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Einstreu

Einstreuen: Es geht auch automatisch!

Liegeboxen und Strohställe können auch automatisch eingestreut werden. top agrar zeigt, wie es funktioniert und welche Erfahrungen Praktiker damit machen.

Lesezeit: 7 Minuten

Roboter nehmen Milchviehhaltern so einiges an Arbeit ab: Sie melken die Kühe, reinigen die Spalten, legen das Futter vor und schieben es mehrmals täglich heran.

Doch damit ist die Mechanisierung in der Rinderhaltung noch längst nicht am Ende, denn auch für das Einstreuen von Strohställen und Liegeboxen gibt es mittlerweile automatische Lösungen.

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Und das zu Recht: Die Geräte sind eine große Arbeitserleichterung, berichten Praktiker. Milcherzeuger mit Melkrobotern schätzen eine weitere Eigenschaft dieser Systeme: „Die automatische Einstreuanlage bringt Ruhe in die Herde, weil die Tiere zumindest zum Streuen nicht aufgescheucht werden müssen“, sagt Landwirt Christian Bange. Die Kühe kommen dann regelmäßiger zum Melken.

Die derzeit verfügbaren Systeme im Überblick:

  • Schienengeführte Einstreugeräte: Sie hängen an der Stalldecke und können sowohl Liegeboxen als auch Tiefstreuställe einstreuen.
  • Fest eingebaute Einstreusysteme: Die Einstreu wird hierbei mit einem System aus PVC-Rohren im Stall verteilt.
  • Automatische Fütterungssysteme: Auf Betrieben, die bereits einen Futterroboter einsetzen, lässt sich dieser auch zum Einstreuen nutzen.

Wie funktioniert die Technik genau?

An Schienen unterwegs:

Mobile Einstreugeräte hängen an einer Schiene, die an der Stalldecke oder einer Stützenkonstruktion befestigt ist. Durch einen eigenen Antrieb fahren sie durch den Stall und verteilen das Einstreumaterial in Strohabteilen oder Liegeboxen.

Der Automatisierungsgrad ist dabei unterschiedlich hoch. So muss das Gerät der Firma Limbacher vom Landwirt mit einem Quader- oder Rundballen beladen und anschließend mit einer Fernbedienung gestartet werden. Über einen Kratzboden wird der Ballen dann einer messerbestückten Walze zugeführt und aufgelöst. So soll Langstroh geschnitten werden. Ähnlich funktioniert der Strohverteiler von V.D. Brink, der in der Ausführung BT 6 000 zwei Großballen hintereinander mitnehmen kann. Der Mullerup ABS muss zwar auch manuell beladen werden, fährt aber zu programmierbaren Zeiten durch den Stall.

Anders beim MiniStrø des dänischen Herstellers Jørgen Hyldgård Staldservice (JH): Ein stationärer Ballenauflöser, der auf Wunsch mit einem Schneidwerk ausgestattet werden kann, belädt den kompakten Verteilwagen automatisch mit Stroh oder Sägemehl. Ist er leer, erkennt dies ein Füllstandssensor und der Wagen fährt zurück unter die Beladestation.

Sind die Einstreuzeiten einprogrammiert, erledigt der Strohverteiler die Arbeit ganz von alleine. Es muss lediglich für Materialnachschub in der Dosiereinheit gesorgt werden. JH bietet den MiniStrø außerdem in einer Variante an, die Sand in Liegeboxen verteilen kann.

Für den Einsatz in Strohställen können alle genannten Einstreugeräte auf Wunsch mit Breitverteilern mit bis zu 10 m Arbeitsbreite ausgestattet werden.

Einstreu aus Rohren:

Die fest eingebauten Einstreuanlagen ähneln vom Aufbau her Rohrfütterungen aus Schweineställen. Über dem einzustreuenden Bereich werden PVC-Rohre verlegt, in denen sich Förderketten oder Schnecken befinden, die das Einstreumaterial transportieren. Aus Löchern in den Rohren rieselt es dann heraus. Bei der Schauer Strohmatic wird über eine Strecke von max. 200 m aus bis zu 90 Löchern gleichzeitig gestreut, wobei die Austragsmenge an jeder Öffnung gleich sein soll.

Vijzel Techniek Leek (VTL) hat ein System speziell für Liegeboxen entwickelt. Die Einstreu fällt durch Fallrohre, die kurz über dem Boden enden, in die Boxen. Bildet sich ein Haufen unter dem Rohr, läuft es voll und das Material wird ins nächste Fallrohr transportiert. So werden alle Boxen nacheinander befüllt.

Beide Systeme werden durch einen zentralen Dosiercontainer mit Einstreumaterial beschickt. j

Bei der Schauer Strohmatic handelt es sich um einen Ballenauflöser, der Quader- und Rundballen verarbeiten kann. Ihm nachgeschaltet ist eine Strohmühle mit Gebläse, die das Stroh durch Rohre in den Stall befördert. Wahlweise kann das Stroh auch über ein Vorratssilo zugeführt werden (Strohmatic Eco), dann kann auf den Ballenauflöser und die Strohmühle verzichtet werden. Die Dosierstation von VTL verarbeitet nur loses Material wie Stroh, Sägemehl oder getrocknete Gärreste.

Futtertechnik nutzen:

Automatische Fütterungssysteme lassen sich oft auch fürs Einstreuen nutzen. Der Vorteil: So steigt die Auslastung dieser teuren Technik. In Betracht dafür kommen beispielsweise schienengeführte Mischbehälter.

Hierbei wird der Behälter über Zuführbunker automatisch mit Rationskomponenten befüllt, die anschließend gemischt und computergesteuert auf dem Futtertisch verteilt werden. Damit der Roboter auch einstreuen kann, müssen über dem Liege- oder Laufbereich der Tiere Schienen an der Stalldecke oder an einer Stützenkonstruktion verlegt werden.

Ein Hersteller, der seinen Fütterungsroboter mit diesem Zusatznutzen bewirbt, ist Trioliet mit seinem Triomatic. Zwar haben auch andere Firmen solche Mischbehälter-Roboter im Programm. Sie eignen sich nach Herstellerangaben jedoch nur bedingt zum Einstreuen.

Auch Futterbänder, wie sie von der Firma Pellon angeboten werden, bieten die Möglichkeit des automatischen Einstreuens. Bei diesem System verläuft ein waagerechtes Förderband über dem Einstreubereich. Auf ihm ist ein beweglicher „Pflug“ montiert. Indem er hin- und herfährt, wirft er das Einstreumaterial ab. Um das Band zu beschicken, ist ein Querförderband nötig. Bei mehrreihigen Laufställen muss außerdem über jeder Doppelboxen-Reihe ein Förderband eingebaut werden.

Mit der Fütterungstechnik ist zwar kein Breitverteilen möglich. Dafür kann das Einstreuen vollautomatisch sowie mehrmals am Tag erfolgen.

Statik beachten:

Bei Stallneubauten ist ein Einstreugerät relativ leicht zu integrieren. Soll ein schienengeführtes System dagegen in einen bestehenden Stall nachgerüstet werden, spielt die Statik des Gebäudes eine wichtige Rolle. Denn die Dachkonstruktion muss das gesamte Gerätegewicht tragen. Hersteller von Systemhallen wie Wolf oder Hörmann empfehlen daher, die Statik zu überprüfen, ehe das Einstreugerät eingebaut wird. Gegebenenfalls sind zusätzliche Abstützungen oder Verstärkungen nötig.

Beim JH MiniStrø dürfte es mit einem Gesamtgewicht von rund 120 kg kaum Schwierigkeiten geben. Doch die Ballenverteiler von Limbacher, V.D. Brink und Mullerup bringen je nach mitgeführter Ballengröße über 1,5 t auf die Waage.

„Der Nachteil von schienengeführten Futterbehältern ist, dass sie ebenfalls sehr schwer und wenig kompakt gebaut sind“, sagt Dr. Bernhard Haidn von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. So hängt der 3 m3 große Triomatic-Behälter bereits mit einem Leergewicht von 1,5 t in der Schiene. Das Einstreuband verteilt seine Last von etwa 50 kg/m auf die gesamte Länge, was eine etwas leichtere Stützkonstruktion zulässt, verspricht der Hersteller.

Vorsicht Staub:

Ein viel diskutiertes Thema bei Einstreuanlagen ist die Staub-entwicklung. „Abhängig von der Art der Verteiltechnik und der Qualität des Strohs entstehen beim Einstreuen unterschiedlich starke Staubbelastungen“, sagt Julia Glatz von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Daher können stationäre Systeme oder Förderbänder, bei denen das Einstreumaterial nicht durch Auflösewalzen oder Streuscheiben beschleunigt wird, weniger Staubentwicklung verursachen. Gleiches gilt für die Windanfälligkeit: „Vor allem bei feinem Einstreumaterial wie kurzem Stroh oder Sägemehl landet das Material in offenen Ställen nicht immer dort, wo es auch hin soll“, gibt Dr. Haidn zu bedenken.

Teures Einstreuen:

Mobile Einstreugeräte starten bei rund 10 000 €, Schienen und Montage kommen noch hinzu. JH berechnet etwa 13 000 € für seinen Einstreuroboter, die Dosiereinheit kostet noch einmal das Gleiche.

Auch bei fest eingebauten Systemen ist die 20 000 €- Grenze schnell überschritten. Ein 50 m langes Förderband kostet etwa 15 000 €, in mehrreihigen Laufställen ist für jede Doppelboxenreihe ein Förderband nötig.

Die Futterroboter spielen mit Anschaffungskosten von über 45 000 € plus Komponentenbunker preislich zwar in einer ganz anderen Liga. Allerdings ist das Einstreuen für sie auch nur eine Zusatzaufgabe neben dem Füttern.Tjade Gronau j

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