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Gebrauchte Melktechnik – Schnäppchen oder Falle?

Lesezeit: 4 Minuten

Auf dem Markt gibt es derzeit viel gebrauchte Melktechnik. Doch wann ist der Kauf sinnvoll – und wann unberechenbar?


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Ein gängiges Szenario: Ein Berufskollege aus dem Arbeitskreis bietet mir seine zwölf Jahre alte Melktechnik zum Kauf an. Eigentlich will ich meinen Melkstand schon länger um zwei Plätze erweitern. „Eine Milchmengenmessung kannst Du auch noch haben“, sagt er. Soll ich das riskieren?


Vorteile und Kostenfallen:

Eine typische Situation für Bernd Scheibel, Sachverständiger für Melktechnik bei der Landwirtschaftskammer NRW. Er erklärt, was der Landwirt vor der Kaufentscheidung beachten muss. Und wann er davon besser Abstand nimmt.


„Bei der gebrauchten Melktechnik, die im Internet oder in Wochenblättern angeboten wird, handelt es sich um Technik ab den späten neunziger Jahren. Nicht um uninteressante Uralttechnik“, sagt Scheibel. Häufig werde er gefragt, ob sich der Einsatz gebrauchter Technik überhaupt lohne. Seiner Erfahrung nach kann es sehr interessant sein, den Melkstand mit gebrauchter Technik aufzurüsten. Der Einsatz gebrauchter Komponenten wie Vakuumpumpen, Pulsatoren und Abnahmeautomaten laufe in der Regel problemlos. Der Kauf kompletter Melkstände sei hingegen riskanter, auch wenn das Konzept sich bei seinen Betrieben schon vielfach bewährt habe.


Die Kosten für den Neuaufbau einer gebrauchten Anlage sind kaum kalkulierbar. Denn Fachbetriebe können diese Arbeit nur nach Aufwand berechnen. Hinzu kommen Kosten für Ersatz- und Verschleißteile wie Kabelkanäle, Halter und Fittings. Nimmt man alles zusammen, kostet der Aufbau einer gebrauchten Anlage etwa doppelt so viel wie die Installation einer Neuen.


Bei der Entscheidung über neu oder alt sollte man realistisch bleiben, mahnt Scheibel: Wichtig ist, dass die eigentliche Nutzung als Melkanlage im Vordergrund steht, nicht der technische Ausstattungsgrad. Zudem mache der Einbau einer Gebrauchtanlage nur Sinn, wenn der Gesamtpreis mindestens 50% unter dem einer vergleichbaren Neuanlage liege.


Was beachten?

Einige Voraussetzungen und Grundregeln muss der Käufer einer gebrauchten Melkanlage berücksichtigen:


  • Ein zuständiger Fachbetrieb sollte in der Nähe sein. Deshalb Marken von bekannten Herstellern bevorzugen.
  • Ideal ist, wenn der zuständige Fachbetrieb über die bisherige Wartungsintensität der Anlage informieren kann.
  • Aus größeren Anlagen kann man kleinere machen. Umgekehrt kommt es zu Zusatzkosten für Leitungen, Spültechnik und stärkere Vakuumpumpen.
  • Standgerüste lassen sich meist nicht weiter nutzen, da die Verschraubungen aufgrund von Korrosion nicht mehr gelöst werden können.
  • Wenn die Melktechnik bereits ausgebaut bei einem Fachbetrieb liegt, muss ein Sachkundiger bei der Kaufentscheidung helfen. Außer der Fachbetrieb baut die Technik auch selbst wieder ein.
  • Der Ausbau sollte nur durch Fachkundige erfolgen! Die Kosten dafür können aber sinken, wenn der Landwirt beim Ausbau hilft.
  • Bestenfalls ist der ausbauende Betrieb auch der einbauende Betrieb.
  • Stets mehr als die benötigten Teile auf Vorrat haben. Hersteller sind nur verpflichtet, notwendige Ersatzteile für acht Jahre zu bevorraten. Ersatz für Elektronikteile wie Spülautomaten und Fütterungscomputer ist teils schwer zu bekommen. Bei bekannten Marken steigt die Chance.
  • Vor dem Ausbau sollten Detailfotos von Melktechnik und Aufbau der Anlage gemacht werden.


Ob sich die Forderung eines Verkäufers für eine gebrauchte Anlage rechtfertigen lässt, kann der Käufer mit einfachen Mitteln feststellen. Dafür sollte er sich ein Angebot für eine neue Anlage in gleicher Größe und Ausstattung einholen. Bei dem Angebot sind die Montagekosten üblicherweise gesondert ausgewiesen.


Preiswürdigkeit:

Zu der Forderung des Verkäufers einer Gebrauchtanlage rechnet der Käufer dann die doppelten Montagekosten der Neuanlage und die Kosten für ein neues Standgerüst hinzu. Der errechnete Preis muss sich deutlich von den Kosten für eine neue Anlage unterscheiden. Nähert er sich an, sollte der Käufer auf das Geschäft verzichten.


Der erste Eindruck zählt:

Auch Verkäufer müssen Grundlegendes berücksichtigen, damit ihre Melktechnik einen Abnehmer findet. Denn auf Internetseiten wie traktorpool oder eBay gibt es Hunderte guter Angebote.


Der Verkäufer kann die Kaufentscheidung vor allem über die Präsentation seiner Anlage beeinflussen. Dabei gilt: „Je sauberer und ordentlicher der Zustand der Anlage, desto größer sind die Verkaufschancen“, sagt Scheibel.


Deshalb sollte der Verkäufer eine Anlage, die nicht mehr im Gebrauch ist, einmal pro Woche kalt spülen. Prüfprotokolle und Wartungsbücher erhöhen die Verkaufschancen zusätzlich. Scheibel rät dem Verkäufer, nicht beim Ausbau der Anlage zu helfen. Lediglich das Verladen schwerer Teile könne er übernehmen. -klh-

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