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Fresserstall deluxe

Lesezeit: 6 Minuten

Walter Kühling und seine Tochter Dorthe Harting haben in diesem Jahr ihren neuen Fresserstall in Betrieb genommen. Beim Neubau haben sie viel Wert auf Automatisierung gelegt.


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Von Kleingruppenhaltung mit Eimertränke zur Großgruppe mit automatischer Fütterung und Tränkeautomat. Walter Kühling hat zusammen mit seiner Tochter Dorthe Harting und ihrem Mann Andreas (Bild 5) den bestehenden Fresseraufzuchtstall in Lüsche (Niedersachsen) erweitert. Ein Ziel war, mit moderner Technik, trotz Bestandserweiterung, den Einsatz von Fremdarbeitskräften zu begrenzen und zudem die körperliche Arbeit im Stall zu reduzieren. Ebenso bietet der Neubau den heranwachsenden Tieren viel Platz, Licht und Komfort.


Technik ein Jahr Erprobt


Die Familie hat den Neubau mit rund 840 Tierplätzen an einen bestehenden Fresserstall mit 420 Tieren angebaut (Bild 1). Die geplante Technik konnten sie schon vor dem Neubau im Altgebäude testen: Denn bereits ein Jahr vor dem ersten Spatenstich des Neubaus stand der Fütterungsroboter (Bild 2) und das neue Tränkesystem in den bestehenden Buchten auf dem Prüfstand. „Die Technik war schon auf die größeren Tierzahlen ausgelegt. So konnten wir uns selbst mit den Anlagen vertraut machen“, erklärt Seniorchef Kühling.


Der Roboter versorgt alle zehn Stallabteile, in denen verschiedene Altersgruppen untergebracht sind. „Aktuell füttern wir zwei Rationen, die wir wöchentlich anpassen“, sagt Dorthe Harting. Die Landwirte nutzen bis zu elf verschiedene Komponenten im Futter. Positiv bewerten sie den Flüssigkomponten-Einsatz. „Wir haben sehr gute Erfahrungen mit Wasser in der Mischung. Die Tiere fressen seitdem besser“, berichtet Kühling.


Viel Luftvolumen pro Tier


Die Familie hat die Planungen des neuen Stalles zu weiten Teilen selbst übernommen. „Der Stall ist auf 35 Jahren Erfahrung gewachsen“, sagt Walter Kühling. Dennoch haben sie sich auch Inspiration bei anderen Fresseraufzüchtern gesucht. „Das geplante Lüftungskonzept haben wir nach einem Besuch in Bayern nochmal über den Haufen geworfen“, berichtet Dorthe. Die süddeutschen Berufskollegen seien viel besser auf Wetterextreme eingestellt. So gelangt nun auf dem windigen Standort keine Luft von außen direkt an das Tier. Alle Abteile im Stall sind von isolierten Vorhallen umgeben (Bild 4). Dort strömt die Luft durch Fenster in die Vorräume und kann bei Bedarf über Gasheizer erwärmt werden. Auch eine Zuluftführung über den Dachraum ist möglich. „Die ersten Tiere haben wir hier im Februar bei -17°C Außentemperatur eingestallt“, erinnert sich der Landwirt. Dennoch sei die Luft im Tierbereich optimal gewesen.


Die Lüfter sind dazu mittig in den großzügigen Stallabteilen angebracht (Bild 3). Kunststoffvorhänge an den Eingangstoren vermeiden Zugluft. „Die Größe der Öffnungen haben wir uns von einem Lüftungsspezialisten berechnen lassen“, erklärt Kühling. Die Vorhänge will er allerdings noch verbessern. Denn diese wehen schnell hoch, zudem knabbern die neugierigen Tiere zu gern daran. Dann entstehen Zuglöcher.


Nun muss sich der Stall noch im Sommer beweisen. Auch dabei hilft die Dach- und Wandisolierung der neuen Halle. Mittig über dem Futtergang ist zudem in jedem Abteil eine Sprühkühlung installiert. Diese ist so eingestellt, dass keine Feuchtigkeit direkt zum Tier bzw. bis zum Boden gelangt. „Insgesamt hat jeder Fresser hier über 18 m³ Luftvolumen zur Vefügung“, sagt Kühling. Damit will der Betrieb auch in puncto Atemwegsgesundheit, ein häufiges Problem in der Aufzucht, vorbeugen. Zum Tiergesundheitsmanagement des Betriebs lesen Sie auch den Beitrag „Klares Konzept zahlt sich aus“ in top agrar 9/2020, Seite R24.


Platz und Komfort


Im neuen Stall stehen die Fleckviehfresser während der Tränkephasen in Gruppen zu 60 Tieren. Jedes Tier hat dabei rund 2 m² Platz zur Verfügung. Das ist mehr als gesetzlich vorgeschrieben. Zudem ist der gesamte Spaltenbereich mit Gummimatten ausgestattet. „Die Kälber bewegen sich richtig gut auf den Matten und spielen deutlich mehr“, sagt Dorthe Harting. Verschmutzter als auf Vollspalten seien sie dabei hingegen nicht.


Die Milchversorgung in der Tränkephase regelt ein Tränkeautomat (Bild 6). Zum Einstallen erhalten die Kälber das notwendige Transponderhalsband. Mit Excel-Listen kontrolliert Dorthe Harting parallel, ob alle Angaben zum Tier und die Zahlen passen. „Das Anlernen ist in der Regel kein Problem. Mithilfe des Programms kann ich anschließend genau beobachten, welche Kälber getrunken haben, und welche noch fehlen“, erklärt sie. Das kontrolliert die Landwirtin mehrmals täglich am Bildschirm oder über eine App (Bild 7).


Pro Abteil mit 120 Tieren stehen während der Tränkephase zwei Automaten, die jeweils zwei Buchten mit zwei Tränkeställen versorgen. Die Besonderheit: Nach der Tränkephase bleiben die Fresser in ihrem Abteil, während der Automat samt Tränkestellen mit einem Gabelstabler zum Waschplatz und anschließend in ein anderes, noch zu belegendes Abteil versetzt wird. Somit ist die Tränktechnik optimaler ausgelastet. „Das System haben wir uns zuvor in den Niederlanden angeschaut“, erklärt Walter Kühling.


Die Automatisierung bei der Fütterung entzerrt Arbeitsspitzen und lässt den Landwirten mehr Zeit für die Tierkontrolle. Selbst das Anschieben übernimmt der Fütterungsroboter.


Auch bei den anderen anfallenden Arbeiten hat die Familie darauf geachtet, schwere körperliche Arbeiten zu vereinfachen. Das Milchpulver füllen sie beispielsweise mithilfe eines selbstgebauten Containers nach, anstatt einzeln mit Säcken (Bild 8). Das Pulver füllt Kühling dazu aus BigBags in den Eigenbau. Diesen kann er mit dem Gabelstabler über dem Tränkeautomaten platzieren und den Nachschub mit einem Schieber einlaufen lassen. „Damit wir überall komfortabel mit Maschinen arbeiten können, haben wir in den Abteilen fast so viel Gangfläche wie Tierfläche“, ergänzt Kühling.


Alles hat seinen Platz


Den Betriebsleitern ist Ordnung wichtig. Alle Hallen dienen zusätzlich zur Lüftung auch als Lagerraum (Bild 9). So finden sämtliche Teile, Maschinen und Futtermittel vor Ort einen Platz, obwohl der Stall ohne Hofstelle im Außenbereich liegt. Alle Ersatzgitter sind beispielsweise aufgeräumt an den Wänden verstaut (Bild 10), vor jedem Abteil stehen Besen und Schaufel bereit. „Gut gefällt mir auch, dass wir durch den Aufbau immer wetterunabhängig und sicher arbeiten“, erklärt Dorthe Harting. Nachts könne sie zur Not mit dem Auto sogar direkt vor den Abteilen parken.


Die Fresseraufzüchter haben noch keine Leistungsdaten des ersten Durchgangs parat. Der Betrieb erreicht bisher aber in der Regel Tageszunahmen von rund 1250 g. Die Verlustrate liegt bei 1 bis 1,5%. Die Landwirte hoffen, dass sie diese Werte im neuen Stall weiter verbessern können. Über die Tiergesundheit sollen sich die Kosten für den Bau unter anderem rentieren. „Wir liefern unsere Tiere zu mehr als 85% an einen festen Bullenmäster. Der gibt uns Rückmeldung zur Gesundheit und Entwicklung“, erklärt Kühling. Die ersten Durchgänge werden also zeigen, ob die Fresser aus dem Neubau sich auch in der Bullenmast weiter bewähren.


julia.hufelschulte@topagrar.com

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