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Dreifacher Preis für Kreuzungskälber?

Milcherzeuger besamen ihre Holstein-Kühe mit Fleischrinder-Sperma. Die Kreuzungskälber sind gefragt und teuer – aber kein Selbstläufer.

Lesezeit: 6 Minuten

Milcherzeuger besamen ihre Holstein-Kühe mit Fleischrinder-Sperma. Die Kreuzungskälber sind gefragt und teuer – aber kein Selbstläufer. Worauf zu achten ist, erläutert Tjade Gronau.


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Ihr Viehhändler stellt folgende Frage: „Soll ich dir statt 80 lieber 300 € für ein zwei Wochen altes Bullenkalb zahlen?“ Die Reaktion dürfte bei den meisten Milchviehhaltern klar sein: „Natürlich, was muss ich tun?“ Die Antwort: „Kreuzungskälber aus Fleischrassen erzeugen.“ Doch ist es wirklich so einfach, den Preis für die Kälber „mal eben“ zu verdreifachen?


Kreuzungen im Trend:

Kreuzungskälber aus HF-Tieren und Fleischrassen liegen derzeit im Trend. Und zwar nicht nur bei Milchviehbetrieben, sondern auch bei den Viehhändlern beziehungsweise den Mästern. Die hohen Tageszunahmen sowie Futterverwertungen und guten Fleischqualitäten sind ihnen die deutlich höheren Einstandspreise für die Kälber wert. So erreichen beispielsweise Kreuzungsbullen aus Blauweißen Belgiern und HF-Kühen Lebendgewichte zur Schlachtung zwischen 720 und 780 kg bei bis zu 58% Ausschlachtung.


Derzeit wird die Nachfrage nach Masttieren in Norddeutschland vor allem aus Süddeutschland bedient, wo Fleischrassen wie Fleckvieh eingesetzt werden. Doch das Angebot wird knapper. Zum einen ist auch hier die Milchviehgenetik stärker auf dem Vormarsch. Zum anderen steigen Betriebe aus der Milchviehhaltung aus, die dann als Kälbererzeuger nicht mehr zur Verfügung stehen. Die mit dem Transport aus Süddeutschland verbundenen Kosten sind ein weiterer Grund, weshalb Händler und Mäster sich nach regionalen Alternativen umsehen. Genau hier liegen die Chancen für Milcherzeuger.


Grundsätzlich kann die Erzeugung von Kreuzungskälbern auch in milchbetonte HF-Herden passen. Je nach Nutzungsdauer werden dann etwa 15 bis 30% der „schlechteren“ Kühe mit Fleischrassen belegt. Aus den besseren Tieren wird weiterhin die Nachzucht für Remontierung und gegebenenfalls die Zuchtviehvermarktung gezogen.


Gesextes Sperma:

In der Praxis wird oft das Argument gebracht: „Kreuze ich Fleischrassen ein, schränke ich doch meine Selektionsmöglichkeiten bei den eigenen Färsen ein.“


Das stimmt nicht unbedingt. Denn durch den gezielten Einsatz von weiblich gesextem Sperma für die Nachzucht kann man seine Milchviehlinie auch weiterhin auf eine breite Basis stellen, ohne auf mögliche Zusatzerlöse durch die Kreuzungskälber verzichten zu müssen.


Zudem lässt sich die Gegenfrage stellen: Ist es wirklich sinnvoll, mit den Töchtern der weniger guten Kühe weiter zu züchten und diese Genetik im Stall zu behalten?


Männlich gesextes Sperma passt ebenfalls sehr gut zur Erzeugung von Kreuzungskälbern. Zwar ist dann auch die Besamung etwas teurer, allerdings erzielen die männlichen Kreuzungstiere wegen ihrer guten Masteigenschaften auch die entsprechend hohen Preise von 250 € pro Tier und mehr. Daher kann sich der Einstieg trotz der Portionspreise für gesextes Sperma von 40 bis 60 € durchaus lohnen.


Zum Vergleich: Weibliche Kreuzungstiere werden etwa auf dem Preisniveau von männlichen HF-Kälbern gehandelt. Möglich sind aber auch Preise von über 200 €.


Schwergeburten kein Problem:

Ob nun gesextes Sperma eingesetzt werden soll oder nicht: Entscheidet man sich, Kreuzungs- und Reinzuchttiere parallel zu erzeugen, muss das Fruchtbarkeitsmanagement im Betrieb stimmen! Schließlich muss gewährleistet sein, dass auch wirklich die vorgesehenen Kühe mit Fleischrassen belegt werden. Außerdem sollten wegen der tendenziell schweren bzw. rahmigeren Kälber keine Färsen mit Fleischrassen belegt werden.


Das heißt jedoch nicht, dass Kreuzungskälber automatisch zu Schwergeburten neigen. Durch die Auswahl leichtkalbiger Bullen und eine angepasste Fütterung der Kühe in der Transitphase verlaufen die Geburten meistens unauffällig. So zeigen Untersuchungen aus Bayern, dass der Anteil an Schwergeburten bei Anpaarungen von Braunvieh mit Fleischrassen wie Blauweißen Belgiern und Blonde d’Aquitaine bei rund 3% liegt. Und auch HF-Kühe kommen mit den Kalbungen gut klar, berichten Praktiker.


Stellen Sie beim Einstieg in die Erzeugung von Kreuzungskälbern aber zunächst schrittweise auf Fleischrasse-Bullen um, auch um Erfahrungen mit passenden Bullen, der „richtigen“ Rasse, den Abkalbungen und der Vermarktung zu sammeln.


Blauweiße Belgier beliebt:

Bei den eingesetzten Fleischrassen sind Blauweiße Belgier sehr verbreitet, sie machen mittlerweile über 50% der Fleischrassen-Erstbesamungen aus. Die Mäster schätzen ihre hohen Mastleistungen und den guten Schlachtkörperwert. Zudem sind die Kälber unkompliziert in der Aufzucht: Sie sind vital, gesundheitlich robust und saufen gut – gerade für den Milcherzeuger, bei dem sie die anfängliche Tränkephase verbringen, ein großer Vorteil.


Etwas in Verruf geraten sind die Blauweißen Belgier in Reinzucht in der Vergangenheit durch das sogenannte Doppellender-Gen, das für eine extreme Bemuskelung sorgt und Schwergeburten fast schon garantiert. Bei diesen Tieren sind Kaiserschnitte die Regel. Mittlerweile gibt es aber geprüfte leichtkalbige Blauweiße Bullen ohne die Veranlagung zur Doppellendigkeit, bei denen die Geburten keine Probleme bereiten.


Rasse und Geschlecht alleine genügen aber nicht, um Top-Preise für die Kreuzungskälber zu erzielen. Wie in der Färsenaufzucht entscheidet auch bei den Masttieren die Aufzucht über das spätere Leistungsvermögen der erwachsenen Tiere.


Deshalb sind viele Mäster und Viehhändler bereit, für die besten Kälber aus homogenen Partien auch Preisaufschläge zu bezahlen. Gefragt sind vor allem drei Wochen alte Kälber mit über 55 kg, die je nach Qualität zwischen 250 und 300 € gehandelt werden.


Mehr Arbeit, mehr Milch:

Für den Milchviehbetrieb verlängert sich die Tränkephase damit um mindestens eine weitere Woche. Kreuzungskälber sind also arbeitstechnisch keineswegs ein Selbstläufer, wenn Arbeitszeit auf dem Betrieb ohnehin der begrenzende Faktor ist.


Höhere Erlöse von bis zu 500 € pro Tier lassen sich erzielen, wenn die Kälber im Alter von fünf bis sechs Wochen und mit Gewichten von bis zu 90 kg vermarktet werden.


Um die Kälber bereits während der Tränkephase auf hohe Leistungen zu trimmen, ist die ad libitum-Tränke bis zur vierten Aufzuchtwoche das Mittel der Wahl. Das festigt zum einen das Immunsystem der Kälber, zum anderen steigen dadurch die Zunahmen der Kälber, was wiederum für höhere Erlöse beim Verkauf sorgt.


Das funktioniert in der Regel problemlos, weil die Belgier-Kreuzungen einerseits viel saufen, andererseits wenig zu Durchfall neigen. Eine entsprechende Hygiene und Sorgfalt sind natürlich vorausgesetzt!


Wie das Fruchtbarkeitsmanagement muss der Betrieb also auch die Tränkephase im Griff haben. Ist letzteres nicht der Fall, stimmen auch die Qualitäten nicht. Das schlägt sich in der Mastleistung und damit niedrigeren Erlösen für die Kälber nieder. -pl-

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