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Genomics: Jetzt sind die Kühe dran

Lesezeit: 4 Minuten

Erste Pioniere lassen Kuhkälber genomisch untersuchen. Die Zuchtverbände wollen das jetzt fördern und eine Kuh-Lernstichprobe aufbauen. Was steckt dahinter? Wie profitieren die Milcherzeuger?


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Welches genetische Potenzial steckt in meiner Herde? Das wollen erste Pioniere genau wissen. Sie genotypisieren ihre komplette weibliche Nachzucht. „Wir verschaffen uns einen enormen zeitlichen Vorteil und bekommen verlässliche Informationen für Selektion und Anpaarung“, erklärt beispielsweise Milchviehhalter Fritz Giesmann aus Westerstede in Niedersachsen.


Doch das Ermitteln eines genomischer Zuchtwertes (gZW) ist mit rund 50 € teuer. Das Interesse in der Praxis ist daher noch verhalten. Das Projekt „Kuh-Vision“ des Deutschen Holstein Verbandes (DHV) könnte jetzt neue Chancen bieten.


Mit dem Projekt wollen die Zuchtverbände eine Kuh-Lernstichprobe für die Zuchtwertschätzung aufbauen (siehe Kasten links). Dabei wollen sie die Typisierung von 150000 weiblichen Tieren finanziell fördern.


Diese zusätzlichen Informationen könnten Milchviehhalter für das betriebliche Herdenmanagement nutzen (siehe Reportagen).


Verbände fördern Typisierung:

Die Zuchtverbände suchen Betriebe, die ihre komplette Herde typisieren lassen. Insgesamt sollen so Daten von 150000 weiblichen Tiere auflaufen. Für die genomische Zuchtwertschätzung sind zusätzlich Daten zu Leistung, Exterieur und weiteren Merkmalen der typisierten Tiere nötig.


Die teilnehmenden Betriebe sollen deshalb in den nächsten drei Jahren alle Informationen aus den Milchleistungsprüfungen (MLP) und lineare Beurteilungen sowie Daten vom Klauenschnitt und Informationen zu Krankheiten und erfolgten Behandlungen bereitstellen. Im Vorteil sind dabei Management-Anwendungen mit einem direkten Schnittpunkt zum Rechenzentrum vit in Verden.


Im Gegenzug werden die Verbände nach eigenen Angaben einen „Großteil“ der Typisierungskosten für die teilnehmende Betriebe übernehmen. Wie hoch dieser Anteil ausfallen wird, stand bis Redaktionsschluss noch nicht fest.


Einige Verbände sprechen aber von 40 bis 60%. Auch ist eine Preisstaffelung im Gespräch, falls Betriebe beispielsweise nur MLP und Exterieur-Daten zur Verfügung stellen wollen.


Mitte des Jahres wollen die Verbände mit dem Projekt starten. Bei der Erstaufnahme sollen die teilnehmenden Betriebe alle weiblichen Tiere bis zur ersten Laktation typisieren. Alle später geborenen Kuhkälber kommen hinzu.


Jeder Zuchtverband soll einen Teil der 150000 typisierten Tiere plus Leistungsdaten zur Lernstichprobe beisteuern. Sie bewerben das Projekt daher aktiv. Das Interesse der Milcherzeuger soll regional unterschiedlich groß sein, berichten Vertreter aus der Branche.


Keine Probleme Bewerber zu finden hat offenbar die Masterrind. „Im April hatten wir bereits über 47000 Tiere zusammen, unser Kontingent reicht nur für 30000“, erklärt Geschäftsführer Dr. Josef Pott. Der Verband will die Bewerber danach auswählen, wie viele Daten die Betriebe bereitstellen können und nach der Reihenfolge der Anmeldungen.


Vorkaufsrecht für Spitzentiere?

Derzeit beraten sich die Verbände über spezielle Verträge, die sie mit den Teilnehmern schließen wollen.


Die Verträge sollen Leistungen und Aufgaben der Landwirte absichern. Auch ein Vorkaufsrecht für züchterisch interessante Tiere oder Embryonen wird wohl enthalten sein. „Wenn wir die Betriebe finanziell unterstützen, wollen wir auch mit ihnen zusammenarbeiten“, erklärt Dr. Pott.


Mit den genomsichen Zuchtwerten, der linearen Bewertung und den Gesundheitsdaten liegen zu jedem Tier umfangreiche Daten vor. Diese lassen sich für das Management nutzen.


Der DHV will die Daten über ein Webportal den teilnehmenden Betrieben zur Verfügung stellen, die dort einen umfassenden Überblick über die Genetik der Herde bekommen. Auch soll ein überbetrieblicher Vergleich von Management-Kennzahlen möglich sein. Das Portal soll per PC, Tablet oder Smartphone abrufbar sein.


Ein erweitertes Bullenanpaarungsprogramm (BAP), das Zuchtwerte und auch genetische Besonderheiten der weiblichen Seite berücksichtigt, soll Management-Entscheidungen erleichtern. „Das so erweiterte BAP wird noch dieses Jahr verfügbar sein“, vespricht Dr. Stefan Rensing vom vit.


Hoher Aufwand:

Milcherzeuger Giesmann kennt das Projekt Kuh-Vision. Zwar typisiert er schon jetzt seine Kühe, ist sich aber noch unsicher, ob er an dem DHV-Projekt teilnehmen wird. Das Erfassen der Gesundheitsdaten sei schließlich ein hoher Aufwand. Er will abwarten, wie die konkreten Konditionen bei seinem Verband aussehen.


Herdenmanager Hilmar Zarwel aus Iden hofft, möglichst bald in das Projekt einsteigen zu können. Der Betrieb erfasst schon jetzt zahlreiche Daten der Herdenleistung und Gesundheit. Der finanzielle Zuschuss vom Verband würde die Typisierung rentabel machen. Die Vorteile für das betriebliche Herdenmanagement weiß Zarwel bereits zu schätzen. Anke Reimink

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