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Ein Hund für Kühe und Familie

Lesezeit: 6 Minuten

Die Kühe von der Weide holen, nachtreiben und hüten – nach einer guten Ausbildung ist das ein Leichtes für einen Border Collie. Wir haben eine Landwirtin besucht, die mit ihrem Hund arbeitet.


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Begeistert von Border Collies ist Anna-Katharina Niedermaier, seit sie 2013 ein halbes Jahr auf einem Milchviehbetrieb in Neuseeland verbrachte. „Auf dem externen Aufzuchtbetrieb halfen mehrere Border Collies beim Umtreiben und Aussortieren der Nachzucht und Kalbinnen“, erinnert sie sich. Seitdem steht für sie fest: „Wenn ich mal einen Hund bekomme, dann soll er mir auch bei den Kühen helfen.“ Denn die 26-Jährige will den Betrieb in Altenmarkt (Bayern) in Zukunft überwiegend alleine führen. Dabei kann sie die Unterstützung und manchmal auch den Schutz eines Hundes gut gebrauchen.


Vor einem Jahr war es dann so weit: Die Familie baute gerade den Anbindestall zu einem Laufstall um und erweiterte ihn um eine Fresshalle sowie Jungvieh- und Kälberbereich für insgesamt 50 Kühe mit Nachzucht. Trotz oder gerade wegen des Stresses, den die Bauphase mit sich brachte, wollte Anna-Katharina Niedermaier endlich einen Hund.


Der Richtige für die Rinder


In Deutschland einen Border Collie zu finden, der sich für die Hütearbeit an Kühen eignet, ist jedoch nicht so einfach. Über die Seite der Arbeitsgemeinschaft Border Collie Deutschland fand sie schließlich den Kontakt von Melanie Georg (www.gid-border-collies.com). Georg züchtet Border Collies und bildet diese zu „Stock Dogs“ aus. Das sind sogenannte Koppelgebrauchshunde für die Arbeit mit Schafen und/oder Rindern. Außerdem bietet sie Trainings für Hunde und ihre Besitzer an. Neben Hunden aus der eigenen Zucht vermittelt und verkauft Georg auch Tiere aus dem Ausland. In Frankreich oder den USA ist das Angebot von Zuchthunden, die man an Rindern ausbilden kann, deutlich größer als in Deutschland. Auch „Nestor“, der Hund von Anna-Katharina Niedermaier, kam so aus der Schweiz nach Deutschland.


„Eigentlich wollte ich einen Welpen, aber ganz ohne Vorkenntnisse ist es schwer mit einem nicht ausgebildeten Hund einzusteigen“, sagt Niedermaier. Nestor war 2,5 Jahre alt als sie ihn kennenlernte. Zu dem Zeitpunkt war er in der Schweiz sowie auf dem Hof von Melanie Georg in Walldürn (Baden-Württemberg) bereits für die Arbeit mit Rindern antrainiert – also ein sogenannter Lehrling. ▶


Alle müssen lernen


Im nächsten Schritt musste Anna-Katharina Niedermaier lernen, mit ihrem Hund umzugehen. Mehrere Tage verbrachte sie bei Melanie Georg, um an deren Schafherde die wichtigsten Befehle und den richtigen Umgang mit Nestor zu üben und zu verinnerlichen. Denn Kommandos wie „Push“, „Stop“ und verschiedene Pfeiftöne müssen immer im richtigen Moment kommen, damit der Hund weiß was zu tun ist. Also ob er die Herde z.B. von rechts oder links treiben soll, oder ob er den Druck reduzieren soll und sie ein Stück laufen lässt. „Die größte Herausforderung war für mich, die Befehle und den Umgang zu verinnerlichen. Ohne Erfahrung mit Hütehunden ist anfangs also schon ein wenig eigener Einsatz nötig“, gibt Niedermaier zu.


Nach diesen Übungen setzten die beiden die Arbeit auf dem Hof von Niedermaier fort. Denn auch die 50 Fleckviehkühe mussten lernen, wie sie den Hund zu nehmen haben. Für das sogenannte „Einhüten“ kam Georg mit einem erfahrenen Border Collie auf den Hof von Niedermaier. „Beim Einhüten muss jede Kuh einmal Kontakt mit dem Hund haben, also wissen, dass sie ihm ausweichen sollte. In der Regel machen wir das auf der Weide wo die Kühe Platz haben. Die meisten von ihnen akzeptieren den Hund von allein, nur einzelne testen ihre Grenzen aus. Dann muss der erfahrene Hund auch mal Zähne zeigen“, erklärt Georg.


Helfer und Familienhund


Inzwischen sind Anna-Katharina Niedermaier und Nestor ein eingespieltes Team: Zusammen holen sie die Kühe morgens und abends von der 11 ha großen Weide zum Melken. Niedermaier steht am Weidetor und gibt ihrem Hund das Kommando loszulaufen. In einem großen Bogen läuft er hinter die Herde, die sich sofort in Bewegung setzt. Dabei muss er darauf achten, dass keine Kuh aus der Herde ausschert. Auf Niedermaiers Pfeiftöne hin flankiert er links und rechts an der Herde entlang und legt sich beim „Stop“ unvermittelt hin, um den Kühen Zeit zu geben.


Niedermaier und Nestor begleiten die Kühe gemeinsam durch den Stall bis in den Wartehof. Warten heißt es dann auch für Nestor: Er nimmt auf seiner Liege hinten im Melkstand Platz bis er die nächsten Tiere zum Melken holen darf. „Zurzeit gehe ich dann noch gemeinsam mit ihm in den Stall: Ich stehe am Ende des Melkstandes und er treibt die Kühe ein. So kann ich ihn korrigieren. Irgendwann soll er auch das alleine können“, so Niedermaier.


Nestors Arbeitseinsatz im Stall endet immer mit einer Dusche unter dem Wasserschlauch. Denn auch nach Feierabend und in der Freizeit ist er ständig an der Seite der Familie.


Keine Krankheiten übertragen


Doch nicht nur für die Freizeit mit dem Hund, auch im Stall ist eine gute Hygiene wichtig. Hunde können verschiedene Krankheiten übertragen. So sind sie z.B. Endwirt für den Erreger Neospora Caninum, der bei Kühen Aborte auslösen kann. Um die Infektion und eine Verbreitung des Erregers zu vermeiden, sollten Hunde nicht an Nachgeburten fressen können, denn damit scheiden Kühe als Zwischenwirte den Erreger aus. „Hundekot sammeln wir immer ein“, sagt Anna-Katharina Niedermaier. So lässt sich verhindern, dass Kühe möglicherweise infizierten Hundekot direkt auf der Weide beim Grasen oder über Grassilage aufnehmen. Nachgeburten entfernt sie direkt aus dem Stall.


Durch regelmäßiges Entwurmen und die nötigen Impfungen sollten Rinder- und Hundehalter zudem für einen guten Gesundheitsstatus des Hundes sorgen. Bei Border Collies existiert ein Gendefekt, der sich durch eine Überempfindlichkeit für Ivermectin äußert und bis zum Tod führen kann. Der Wirkstoff ist in Entwurmungsmitteln für Rinder enthalten. So besteht die Gefahr, dass Hunde ihn über den Rinderkot aufnehmen. Um keine Nachkommen mit Unverträglichkeit zu züchten, testen verantwortungsvolle Züchter ihre Hunde u.a. auf diesen Gendefekt und paaren möglichst defektfreie Hunde miteinander an.


Die wichtigste Bedingung, damit Mensch und Hund ein Team werden können, ist die Freude an dem Hund und die Bereitschaft, immer weiter mit ihm zu lernen und zu arbeiten. Es reicht aber nicht aus, wenn nur der Hund gut ausgebildet ist, sagt Georg: „Der Mensch, der ihn leitet, muss auch wissen was er tut.“


katharina.luetke-holz@topagrar.com

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