiegend von den BDM-Mitgliedern unter unseren Lesern. Doch die große Mehrheit von 77% lehnt auch diesen Vorschlag ab.


Noch etwas günstiger schneidet die Mengensteuerung durch eine überregionale Erzeugergemeinschaft oder eine Branchenorganisation ab (Übersicht 7). Jeder vierte Leser könnte sich das vorstellen. Doch auch hier geht die überwältigende Mehrheit (72,4%) auf Distanz.


Für viele Milchbauern sind überregionale Organisationen wie BayernMeG und MilchBoard im Alltag nicht präsent. Und eine handlungsfähige Branchenorganisation Milch ist für die allermeisten Praktiker vorerst nur ein theoretischer Ansatz.


Realisten und Optimisten:

Unter dem Strich hat der größte Teil unserer Milcherzeuger eine eher skeptische Distanz zu jeder Form einer Mengensteuerung (Übersicht 8). Und die Bauern sind sehr realistisch: Nur jeder vierte (27,3%) erwartet, dass es in absehbarer Zeit überhaupt eine bundesweite Mengensteuerung geben wird. Rund drei Viertel glauben das nicht.


Am Ende unserer Umfrage überwiegt – trotz aller Probleme – bei vielen Teilnehmern eine gesunde unternehmerische Zuversicht: Obwohl die Milcherzeuger gegenwärtig die schwerste Preiskrise seit Jahren erleben, schaut die überwiegende Mehrheit optimistisch nach vorne (Übers. 9). Rund 84% der Milchbauern in unserer Umfrage gehen davon aus, dass sie auch in fünf Jahren noch Milchkühe halten und Milch produzieren werden. Gemäß der alten Lebensweisheit: Den Optimisten gehört die Zukunft. Berthold Achler

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