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Ein Hof mit Eisdiele

Lesezeit: 5 Minuten

Landwirtin Anke Knuf stellt Eis aus der Milch ihrer Kühe her. Sie investierte 100000 € und gründete die Marke „GrenzLandeis“. Das Ziel: Eine höhere Wertschöpfung für einen Teil der Milch und Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft.


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An heißen Tagen kommen für eine Portion „GrenzLandeis“ viele Radfahrer auf den Betrieb von Anke Knuf. Sie finden Erdbeer- oder Stracciatella-Eis, stoßen aber auch auf Becher mit exotischen Sorten wie Pistazie oder Mango. Der Betrieb der Junglandwirtin liegt im nordrhein-westfälischen Bocholt, direkt an einem Radweg an der niederländischen Grenze. „So ist auch der Name ‚GrenzLandeis‘ entstanden“, erklärt die 36-Jährige.


Knuf führt einen konventionellen Milchviehbetrieb mit 330 Kühen und 180 ha Futterbau. Seit 2015 stellt sie unter der Marke „GrenzLandeis“ eigenes Eis her und vermarktet es ab Hof. Zusätzlich betreibt sie eine Milchtankstelle und ein Hühnermobil. Die Produkte verkauft sie ebenfalls ab Hof.


Eis statt aufstocken


„Anstatt meinen Tierbestand zu vergrößern, wollte ich etwas besonderes schaffen“, erklärt die Betriebsleiterin. Es sollte etwas mit mehr Wertschöpfung sein. „Hinzu kommt: Ich hatte immer schon Schulklassen bei mir im Kuhstall. Nur leider konnte ich den Kindern nie etwas von der Milch zum Probieren geben“, so Knuf. Im Wochenblatt für Landwirtschaft & Landleben entdeckte sie einen Beitrag über die Eisherstellung eines Landwirts. Knuf erinnert sich: „Das war der Startschuss.“


Umsetzung trotz Gegenwind


Bis die Landwirtin das erste Eis verkaufen konnte, war es ein langer Weg. Sie suchte den Kontakt zu Branchenkennern und machte sich über die Eisproduktion schlau. Eine landwirtschaftliche Beraterin riet ihr gar von dem ganzen Konzept ab. Sie kalkulierte allerdings mit einer deutlich geringeren Produktionsmenge, als Knuf tatsächlich verkaufen konnte. „Davon ließ ich mich nicht abhalten“, blickt sie zurück.


Schließlich ist sie auf einen Großhändler für Eisbedarf gestoßen. Er stellte die gesamte Technik bereit und gab der Landwirtin die Eisrezepturen. Von den damaligen Rezepturen ist allerdings nicht mehr viel übrig geblieben. „Ich wollte meine eigene Note setzen“, sagt die Milchviehhalterin.


In den vergangenen fünf Jahren hat Knuf 20 Eissorten entwickelt. Sorten wie Spekulatius bietet die staatlich geprüfte Agrarbetriebswirtin nur in den Wintermonaten an. Für die Verarbeitung hat sie zwei Teilzeit-Mitarbeiterinnen eingestellt. In einem abgetrennten Raum pasteurisieren sie als erstes die Rohmilch. Im Anschluss stellen sie den sogenannten Eismix her. „Der ist für alle Sorten gleich“, erklärt die Direktvermarkterin. Zusätzlich zum Eismix gelangen je nach Sorte Bananen, Zitronen oder Haselnüsse in die Mischung. „Der Großteil der Sorten hat einen Milchanteil von mehr als 70%. Daher kann ich sie als Milcheis bezeichnen“, sagt Knuf.


Mit einer Abfüllmaschine können die Mitarbeiterinnen am Folgetag rund 1000 Becher Eis à 100 ml produzieren. Das sind in Summe 100 l Eis.


SB-Eisdiele mit Automat


Den 100 ml-Becher verkauft die Milcherzeugerin für 1,30 €. Für einen Liter Milcheis benötigt sie ungefähr 700 ml Rohmilch. Zum Vergleich: Bei der Lieferung zu ihrer Molkerei Arla erhält sie aktuell rund 34 ct/kg Milch.


Die Kunden können das Eis in der am Betrieb angegliederten Selbstbedienungs-Eisdiele von 7 bis 21 Uhr beziehen. „Die meisten Einheiten verkaufe ich von März bis September. Mehr als 50000 Becher waren es 2019“, verrät Knuf. Stracciatella und Schokolinse sind die Dauerbrenner. Banane und Pistazie laufen nicht so gut. Damit die Eisproduzentin dem Ansturm im Sommer gerecht wird, produziert sie bereits im Winter und Frühjahr vor. Das Eis ist drei Monate lang haltbar.


Der Bezahlvorgang bei GrenzLandeis beruhte bis zu diesem Sommer auf Vertrauensbasis. Im Verkaufsraum standen eine Kasse und ein Teller mit Wechselgeld. „Leider funktionierte das System aber nicht bei allen Kunden“, erklärt sie. Deshalb investierte die Direktvermarkterin dieses Jahr in einen Automaten, der den Eisverkauf für sie übernimmt.


Alleinstellungsmerkmal


Die Landwirtin kann das Eis nicht an Wiederverkäufer abgeben. Dafür bräuchte sie eine EU-Zulassung. „Anfangs hat mich das geärgert. Aber inzwischen finde ich es gut, dass ich das Alleinstellungsmerkmal ‚GrenzLandeis‘ habe und kein anderer aus der Region mein Eis verkauft“, sagt sie. Das hat auch den Vorteil, dass sie die gesamte Verkaufsmarge für sich behält. Um für andere Verkäufer zu produzieren, müsste sie außerdem investieren, um ihre Produktionskapazitäten zu erweitern.


Beim Marketing setzt die Milcherzeugerin auf die Weiterempfehlungen ihrer Kunden. Inzwischen sind viele ihrer Gäste Stammkunden. Neue Kunden wirbt sie auf ihrem Facebook-Kanal „GrenzLandeis“ mit mehr als 3000 „Gefällt mir“-Angaben. „Nach einem erfolgreichen Post steigt der Eisabsatz“, schildert sie ihre Erfahrung. Zusätzlich profitiert sie davon, dass es in ihrer Ortschaft Barlo mit mehr als 2000 Einwohnern keine andere Eisdiele gibt.


Und unterm Strich?


Eine höhere Wertschöpfung und eine eigene Marke scheinen sich auszuzahlen: „Die Rentabilität von ‚GrenzLandeis‘ war in zwei Jahren höher als die der reinen Milchproduktion,“ sagt die Landwirtin. Und das obwohl sie nur 0,3% ihrer Milchmenge, also knapp 7000 l pro Jahr, als Eis oder Milch direkt vermarktet. „Die Investition aus Eigenmitteln von 100000 € für die Technik und den Verkaufsraum haben sich gelohnt“, resümiert sie. „Ein positiver Nebeneffekt ist, dass ich durch den Eisverkauf vielen Menschen Einsichten in meine Tierhaltung geben kann.“Henning Dicks


kirsten.gierse-westermeier


@topagrar.com


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Dieser Beitrag ist zuerst im Magazin f3- farm.food.future erschienen.

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