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Gesextes Sperma – Made in Germany

Lesezeit: 5 Minuten

Gesextes Sperma ist immer gefragter. Jetzt läuft die erste kommerzielle Anlage zur Sperma-Trennung in Deutschland. Was bringt das den Landwirten?


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Beim Sperma-Sexen tut sich etwas: Jahrelang mussten die deutschen Zuchtorganisationen das Sperma zum Trennen ins Ausland geben. Jetzt sortieren sie es in Cloppenburg (Niedersachsen). Damit wollen die Organisationen unabhängiger werden, die Qualität des gesexten Spermas verbessern und den Absatz ankurbeln.


Denn das getrennte Sperma hat bei vielen Landwirten einen schlechten Ruf: Es ist teuer, die Befruchtungsfähigkeit ist schlecht und das Angebot an Bullen klein.


Das scheint sich jetzt zu ändern, der Einsatz von gesextem Sperma in Deutschland steigt. Bis zu 10 % der Färsenbesamungen macht das sortierte Sperma z. B. bei der Zuchtorganisation Rinder Union-West (RUW) aus.


Der Einsatz bei Kühen ist aber weiterhin selten. Die Anzahl von gesexten Besamungen an allen Besamungen der Rassen Schwarz- und Rotbunt liegt aber immerhin bei 2 %, vor fünf Jahren waren es nahe Null. Das zeigen Auswertungen des Rechenzentrums vit in Verden.


Trennung in Deutschland:

Zu der positiven Entwicklung hat das erste deutsche Labor maßgeblich beigetragen: Die Qualität des gesexten Spermas ist gestiegen, die Bullenauswahl hat sich vergrößert und die Kosten sind gesunken, berichten mehrere Zuchtexperten.


German Genetics International (GGI) hat die Trennung nach Deutschland geholt. Die Exportorganisation von sieben deutschen Zuchtverbänden verhandelte Verträge und Qualitätsanforderungen der Produktion mit der texanischen Firma Sexing Technologies (ST). Anschließend organisierte und finanzierte die GGI alle nötigen Rahmenbedingungen, wie auch das moderne Labor. Doch die amerikanische Firma hat das Patent auf die Trennung von Sperma und bietet die Arbeit ausschließlich im Lohn an.


Seit 2013 trennen daher Mitarbeiter von Sexing Technologies in Cloppenburg im Auftrag der GGI frisches Sperma für diese Zuchtverbände: RUW, Zucht- und Besamungsunion Hessen (ZBH), Landesverband Thüringer Rinderzüchter (LTR), RinderAllianz, Rinderproduktion Berlin-Brandenburg (RBB), Rinderzucht Schleswig-Holstein (RSH), Verein Ostfriesischer Stammviehzüchter (VOSt) und Osnabrücker Herdbuch (OHG, kein GGI-Mitglied).


2013 produzierte das deutsche Labor 135 000 Portionen gesextes Sperma. „Dieses Jahr werden es deutlich mehr sein“, sagt Uwe Branding, Geschäftsführer der GGI.


Größere Bullenauswahl:

Durch die Trennung in Deutschland ergeben sich vor allem organisatorische Vorteile. Zuvor mussten die Zuchtverbände Bullen oder später das frische Sperma exportieren, weil die Labore von Sexing Technologies nur im Ausland standen. So brachte beispielsweise die RUW das frische Sperma zur niederländischen Station in Deventer.


Anschließend mussten die Verbände das gesexte Sperma wieder importieren. Wegen der geringen Haltbarkeit von frischem Sperma war das nur den Organisationen mit Besamungsstationen nahe der holländischen Grenze möglich. Stationen aus dem Osten, wie z. B. die RinderAllianz, stellten ihre Bullen bei der RUW unter, um das frische Sperma von dort ins Ausland zu bringen.


Weil der bürokratische und organisatorische Aufwand für Export und Import entfällt, können die Organisationen nun flexibel entscheiden, welchen Bullen sie gesext anbieten. So können sie schneller auf genomische Zuchtwerte reagieren.


Nachfrage steigt.

Das erhöht die Zuchtqualität und vergrößert die Auswahl. So hat beispielsweise die RUW ihr Bullenangebot seit Beginn der Trennung in Deutschland verdoppelt und bietet aktuell rund 20 Bullen gesext an.


„Mit dem größeren Angebot steigt auch die Nachfrage nach gesextem Sperma. Außerdem können wir jetzt quasi auf Anfrage bestimmte Bullen sexen lassen“, berichtet RinderAllianz-Geschäftsführerin Dr. Sabine Krüger.


Beim Bestellen und Versamen merken Landwirte nicht, dass das gesexte Sperma jetzt aus Deutschland kommt. Dabei hat das einige Vorteile. „Das gesexte Sperma, das wir anbieten, hat die höchstmögliche Qualität“, verspricht Branding.


Hintergrund: Sexing Technologies hat in den letzten Jahren viel Geld in die Forschung gesteckt und die Technik der Sperma-Trennung optimiert. Im deutschen Labor stehen jetzt die neuesten Maschinen der Baureihe „Genesis“.


Die neue Technik sortiert tote Spermien besser aus, sodass die Überlebensrate im Mittel um ca. 8 % steigt. Das erhöht die Befruchtungsfähigkeit des Spermas. Zudem haben die Amerikaner das Nährmedium für das „SexedUltra“, wie das neue Sperma heißt, optimiert.


Höhere Qualität?

Mit „SexedUltra“ sollen Befruchtungserfolge von 93 bis 98 % des konventionellen Spermas möglich sein. Das hätten große Versuchsreihen in den USA, Irland und Neuseeland gezeigt, sagt das texanische Unternehmen. „Mit der verbesserten Qualität ist auch die Besamung von Kühen möglich“, verspricht GGI-Geschäftsführer Branding.


Auch der Preis ist gesunken. Vor einigen Jahren kostete eine gesexte Portion noch rund 50 € mehr als konventionelles Sperma. Heute beträgt der Preisaufschlag pro Portion noch 15 bis 20 €.


Trotz des Standortes in Deutschland wird es vorerst aber wohl keine weiteren Preisnachlässe geben. Die GGI begründet das mit hohen Investitions- und Produktionskosten. Beispielsweise gelten im deutschen Labor die weltweit höchsten Hygienestandards, erklärt Laborleiter Stéphan Alkabès. So wird hier zeitgleich nur das Sperma von einem einzigen Bullen getrennt, obwohl die acht Sortier-Maschinen auch unterschiedliches Sperma bearbeiten könnten.


Steigt Absatz auf 10 %?

Obwohl der Einsatz von gesextem Sperma bisher eher mäßig zugenommen hat, ist Branding überzeugt, dass der Absatz künftig weiter steigt. Zwar seien Einsatzraten von 20 % wie in den USA noch in weiter Ferne. Doch der Zuchtexperte meint, dass 10 % – bezogen auf Färsen- und Kuh-Besamungen der GGI-Mitglieder – in den nächsten Jahren zu erreichen sind.Anke Reimink

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