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Ein Deckel für die Lasagne

Lesezeit: 7 Minuten

Ein automatisches Silo-Abdecksystem spart Arbeit und erleichtert eine Schicht-Silage. top agrar stellt zwei Systeme aus den Niederlanden vor.


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Ein 60 m langes Silo allein in 20 Minuten abdecken – geht das? Keine Frage: Mit herkömmlicher Folie plus Beschwerung wie z.B. mit Sandsäcken wäre das undenkbar. In den Niederlanden jedoch wird eine neue Technik immer beliebter. Zwei Hersteller decken das Silo automatisch mit einer wiederverwendbaren Folie ab. Mit Wasser gefüllte Schläuche beschweren diese, sodass kaum Handarbeit nötig ist. In weniger als einer halben Stunde sollen sich damit Silos mit ca. 60 m Länge von einer Person abdecken lassen.


Die Idee geht auf den Milchviehhalter Hotze Bosch im friesischen Swichum zurück. Für eine konstante Futterration entwickelte er im Jahr 2001 ein Raufutterkonzept, bei der das in der Vegetationsperiode anfallende Gras in 10 bis 14 horizontalen Schichten übereinander einsiliert wird. Wegen der Schichten wird diese Form in Holland auch als „Lasagne-Silo“ bezeichnet. Damit ein Lasagne-Silo auch arbeitstechnisch machbar ist, hat Bosch das Abdecksystem als Alternative zur Nutzung von Silofolien, Autoreifen, Gurten oder Sandsäcken entwickelt und im Jahr 2003 auf dem eigenen Betrieb umgesetzt.


Plane auf der Rolle:

Das System basiert darauf, dass eine schwere Polyethylen-Plane auf einer Rolle aufgerollt ist. Diese Rolle ist auf einem Trägersystem befestigt, das auf Rollen vor und zurück bewegt werden kann. Die Träger können Silos bis ca. 25 m Breite abdecken.


Bei breiteren Silos dagegen stehen die Träger rechts und links außen neben der Silowand und sind so hoch, dass die Rolle mit der Plane über die Wände herausragt. Ist das Silo befüllt, fahren die beiden Träger gleichmäßig nach hinten und rollen die Folie dabei ab. Auf der Folie sind im Abstand von ca. 2 m Schläuche mit 20 cm Durchmesser befestigt. Am Rand, wo die Folie mit der Silowand abschließt, haben die Schläuche 30 cm Durchmesser. Je nach Durchmesser bringen sie ein Gewicht von 30 bis 80 kg/m. Ist die Plane komplett abgerollt, werden die Schläuche per Pumpe mit Wasser gefüllt. Der gesamte Vorgang mit Abdecken und Befüllen mit Wasser dauert zwischen 90 und 120 Minuten bei einem 60 m langen Silo. Das Leeren und Öffnen dauert dagegen 20 bis 30 Minuten.


Fahrbare Träger:

Ein selbstfahrendes Trägersystem mit der Rolle lässt sich dank der um 90 Grad schwenkbaren Räder von einem Silo zum nächsten fahren. Damit muss der Betrieb zwar für jedes Silo eine eigene Folie anschaffen, jedoch nur ein Abrollsystem.


Dieses System lässt sich z.B. zum Einsilieren von Grasschnitten zur Seite fahren, damit die Lade- oder Häckselwagen durch das Silo hindurch fahren können. Beim Anbieter EasySilage kann der Landwirt die Rolle auf dem Silo ablegen und muss nur das Trägersystem bewegen. Außerdem lässt sich bei diesem Hersteller das Trägersystem in der Höhe verstellen, um auch bei befülltem Silo unter der Rolle hindurchfahren zu können.


Hydraulikantrieb für Rolle:

Zum Aufrollen – zum Beispiel zum täglichen Füttern oder zum Einsilieren weiterer Silageschichten – wird das Ende der Folie mit mehreren Gurten an der Rolle befestigt. Diese wird hydraulisch angetrieben und wickelt die Folie allmählich auf. Über einen zweiten Hydraulikmotor wird das Fahrwerk der Träger angetrieben.


Da die Folie beim Aufrollen nach oben gezogen wird, läuft das Wasser in den Schläuchen über das natürliche Gefälle nach hinten. Steigt der Druck in den Schläuchen an, pumpt die angeschlossene Pumpe das Wasser in ein Becken bzw. in einen Graben. In der frostfreien Zeit wird zum Befüllen der Schläuche Grund- oder Grabenwasser verwendet. Im Winter dagegen verwenden die Firmen Salzwasser aus einem geschlossenen System. Frostschutzmittel kommt nicht zum Einsatz. Denn das würde die Silage unbrauchbar machen, falls ein Schlauch platzen sollte.


Je nach Silobreite und -länge sowie der Ausstattung kostet eine derartige Siloabdeckung zwischen 50000 und 60000 €. Das System bringt nach Aussage der Firmen folgende Vorteile:


  • Die Folie hat nach Herstellerangaben eine Haltbarkeit von mindestens zehn Jahren. Damit entfallen Kosten für den jährlichen Neukauf der Silofolie sowie für deren Entsorgung. Auch sind keine Reifen, Sandsäcke o.ä. zur Beschwerung mehr nötig.
  • Bislang wurden Fahrsilos u.a. so konzipiert, dass sich Sandsäcke oder Reifen zum Abdecken bequem über die Seitenwand heben lassen. Das hat die Höhe der Silowände begrenzt. Mit dem neuen Abdecksystem lassen sich Wandhöhe, Breite und Länge des Silos für den Bedarf des Betriebes (Kuhzahl, Vorschub pro Tag usw.) optimieren. So ist bei Betrieben mit Weidehaltung im Sommer nur ein Silo für die Winterfütterung nötig. Bei Stallfütterung auch im Sommer wird dagegen aus einem Silo gefüttert, während das andere nach und nach befüllt wird.
  • Bei entsprechend großen Silos mit Durchfahrt zu beiden Seiten ist ein schnelles Entladen in der Ernte möglich. Damit reduzieren sich die Kosten für den Lohnunternehmer.
  • Die Arbeitserleichterung ermöglicht, das Silo mehrmals im Jahr kurzzeitig zu öffnen und mehrere Grasschnitte sowie Maissilage übereinander einzusilieren (wegen der einzelnen Schichten in Holland „Lasagne-Silage“ genannt). Damit ist eine ganzjährig gleichmäßige Grundfutterration möglich.
  • Weil das Abdecken kein großer Zeitfaktor mehr ist, muss der Betrieb nicht die gesamte Fläche pro Schnitttermin auf einmal ernten, sondern kann bei unsicheren Wetterlagen oder ähnlichem auch nur Teilflächen einsilieren. Dazu kann er bei Bedarf auch eigene Technik verwenden, weil er nicht unbedingt mehr auf die Schlagkraft des Lohnunternehmers angewiesen ist.
  • Auch spätere Schnitte mit weniger Erntemenge wie der dritte oder vierte Schnitt lassen sich einsilieren. Damit ist keine Ernte von Rundballen mehr nötig.
  • Die Entnahme von Futter für das Jungvieh ist aus dem gleichen Silo möglich, in dem man nur die oberen Schichten der späteren Schnitte entnimmt.
  • Weil immer nur kleinere Schichten übereinander einsiliert werden, wird die Silage besser verdichtet und die Silierverluste reduzieren sich.
  • Auch bei der täglichen Fütterung spart der Betrieb Zeit. Das Aufrollen der Folie dauert nur wenige Minuten pro Tag. Außerdem kann die Fütterung aus einem Silo erfolgen, was Zeit bei der Futterentnahme spart.
  • Da die Folie beim Füttern im Winter hochhängt, kann kein Regenwasser über die Plane nach vorn über die Anschnittsfläche laufen. Das verbessert die Silagequalität und reduziert die Menge an Schmutzwasser, die aufbereitet werden muss.


Silokonzept muss passen:

Das Abdecksystem lässt sich auch bei bestehenden Silos nachrüsten. „Der Betrieb sollte allerdings prüfen, ob es nicht günstiger ist, das bisherige Fütterungssystem zu erneuern. Denn oft wurden in der Vergangenheit Silos zu klein gebaut“, sagt Jan Sake Bosch, Geschäftsführer des Anbieters Agridek.


Um die Vorteile des Systems nutzen zu können, sind gewisse Voraussetzungen nötig:


  • Die Größe des Silos muss so bemessen sein, dass die Silage möglichst nicht höher als die Wandhöhe siliert wird. Denn damit die schwere Folie auf der Rolle korrekt aufgewickelt werden kann, ist sie in der Regel so breit wie das Silo.
  • Will er dagegen ein selbstfahrendes System für zwei oder mehr Silos nutzen, sollten zwischen den Silos mindestens ein Meter Platz und an Vorder- und Rückseite der Silos 10 m Platz vorhanden sein. Der Untergrund muss für das Fahrwerk außerdem betoniert sein.


Hinrich Neumann

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