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Eine „Kiwi-Farm“ in Afrika

Lesezeit: 5 Minuten

Familie Ballantyne führt ihren Betrieb nach neuseeländischem Vorbild, um so günstig wie möglich zu produzieren.


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Eigentlich würde man die Farm Lanark von Familie Ballantyne in Neuseeland und nicht in Südafrika vermuten: 1 000 Holstein-Jersey-Kreuzungen grasen das ganze Jahr auf den Weiden, einen Stall gibt es nicht, lediglich der Melkstand ist überdacht.


Dabei hat Betriebsleiter Rob Ballantyne aus der Region Knysna (Westkap) bis vor 15 Jahren reinrassige HF-Tiere gemolken. Dann hat er auf ganzjährige Weidehaltung umgestellt, um die Vorteile des Grünlandes zu nutzen und die Kosten der Milchproduktion zu senken.


Im gleichen Atemzug hat er die Rasse gewechselt: Seiner Meinung nach können HF-Tiere wenn sie frisch gekalbt haben nicht genug Futter auf der Weide aufnehmen. Die Folgen wären eine negative Energiebilanz und gesundheitliche Probleme.


400 Kühe/Stunde melken:

Die Milchleistung ist seit der Umstellung gesunken. Zuletzt lag sie bei einem Laktationsstand von 100 Tagen bei ca. 25 l/Kuh und Tag (4,6 % Fett, 3,6 % Eiweiß). „Dennoch verdiene ich jetzt mehr, da die Produktionskosten unschlagbar günstig sind“, sagt der Landwirt.


Die Kühe werden zweimal täglich im 60er-Swing Over-Melkstand gemolken. Durch den Schnellaustrieb liegt der Durchsatz bei ca. 400 Kühen in der Stunde. Pro Schicht sind vier Melker vor Ort. Zu jeder Melkzeit bekommen die Kühe 5 bis 7 kg Kraftfutter (Körnermais und Mineralfutter) im Fressbereich neben dem Melkstand. Eine Proteinzulage gibt es nicht.


Im Juni und Juli stehen alle Tiere trocken. Dann beginnt die Blockabkalbung.


Die größte Herausforderung ist die Fruchtbarkeit der Herde zu steuern. Dennoch verzichtet der Betriebsleiter auf technische Hilfsmittel. Außer dem „Tail paint“, einer Farbmarkierung für zu besamende Tiere, gibt es keinerlei Hilfsmittel. „Egal, wie gut die Technik ist, sie kann ein gutes Management nicht ersetzen“, sagt Ballantyne.


Nach der Abkalbung werden alle Kühe mit einer pinkfarbigen Markierung versehen. Sobald die Tiere besamt wurden, wird eine blaue Farbmarkierung aufgebracht. Somit ist schon von Weitem erkennbar, welche Kühe noch nicht besamt sind. 30 Tage nach der Besamung wird ein Progesterontest durchgeführt und ab dem 42. Tag werden die Kühe per Ultraschall untersucht. 5 bis 6 % der Kühe werden nicht mehr besamt (freiwillige Selektion), weitere 5 bis 6 % der Kühe sind nach drei Monaten nicht trächtig und werden gemerzt. Die Herde erreicht 3,8 Laktationen/Kuh, was im Vergleich zu reinen HF-Herden deutlich besser ist. „Die Kreuzungen können die extreme Hitze besser verkraften, weitere Wege laufen und sind bessere Futterverwerter“, sagt der Landwirt.


Für Ballantyne ist es wichtig, die Kosten genau im Griff zu haben. Da die Aufzucht einer Färse 8 000 ZAR (ca. 660 €) kostet, werden lediglich 240 weibliche Kälber aufgezogen. Die übrigen Kühe werden mit Fleischrassebullen belegt.


Weiden kontrollieren!

Das Klima stellt besondere Anforderungen an das Management. In normalen Jahren fallen ca. 1 000 mm Niederschlag am Standort. Vor drei Jahren waren es nur 500 mm, 2011 dagegen 1 250 mm.


Der Regen fällt im südafrikanischen Winter (Juni bis August). Von November bis März gibt es nur einzelne Regenschauer. Das Klima ist mediterran, sehr mild und im Februar ist die Luftfeuchte sehr hoch, was besonderen Stress für die Kühe bedeutet. Zu diesem Zeitpunkt sind die Tiere altmelkend.


Für den Weidebetrieb stehen dem Betrieb ca. 1 000 ha zur Verfügung, wovon nur 200 ha beregnet werden können. Der Grasbestand besteht aus einem Gemisch von Weidelgras und Klee. Im Sommer wächst die hitzeresistente heimische Grassorte „Kikuyug“ am besten.


Wöchentlich wird der Grasaufwuchs gemessen, um die Besatzdichte an den Grasbestand anzupassen und die Futterverluste zu senken. Geweidet werden die Kühe in unterschiedlichen Gruppen (junge Kühe und ältere Kühe), die täglich neue Parzellen bekommen.


Der Betrieb liegt in der Region mit der höchsten Kuhdichte in ganz Südafrika. Deshalb ist Land relativ knapp und teuer. Der Kaufpreis liegt bei 100 000 ZAR/ha, etwa 8 250 €.


Zwölf Angestellte sind für die Kühe verantwortlich. Sie verdienen ca. 3 000 ZAR/Monat (ca. 250 €) und haben zusätzlich Sozialleistungen wie eine Wohnung sowie freien Strom und Trinkmilch. Die Mitarbeiter gehören überwiegend der Gruppe der Xhosa an, die eine eigene Sprache sprechen. Da es mehrere Bevölkerungsgruppen gibt, werden in Südafrika insgesamt elf Sprachen gesprochen, wobei englisch die offizielle Amtssprache ist.


Die Jahresproduktionsmenge von Lanak liegt bei etwa5,5 Mio. Liter. Die Milch fließt zur Genossenschaft Clover. Die Molkerei ist eine der größten und ältesten Genossenschaften in Südafrika und ist bei Milch und Käse Marktführer. Der Milchauszahlungspreis lag im November letzen Jahres bei 3,5 ZAR (etwa 29 Cent).


Generell ist der Milchpreis im Herbst höher wie in den übrigen Monaten. Doch Ballantyne hat auch keine Angst vor niedrigen Milchpreisen, da er wettbewerbsfähig ist und seine Produktionskosten genau kontrolliert.


Hofnachfolge unsicher:

Sorge bereiten ihm vielmehr die politischen Unruhen im Land. Die soziale Schere zwischen Schwarzen und Weißen führe immer noch zu scharfen Konflikten, bis hin zu massiven Bedrohungen und Landenteignungen. Ballantyne: „Deshalb kann ich auch noch nicht sagen, ob hier in 20 Jahren noch gemolken wird.“

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