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„Die Schritte werden kleiner“

Lesezeit: 5 Minuten

Familie Witte hat bereits mit vielen unterschiedlichen Melksystemen gemolken. Der Betrieb zeigt beispielhaft, wie sich die Milchproduktion seit dem Gründungsjahr von top agrar verändert hat.


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Auf dem Hof Witte in Rheda-Wiedenbrück (NRW) sind vor wenigen Wochen zwei Melkroboter in den Kuhstall eingezogen. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Roboter das Melken der Kühe von Familie Witte übernimmt.


Doch wir beginnen im Jahr 1972, dem Gründungsjahr von top agrar. Markus Witte war damals drei Jahre alt. „Wir hatten 20 Kühe in Anbindehaltung“, weiß er. 1973 investierte der Betrieb in einen Boxenlaufstall für 45 Kühe. Für damalige Verhältnisse war das ein großer Bestand. „Der Stall war dunkel, es gab nur kleine Fenster. Niemand würde heute so einen Kuhstall bauen“, ist sich der Milchviehhalter sicher. Heute ist von dem Gebäude nur noch eine Außenwand zu sehen.


Vom Melkstand zum Roboter


Fortan melkten Wittes in einem Westfalia Fischgräten-Melkstand mit vier Melkzeugen und Glaspokalen für die Milchmengenmessung. „1994 konnten wir einen Betrieb pachten und unseren Bestand auf 80 Kühe aufstocken. In dem Zug erweiterten wir den Melkstand zu einem Doppel-5er-Fischgräte in dem wir drei Jahre gemolken haben“, sagt Ehefrau Annette Witte. Danach zog der Leonardo 1 im Kuhstall ein – das erste automatische Melksystem (AMS) von Westfalia Separator.


„Der Roboter konnte drei Kühe gleichzeitig melken“, erklärt die Landwirtin. In die erste Box gingen die Kühe zum Reinigen der Zitzen. Zum Melken mussten sie anschließend in eine andere Box wechseln. „Wir hatten eine super Betreuung während des ersten Jahres“, erinnert sich das Ehepaar. Der Betrieb Witte war aufgrund der räumlichen Nähe zu Westfalia mit Sitz in Oelde Versuchsbetrieb.


Dennoch: Zufrieden waren sie mit der Technik nicht. „Die Kühe mussten um Ecken laufen, der Roboter hat täglich 200 kWh Strom verbraucht und kam nicht auf mehr als zwei Melkungen pro Kuh und Tag“, erinnert sich Markus Witte. Alarme wurden damals über eine Art Feuermelder übertragen. „Dieser sogenannte Pager kostete 1 € pro Meldung“, weiß der Landwirt noch. Schon damals stellte der Roboter eine große Menge an Daten zur Verfügung. „Für uns waren der Viertelleitwert und die Gesamtmilchmenge pro Kuh und Tag relevant“, erinnert sich Markus Witte. Die Daten lagen allerdings nicht in ausgewerteter Form vor. „Alles in allem war die Technik noch nicht ausgereift, Effizienz spielte noch keine Rolle. Auch wenn wir uns als Landwirte einbringen und Verbesserungstipps geben durften, entschieden wir uns gegen den Melkroboter“, fasst Annette Witte zusammen.


Nicht nur Familie Witte entschied sich gegen das automatische Melken: 2004 nahm auch Westfalia den Melkroboter Leonardo wieder vom Markt. top agrar berichtete damals: Die am Markt angebotenen Roboter seien zwar praxisreif, jedoch müssen die Ansetzvorgänge und Leerzeiten noch verkürzt werden. Zudem würden sehr schmutzige Euter nur unzureichend gereinigt und über Kreuz stehende Zitzen nur schwer gefunden. Auch die Überwachung der Eutergesundheit und der Milchqualität sei bei allen Systemen nur unzureichend gelöst. Und die Datenflut, welche die AMS lieferten, sei nur schwer überblickbar.


Vom AMS zum Melkkarussell


Familie Witte wechselte 2004 zurück zur konventionellen Melktechnik und investierte in einen 24-er Innenmelker. Die Herde stockten sie in dem Zuge auf 120 Kühe auf. „Für uns ist das Thema Arbeitszeit ein großer Faktor“, erklärt Annette Witte die Entscheidung zum Melkkarussell. Denn zum Betrieb gehören nicht nur die Milchkühe, sondern seit 1978 auch Puten (heute 19500), seit 1999 eine 560 kW-Biogasanlage sowie 110 ha Außenwirtschaft. „Beim Karussell waren wir immer zu zweit beim Melken“, erklärt Sohn Patrick. Eine Person war im Stall zum Kühe treiben und Boxen reinigen, die zweite Person war im Melkstand. Mit Reinigungszeit dauerte das Melken anderthalb bis zwei Stunden.


Vom Karussell zum Roboter


Gemeinsam mit seinen Eltern entschied der 31-Jährige, die Melktechnik auf automatisches Melken umzustellen. „Wir haben die Kosten einer Erneuerung des Karussells den Investitionskosten für Melkroboter gegenübergestellt“, erklärt der gelernte Elektriker und Landwirt. Aber auch der Faktor Arbeitszeit spielte eine Rolle. „Wer weiß, wie sich die Personalsituation zukünftig entwickelt“, sagt Markus Witte.


Die Familie schätzt die ausgewerteten Daten, die ihnen das Managementprogramm von Lely zur Verfügung stellt. Sie haben sich für das rote Melksystem entschieden, da ihnen die Roboter und die Managementplattform am besten gefielen. Momentan liegt die Tagesleistung bei 31 l/Kuh. Aktuell kommt der Roboter auf 2,7 bis 2,8 Melkungen pro Kuh und Tag. Die Werte sollen sich verbessern, wenn die Roboter an ihrem endgültigen Platz stehen. „Die Technik von heute ist kein Vergleich zu früher“, ist sich das Ehepaar einig.


In 50 Jahren hat sich viel getan auf dem Betrieb Witte. Wie sieht wohl die Melktechnik der Zukunft aus? „Ich glaube, die Schritte sind nicht mehr so groß wie damals“, sagt Markus Witte. Der Betriebsleiter geht davon aus, dass es zukünftig weiter darum geht, die Effizienz zu steigern und Energie zu sparen. „Das Melken wird aber nicht mehr neu erfunden“, ist er sicher. Davon geht auch Sohn Patrick aus. Seine Zukunft kann er sich ohne Kühe nicht vorstellen. Aufstocken kommt für ihn aber nicht infrage. Vielmehr will er die Tiergesundheit seiner 120 Kühe weiter verbessern. Er sagt: „Spannend bleibt, was Politik und Gesellschaft von uns Landwirten in Zukunft erwarten.“-kgw-

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