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Gleiche Milchmenge in kürzerer Zeit?

Lesezeit: 4 Minuten

Die Abnahmeautomatik beeinflusst die Eutergesundheit und Melkdauer. Es rechnet sich, die Einstellungen regelmäßig zu überprüfen.


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Die Einstellung der Abnahmeautomatik ändern viele Milchviehhalter nie. Dabei lohnt es sich, den Milchflussgrenzwert zu überprüfen. Das fanden Wissenschaftler des „Quality Milk Production Services“ (QMPS) der Cornell University in den USA heraus. In einem Praxisversuch erprobten sie Maßnahmen zur Kontrolle der Einstellung und entdeckten die Vorteile eines höheren Grenzwertes, also einer früheren Abnahme des Melkzeugs.


Zwei Grenzwerte


Die Studie fand auf einem Milchviehbetrieb mit 1200 Kühen und einer Leistung von 11531 kg Milch statt. Der Betrieb melkt dreimal täglich in einem Doppel-12er Side-by-Side-Melkstand. In der Gruppe A (344 Kühe) stellten die Wissenschaftler den Milchflussgrenzwert der Abnahmeautomatik auf 0,8 kg/min ein und in der Gruppe B (345 Kühe) auf 1,2 kg/min. Diesen hohen Grenzwert nutzen mittlerweile zahlreiche Betriebe in den USA. Die Melkroutine war bei beiden Versuchsgruppen identisch.


Die Milchleistungsparameter entnahm der QMPS aus dem Herdenmanagement-Programm des Testbetriebs. In drei Besuchen vor Ort kontrollierten und bewerteten sie zudem die Zitzenkondition aller Tiere.


Schneller gleich viel Milch


Der Versuch brachte eindeutige Ergebnisse: Eine um 0,4 kg/min höhere Abnahmeschwelle führte zu einem Zeitgewinn bei gleicher Milchleistung. Denn die durchschnittliche Melkdauer der Kühe in Gruppe B war 27 Sekunden kürzer als die der Gruppe A. Das Durchschnittsgemelk war dabei in beiden Gruppen jedoch gleich (Übersicht 1 und 2).


In einem Melkstand mit einem Durchsatz von fünf Durchgängen pro Stunde (12 min/Durchgang) und einer Melkzeit von sieben Stunden sparen Landwirte mit der höheren Abnahmeschwelle rund 17,5 Minuten je Melkzeit. Das ermöglicht in diesem Beispiel einen weiteren Durchgang ohne zusätzliche Arbeitskosten.


Die erhöhte Abnahmeschwelle beeinflusste auch die Zitzenkondition positiv. Die Kühe der Gruppe B hatten eine um 30% verringerte Wahrscheinlichkeit für Ödeme an den Zitzenkuppen. Das führen die Wissenschaftler auf die verkürzte Melkdauer und die damit reduzierte mechanische Belastung an den Strichen zurück.


Bei den chronischen Zitzenveränderungen, wie Hyperkeratosen, gab es keinen Unterschied zwischen den Gruppen.


Auch die Zellzahl der Kühe und die monatliche Neuinfektionsrate für klinische Euterentzündungen war in beiden Gruppen gleich. Die Eutergesundheit blieb im Versuch demnach auch mit einer höheren Abnahmeschwelle unverändert. ▶


Anpassung individuell


Um diese Forschungsergebnisse in die Praxis umzusetzen, ist eine sorgfältige Strategie nötig. Das QMPS begutachtet dazu als erstes die Funktion der Melkmaschine, den korrekten Ablauf der Melkroutine und die Tiergesundheit.


Dann sollten Betriebsleiter das Melkpersonal, den Melktechniker und den Hoftierarzt über die geplante Umstellung informieren. Dadurch vermeiden sie Missverständnisse, wie beispielsweise ein vermehrtes Wiederanhängen der Melkzeuge.


Um zu prüfen, wie gut die Abnahmeautomatik eingestellt ist, müssen Milchviehhalter den Ausmelkgrad ihrer Herde kennen. Diesen ermitteln sie anhand des manuellen Nachgemelks. Das QMPS melkt dafür bei 30 Kühen unmittelbar nach der Melkzeugabnahme für maximal 15 Sekunden jedes Euterviertel aus. Je höher der Anteil der untersuchten Kühe in der Herde, desto aussagekräftiger ist die ermittelte Stichprobe in der Praxis.


Bei 80% der getesteten Kühe sollte zwischen 150 und 250 ml loses Restgemelk pro Viertel vorhanden sein. Diese Restgemelksmenge zeigt, dass die Kühe vollständig ausgemolken sind – die Abnahmeautomatik also richtig eingestellt ist. Liegt das Restgemelk bei mehr als 20% der getesteten Kühe unter 150 ml, sind die Kühe übermolken – die Einstellungen der Tecknik könnten optimiert werden.


Ebenso kontrolliert das QMPS, ob das lose Restgemelk gleichmäßig über alle Viertel verteilt ist, oder ob die Milch zum Großteil aus einem Viertel stammt.


Schrittweise vorgehen


Ist eine Umstellung der Abnahmeautomatik nötig, sollten Milchviehhalter behutsam in Schritten von 0,05 bis 0,1 kg/min vorgehen. Nach jeder Veränderung benötigen die Kühe mindestens eine Woche Zeit, um sich an die Anpassung zu gewöhnen. In dieser Zeit sollten Landwirte auch keine weiteren Neuerungen im Melkablauf durchsetzen. Anschließend folgt wieder die Kontrolle des Restgemelks per Hand.


Mit der Anpassung des Milchflussgrenzwertes lässt sich die Produktivität im Melkstand steigern. Eine Grund-voraussetzung dafür ist immer eine strikte Melkroutine mit optimaler Vorstimulation. Die veränderte Technik ersetzt auch nicht einen fachgerechten Umgang mit den Tieren und die regelmäßige Wartung der Technik.


julia.hufelschulte@topagrar.com


Unser Autor


Dr. Matthias Josef Wieland, Cornell University, Ithaka (USA)

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