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Ein Hofladen in der Stadt

Lesezeit: 5 Minuten

Der Milchhof von Familie Schulte Bisping in der Nähe von Münster konzentriert sich voll auf die Direktvermarktung. Drei der fünf Kinder sind eingestiegen. Mit einem Hofladen in der Innenstadt wollen sie den Absatz ankurbeln.


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Mitten in Münster, zwischen Bekleidungsgeschäften, Drogerien und Kneipen, gibt es Käse, Wurst und Eier direkt vom Landwirt. Der Schriftzug „Auenhof“ und große Schaufenster laden zum Einkaufen ein.


Der rund 100 m² große „City-Hofladen“ ist hell und modern gestaltet. Hier verkauft Familie Schulte Bisping aus Telgte bei Münster (NRW) die eigenen Milch- und Fleischprodukte (siehe Zusatzinfo „Der Auenhof“, Seite R28).


„Die Idee für den Laden in der Stadt hatten wir schon länger. Als die Coronakrise begann, konnten wir entweder den Kopf in den Sand stecken oder durchstarten – wir haben uns für Letzteres entschieden“, sagt der älteste Sohn Sebastian Schulte Bisping. Schließlich sei mit der Krise auch die Wertschätzung für hochwertige Lebensmittel gestiegen und Verbraucher kochten mehr zuhause.


City-Hofladen


Der Laden ist eines der Projekte, die der gelernte Banker angeschoben hat. Er hat einen gut bezahlten Job aufgegeben und treibt die Direktvermarktung zusammen mit seinen Brüdern Felix und Florian sowie Mutter Birgit voran.


„Der Verkaufsladen hat für uns viele Vorteile: Im Gegensatz zum Absatz im Supermarkt gibt es keinen Zwischenhändler, der zusätzlich verdienen will. Außerdem bieten wir bereits mehr als 150 Produkte an, darunter Milchprodukte sowie das Fleisch unserer Rinder, Schweine und Hähnchen plus Eier aus dem Hühnermobil. Eine gute Voraussetzung für einen eigenen Laden“, so Schulte Bisping. Nicht zuletzt bietet die Innenstadtlage in der 300000 Einwohner Stadt viele Vorteile. Auch im Vergleich zum Hofladen am Betrieb, der etwa 15 km außerhalb liegt.


Nach der Entscheidung für ein Geschäft in der Innenstadt im Frühjahr hatte der Betrieb Glück bei der Suche nach den passenden Räumlichkeiten. Nach dem Unterzeichnen des Mietvertrages und der Renovierung konnten sie bereits Anfang August eröffnen.


Aus der eigenen Produktion


Das Konzept des Hofladens in der Stadt scheint aufzugehen. „Die Zahl der Kunden nimmt stetig zu. Und wir bekommen viel positive Rückmeldungen“, berichtet Sebastian Schulte Bisping. Der Betriebswirtschaftler will genaue Verkaufsumsätze nicht preisgeben, zeigt sich aber „zufrieden“ mit dem Start. Im Hofladen sind eine Vollzeit-Verkäuferin sowie drei 450 €-Kräfte angestellt. Zusätzlich ist auch Sebastian Schulte Bisping im Laden.


Die meisten Produkte im Hofladen stammen aus der eigenen Molkerei und Käserei. Familie Schulte Bisping produziert dort Frischmilch, 30 verschiedene Sorten Käse (darunter Frischkäse, Weichkäse, Schichtkäse, Hirtenkäse sowie Schnitt- und Hartkäse mit unterschiedlichen Kräutern), Frucht- und Naturjoghurt, Quark, Butter sowie weitere Produkte.


In der Käserei trägt der zweitälteste Sohn und Molkereimeister Florian Schulte Bisping die Verantwortung. Er betont die besondere Qualität der Produkte: „Wir nutzen alte Rezepturen. Dabei bleiben alle unnötigen Zusatzstoffe draußen. Wir profitieren außerdem von unseren jahrelangen Erfahrungen.“ Ursprünglichkeit und Natürlichkeit sind ihm besonders wichtig.


So setzt der Auenhof beispielsweise auf nachhaltige Verpackungen. Die dünnen Becher von Joghurt oder Quark enthalten wenig Kunststoff und lassen sich von dem recycelbarem Papiermantel trennen. Das sei umweltfreundlicher als zum Beispiel die Reinigung eines Pfandglases mit Einsatz von Einwegdeckel aus Kunststoff, Lack und Aluminium. Die Frischmilch ist in Pfandflaschen aus dem Kunststoff Tritan abgefüllt, die sich bis zu 800 Mal wiederbefüllen lassen.


Zusätzlich zu den Lebensmitteln verarbeitet Birgit Schulte Bisping die Milch zu Milch-, Quark- und Joghurtseifen sowie zu festen Shampoo-Stücken. Dabei setzt sie auf natürliche und regionale Fette und Öle.


In der Molkerei verarbeitet die Familie bereits seit einigen Jahren fast die gesamte Milch der eigenen Herde. Der Tankwagen der Molkerei kommt nur noch bei Bedarf und in unregelmäßigen Abständen auf den Hof.


Mehrpreis für Mehrwert


Den hohen Aufwand und viel Handarbeit bei der Milchverarbeitung und der Haltung der Tiere bepreist Familie Schulte Bisping entsprechend. So kostet der Liter frische Vollmilch 1,49 € (plus 1 € Pfand), 500 g Naturjoghurt 1,39 € und den Käse gibt es ab 20 € pro kg. Die Kunden sind bereit, diesen Mehrpreis zu zahlen: „Und wenn am Montag die Hähnchenbrüste ausverkauft sind, haben die Kunden dafür Verständnis. Das verdeutlicht, dass wir keine Großmengen produzieren“, sagt Sebastian Schulte Bisping.


Etwa die Hälfte der Produkte vertreibt der Auenhof über andere Hofläden, das Warenhaus „Manufactum“, Supermärkte sowie Cafés und Bäckereien. Zudem sind sie bei der Plattform „CrowdFarming“ gelistet, die Produkte von Landwirten direkt an Endkunden vermittelt. Die andere Hälfte der Milch-, Fleisch- und Eiwaren vermarktet der Auenhof über den Stadtladen sowie den Laden und einen Warenautomat an der Hofstelle in Telgte.


Weiter wachsen


Der City-Hofladen ist nicht der letzte Wachstumsschritt des Auenhofes. Sie halten sich einige Optionen bei der Direktvermarktung offen. Unter anderem forcieren sie das Geschäft mit den Wiederverkäufern, das stetig steigt.


Um der zunehmenden Nachfrage gerecht zu werden, will der Betrieb außerdem erweitern. Ein zweites Hühnermobil ist bereits bestellt. Zusätzlich soll 2021 eine neue Käserei in Containerbauform auf dem Hof entstehen. Dort kann der Betrieb nach eigenen Angaben „wesentlich mehr Milch verarbeiten“.


Die Brüder machen deutlich: „Wir setzen den Fokus auf die Direktvermarktung, da wollen wir weiter wachsen. Schließlich können wir dabei Karten spielen, die kein anderer auf der Hand hat.“


anke.reimink@topagrar.com

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