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Färsenaufzucht aus Leidenschaft

Lesezeit: 5 Minuten

Familie Oskamp zieht für zwei Milchviehbetriebe das Jungvieh auf. Für sie ist es besonders wichtig, mit den Kooperationspartnern im Gespräch zu bleiben. Konflikte gab es bislang noch nie.


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Rund 180 Kopf Jungvieh stehen auf dem ehemaligen Milchviehbetrieb von Familie Oskamp am Stadtrand von Münster in Nordrhein-Westfalen. „Bis Ende 2005 haben wir täglich noch 65 Milchkühe in unserem alten Boxenlaufstall aus dem Jahr 1966 gemolken“, erklärt der Betriebsleiter Ulrich Oskamp. Aufgrund seines Vollzeitjobs bei der Kath. Landvolkbewegung, den er nicht aufgeben wollte, musste ein anderes Unternehmensmodell her. Das Ehepaar setzte sich das Ziel, den Betrieb so aufzustellen, dass für ihre vier Kinder beim Generationswechsel die Möglichkeit bleibt, ja oder nein zur aktiven Landwirtschaft zu sagen. Der Betrieb floss in eine Milchvieh-GbR ein. Familie Oskamp zog das Jungvieh auf und investierte dafür in einen neuen Jungvieh-Boxenlaufstall mit 120 Plätzen. Das Altgebäude nutzten sie zur Kälberaufzucht.


Nachdem die zehnjährige Betriebspartnerschaft zu Ende ging, zieht die Familie nun im Nebenerwerb für zwei Milcherzeuger das Jungvieh auf. Der eine Betrieb liegt 30, der andere 80 km entfernt. Trotz der Entfernung legen Oskamps Wert auf regelmäßigen Kontakt: „Wir haben eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe“, erklärt Marlies Oskamp. Die 55-jährige gelernte Bürokauffrau kümmert sich um das Tagesgeschäft auf dem Hof. Ihr Mann ist nach wie vor in Vollzeit beschäftigt, sodass sie die täglich anfallenden Stall- und Büroarbeiten übernimmt.


Obwohl regelmäßig Kontakt zu beiden Vertragspartnern besteht, gibt es einmal pro Jahr ein festes Treffen, an dem alle drei Betriebe teilnehmen.


Partner seit fünf Jahren


„Wir arbeiten inzwischen seit fünf Jahren mit den Betrieben zusammen. Seither ist noch nie ein böses Wort gefallen“, blickt das Ehepaar zurück.


Die Einstellung von Familie Oskamp trägt ihren Teil dazu bei: „Wir sind mit Herzblut dabei und wollen aus den Tieren das optimale für die Betriebe rausholen.“ 2012 riss Familie Oskamp den alten Kuhstall ab und baute in Eigenarbeit einen neuen Kälberstall, um die Aufzuchtbedingungen zu verbessern.


Die zu Beginn der Kooperation besprochenen Vereinbarungen räumten von Anfang an Konfliktpotenzial aus dem Weg: „Ein Berater der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen hat die Kontakte damals vermittelt“, erklärt Ulrich Oskamp. Zusammen mit dem Kammerberater, den Betriebsleitern der Kooperationsbetriebe und mit einem Tierarzt des Tiergesundheitsdienstes legte die Familie die Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit fest und verschriftlichte diese.


Es kommen ausschließlich genomisch untersuchte Tiere auf den Hof Oskamp. „Die Jungviehaufzucht ist zu kostspielig, um schlechte Tiere aufzuziehen“, erklärt Marlies Oskamp. Während der eine Kooperationspartner seine Kälber noch in der Milchphase abgibt, kommen die Tiere des anderen Betriebes nach dem Absetzen auf den Hof Oskamp. „Nach der Milchphase laufen die Rinder von beiden Betrieben dem Alter entsprechend zusammen“, erklärt sie die Abläufe. Deshalb war es wichtig, gemeinsam mit einem Tierarzt auch Impfungen abzustimmen. „Wir impfen routinemäßig gegen Blauzunge, Rindergrippe und Flechte“, erklärt sie. „Außerdem ziehen wir jedes Jahr von allen Tieren Blutproben, um den Status der BHV1-Freiheit sicherzustellen“, ergänzt ihr Mann. Eine jährliche Entwurmung sowie der Einsatz von Repellentien bei Weidegang ist ebenfalls festgelegt.


Ziel: mit 24 Monaten Kalben


Die vereinbarten Tagessätze unterscheiden sich zwischen Tränke- und Aufzuchtphase und gelten bis zum Alter von 27 Monaten. Anschließend reduziert sich der Tagessatz deutlich. „Das ist das Risiko“, sagt Marlies Oskamp. „Allerdings liegt es in unserem eigenen Interesse. Denn je eher wir die Tiere abgeben können, desto weniger Platzprobleme bekommen wir im Stall.“


Das durchschnittliche Erstkalbealter liegt aktuell bei 25,6 Monaten. Die Besamungskosten tragen die Milchviehbetriebe. „Wenn die Färsen nach der zweiten Besamung nicht tragend sind, kommen sie zum Deckbullen“, erklärt Marlies Oskamp. Sie übernimmt die Brunstbeobachtung. Die Bullen wählt sie mithilfe des Anpaarungsprogrammes der Zuchtorganisation aus.


Monatliche Rechnungen


Jeden Monat erhalten die Partnerbetriebe Rechnungen. Darum kümmert sich Sohn Matthias. Der 29-Jährige arbeitet in Vollzeit bei einem Kraftfutterwerk und geht nach Feierabend auf dem Hof und im Büro zur Hand.


Oskamps bewirtschaften rund 60 ha Grünland, das sie sowohl zur Futterernte als auch als Weide für tragende Rinder nutzen. Zum Einstreuen kaufen sie Weizenstroh zu, zum Füttern Gerstenstroh und Mais. Die Gülle des Betriebes geht alle 14 Tage zur Biogasanlage. Im Gegenzug bekommen sie das Gärsubstrat. „Das ist perfekt zur Düngung unseres Grünlands“, ist Ulrich Oskamp zufrieden.


Die Tiere gehen sieben bis acht Wochen vor dem errechneten Kalbetermin gesäubert und geschoren zum Milchviehbetrieb zurück. Den Rücktransport organisieren und bezahlen die Milcherzeuger. Alle fünf bis sechs Wochen holt ein Spediteur Tiere vom Hof Oskamp.


Geht ein Tier zurück auf den Herkunftsbetrieb, stellt die Familie eine Abschlussrechnung aus. Zusätzlich zu den Besamungskosten tragen die Milchviehbetriebe die Kosten für die Impfungen. Tierarztkosten zahlen die Aufzüchter.


Bei der Übergabe bekommen die Milcherzeuger eine Karteikarte mit Notizen zu der Färse an die Hand. „Darauf halten wir beispielsweise fest, wenn ein Tier eine Zyste hatte oder wenn es Auffälligkeiten bei der Klauenpflege gab“, erklärt Marlies Oskamp.


Die Familie betreibt die Färsenaufzucht mit Leidenschaft. Wohlwissend, dass das Einkommen nicht reicht, um eine Familie zu ernähren. „Diese Art der Landwirtschaft ist nur im Nebenerwerb möglich. Aber hätten wir nicht in die Jungviehställe investiert, hätten wir heute keinen aktiven Betrieb mehr“, ist das Ehepaar überzeugt. „Auch so funktioniert es nur, weil alle Familienmitglieder bei Arbeitsspitzen selbstverständlich und gerne mit anpacken.“

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