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GVO-freie Fütterung: Was geht, was kostet es?

Lesezeit: 5 Minuten

Handel und Molkereien fordern den Verzicht auf gentechnisch veränderte Futtermittel in der Milchproduktion. Das geht – aber nicht zum Nulltarif, erklärt Dr. Martin Pries von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.


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Der neue Standard in deutschen Kühlregalen ist GVO-freie Trinkmilch. Das steht seit der letzten Preisrunde im November zwischen Molkereien und Lebensmittelhandel fest. In den nächsten Monaten dürften weitere GVO-freie Milchprodukte folgen.


Fast alle Molkereien beschäftigen sich deshalb mit dem Thema. Sie fordern von ihren Lieferanten, auf GVO-freie Fütterung umzustellen. Allein in Bayern dürfte der Anteil an GVO-freier Milch deshalb von etwa 30% im Jahr 2015 auf über 50% bis Ende 2017 steigen.


Doch was ist überhaupt „Milch ohne Gentechnik“? Bei dem Zusatz „ohne Gentechnik“ dürfen die Kühe keine gentechnisch veränderten Futtermittel gefressen haben. Das ist die einzige Bedingung. Landwirte müssen sie erfüllen.


GVO-freies Soja ist knapp.

Gentechnisch veränderte Futterpflanzen gibt es bei Mais und Sojabohnen. Über 90% des Sojaschrots aus Brasilien, Argentinien und den USA ist gentechnisch verändert. Deshalb ist der Einsatz ausgeschlossen. Oder die Landwirte bestellen nicht gentechnisch veränderte Ware (NON GMO) – mit Preisaufschlägen.


Zudem ist das Angebot begrenzt: Weltweit stehen etwa 9 Mio. t NON GMO-Sojabohnen zur Verfügung. Gut die Hälfte wird getrennt erfasst und vermarktet. Gemessen am Gesamtsojaanbau macht dies nur etwa 1,5% aus.


Deshalb eignen sich für eine GVO-freie Fütterung vorwiegend Futtermittel europäischer Herkunft. Denn in der EU ist der Anbau gentechnisch veränderte Pflanzen stark reglementiert. Übersicht 1 zeigt die in Deutschland erhältlichen GVO-freien Proteinfuttermittel. Raps- und Sojaschrot haben die größten Mengenanteile. Von Sonnenblumenschrot, Getreideschlempen, Erbsen, Ackerbohnen und Lupinen gibt es nur geringe Mengen.


Sojaschrot hat dabei den höchsten Gehalt an Rohprotein und nutzbarem Rohprotein. Gleichzeitig hat es einen hohen Energiegehalt. Insofern ist Soja immer die Leitkomponente.


Rapsschrot und Getreideschlempen aus der Bioethanolproduktion sind im Nährstoffgehalt gut vergleichbar. Die Körnerleguminosen sind energiereich. Die Rohproteingehalte sind aber niedriger als im Rapsschrot. Und wegen der geringeren UDP-Werte ergeben sich deutlich niedrigere nXP-Gehalte.


Rationen ohne Soja:

Auch ohne Sojaschrot lässt sich eine bedarfsdeckende Energie- und Nährstoffversorgung erreichen. 100 kg Rapsschrot entsprechen nährstoffmäßig 76,5 kg Sojaschrot und 8,3 kg Weizen. Rapsschrot aus europäischem Anbau ist gut verfügbar. Deshalb ist Raps die erste Wahl, um eine GVO-freie Fütterung umzusetzen.


Übersicht 2 zeigt Teilmischrationen mit verschiedenen Proteinträgern. Alle sind auf eine Milchleistung von 25 kg ausgelegt. Als Grobfutter stehen Gras- und Maissilage mit guter Qualität im Verhältnis 1:1 zur Verfügung.


Im Vergleich zu Soja können die GVO-freien Proteinträger gut mithalten. Die Futteraufnahme der Tiere sowie die Energie- und Proteingehalte des Futters sind vergleichbar. Dies gilt auch bei anderen Grobfutter-Verhältnissen.


Die leistungsgerechte Ergänzung muss mit Milchleistungsfutter erfolgen. Hier darf ebenfalls kein gentechnisch verändertes Futter enthalten sein. Der Lieferant muss das bescheinigen.


Leistungseinbußen sind bei GVO-freier Fütterung nicht zu befürchten, das zeigen Versuche in Kleve, Iden und Futterkamp (Übersicht 3). Die Forscher haben unterschiedliche Grobfuttersituationen berücksichtigt und Sojaschrot durch Rapsschrot sowie Harnstoff ersetzt. Durch den Zusatz von Futterfett waren die Rationen energetisch gleich. Weder Futteraufnahme noch Milchleistung haben sich durch den Soja-Verzicht verschlechtert. Auch bei Bullenmastrationen gibt es keinen negativen Einfluss.


Mindestens 1 Cent mehr!

Klar ist aber auch: Eine GVO-freie Fütterung erhöht die Kosten.


Gentechnisch nicht verändertes Sojaschrot kostet derzeit 12 bis 17 €/dt mehr. Das würde die Futterkosten um etwa 1,5 ct/kg Milch erhöhen. Zudem sind die Mengen zu gering, um alle Kühe hiermit zu füttern. Und ein Teil des Sojas fließt in die Geflügelhaltung.


Die Alternative ist somit Rapsschrot. Bei den derzeitigen Kosten für Raps- und Sojaschrot ergeben sich sogar geringere Futterkosten, wenn man Soja durch Raps ersetzt. Allerdings steigen die Preise des Milchleistungsfutters, da die Logistik deutlich aufwendiger ist:


  • Erhöhte Lagerkapazitäten für GVO-freie Futter und Mischungen.
  • Getrennte Produktionslinien in den Mischfutterwerken.
  • Getrennte Auslieferung von GVO-freien Mischungen.
  • Mehr Dokumentation beim Mischfutterhersteller und Milcherzeuger.


GVO-freies Milchleistungsfutter kostet daher derzeit 2 bis 3 € je dt mehr. Deshalb ist ein Milchpreis-Zuschlag von mindestens 1 ct/kg Milch erforderlich, damit die Landwirte zumindest die höheren Kosten ausgleichen können. Ansonsten zahlen sie allein die Kosten für die Umstellung auf GVO-freie Milch.


Nachweis über Dokumente:

Spannend ist noch die Frage, wie sich eine GVO-freie Fütterung überhaupt nachweisen lässt. Grundsätzlich gilt: Gentechnisch veränderte Futtermittel sind in tierischen Produkten nicht nachweisbar. Milchuntersuchungen zum Nachweis einer gentechnikfreien Fütterung laufen ins Leere.


Deshalb lässt sich eine GVO-freie Milcherzeugung nur durch Verpflichtungen und Dokumentationen sicherstellen und überprüfen. Gefordert sind hier die Molkereien, die Milcherzeuger und die Futtermittellieferanten:


  • Die Molkereien müssen GVO-freie und nicht-GVO-freie Milch getrennt erfassen und verarbeiten. Dies muss dokumentiert und nachprüfbar sein.
  • Milcherzeuger dürfen keine GVO-Futterpflanzen anbauen oder zukaufen. Auf den Lieferscheinen muss das entsprechend dokumentiert sein.
  • Mischfutterhersteller müssen dafür sorgen, dass sie Milchleistungsfutter ohne GVO-Futtermittel erzeugen und eine Verschleppung verhindern. -pl-

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