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Hand in Hand zum Erfolg

Lesezeit: 7 Minuten

Stephan Körner und Martin Augustin sind neu in die Landwirtschaft eingestiegen und haben den Betrieb Schritt für Schritt ausgebaut. Das Konzept für Mutterkuhhaltung, Schweinemast, Ackerbau und Hofladen ist: „Vom Futter bis in den Laden – alles aus einer Hand.“


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Stephan Körner und Martin Augustin aus Friedberg (Bayern) verbindet nicht nur eine langjährige Freundschaft, sondern auch ein gemeinsamer Traum. „Wir haben uns mit sechs Jahren auf dem Bauernhof von Friedrich Hintermayer kennengelernt“, blickt der heute 44-jährige Augustin zurück. „Wir kommen beide nicht von einem landwirtschaftlichen Betrieb und hatten schon immer das gleiche Ziel im Blick: Eines Tages wollten wir selbstständige Landwirte sein“, sagt er.


Heute, mehr als 30 Jahre später, bewirtschaften sie zusammen einen Betrieb mit Mutterkuhhaltung, Schweinemast, einer 75-kW-Biogasanlage sowie 140 ha Grünland und Ackerbau. Die Zuständigkeiten haben sie genau festgelegt. Ihre Philosophie lautet: „Vom Futter bis in den Laden – alles aus einer Hand“, beschreibt Augustin. Deshalb ist die Direktvermarktung ein weiterer wichtiger Bestandteil ihres Konzepts. In den ehemaligen Stallungen von Nachbar Friedrich Hintermayer errichtete Körner einen Hofladen. Das Fleisch für die Ladentheke erzeugen, schlachten und verarbeiten die Landwirte selbst.


Über Beeren zum Schlachter


Der Weg zum eigenen Betrieb war nicht einfach. Alles begann mit der Pacht einer Fläche, auf der Augustin und Körner gemeinsam Heidelbeeren anbauten. „Es war nur eine kleine Parzelle. Wir wollten möglichst viel Wertschöpfung rausholen“, erinnern sie sich. Gleichzeitig war das Projekt für sie der Einstieg in die Direktvermarktung. Während ihrer landwirtschaftlichen Lehre pachteten sie weitere Flächen und begannen Tiere zu halten. Von Anfang an setzten sie auf artgerechte Tierhaltung. So baute Körner 2001 einen alten Stall in einen Tiefstreustall für seine Schweine um.


Im Jahr 2000 gab sein Nachbar Friedrich Hintermayer die Milchviehhaltung auf. Die Hofstelle liegt im Herzen der rund 30000-Einwohnerstadt Friedberg. „Mit dem Betriebsleiter entwickelten wir die Idee, in den alten Stallungen einen Hofladen zu errichten“, so der Schweinehalter. Nach vielen Umbaumaßnahmen in Eigenleistung eröffnete 2004 das Geschäft. Der Absatz entwickelte sich so gut, dass Körner 2008 weitere Produktionsräume anbauen musste. Im Jahr 2010 absolvierte er die Meisterprüfung im Fleischerhandwerk.


Die Nachfrage im Hofladen war groß und die Produktionsbedingungen in alten, gepachteten und weit auseinanderliegenden Ställen schlecht. Deshalb entschieden sich die beiden Landwirtschaftsmeister im Jahr 2006 dazu, auszusiedeln und eine neue Hofstelle zu gründen. Sie reichten einen Antrag für einen Rinder- und einen Schweinestall sowie für eine Getreidelagerhalle ein.


Steiniger Weg


Das Vorhaben, am Rande der Stadt eine neue Hofstelle zu errichten, bekam die örtliche Presse mit. „Es folgten zahlreiche negative Berichte“, erinnert sich Augustin. Die Landwirte erhielten keine Genehmigung für ihre Bauvorhaben und klagten gegen den Bescheid. Sechs Jahre später, am 13. Juni 2013, bekamen sie schließlich doch die Genehmigung für die Gründung der neuen Hofstelle. Dann ging alles ganz schnell: „Am 25. Oktober desselben Jahres sind wir bereits in den Mutterkuhstall eingezogen. Zwei Wochen später folgte der Einzug in den Schweinestall“, erinnert sich Augustin. Gut vier Jahre danach investierte Körner auf der Hofstelle in ein eigenes Schlachthaus, das sich direkt zwischen Kuh- und Schweinestall befindet.


Die Besitzverhältnisse sind klar geregelt: Körner gehören der Schweinestall, die Getreidehalle und das Schlachthaus. Zusätzlich ist er der Pächter des Hofladens. Augustin zählt die Biogasanlage, den Mutterkuhstall und die Lagerhalle für Maschinen und Futter zu seinem Besitz. Er verkauft seine Rinder an den Hofladen.


Pinzgauer auf der Weide


Augustin setzt auf Pinzgauer und züchtet auf Hornlosigkeit. 2007 begann er mit zehn Kühen, sechs weiblichen Absetzern und einem Stier. Inzwischen zählen 150 Kopf zu seinem Bestand. Sie teilen sich auf in 50 Mutterkühe und die Nachzucht. „Ich habe mich damals für die Rasse entschieden, weil sie sich durch eine gute Fleischqualität auszeichnet und die Rinder das Grundfutter gut verwerten“, erklärt der Landwirt. Die feine Fleischfaser und das zarte, schmackhafte Fleisch sind wichtig für die Direktvermarktung. Da die Tiere eine Vielzahl extensivierter Flächen beweiden, ist die gute Futterverwertung von Vorteil.


Augustin ist Pächter von 60 ha Grünland. Davon sind gut 40 ha extensive Ausgleichsflächen. Dort weiden die Rinder überwiegend, denn er darf die Flächen jedes Jahr nur zweimal schneiden. Zusätzlich nutzt er 20 ha Grünland intensiv. Davon kann er bis zu fünf Schnitte im Jahr ernten. Um alle Tiere satt zu füttern, kauft er zusätzlich 10 ha Mais von einem Nachbarbetrieb zu. Dieser erhält im Gegenzug Gärreste aus der Biogasanlage.


Stallsaison ist für die Rinder, je nach Witterung, von Ende Oktober bis Mitte April. Dennoch steht auch während der Sommermonate immer Vieh im Stall. „Die Kühe und ihre männlichen Kälber sind auf dem Hof untergebracht. Kühe mit weiblicher Nachzucht sind draußen auf der Weide. Vor der Schlachtung kommen die Tiere ebenfalls in den Stall. „In den letzten Lebenstagen fressen die Rinder Heu vom zweiten Schnitt, Mais- und Grassilage. Damit geben wir der Fleischqualität nochmal den letzten Schliff“, erklärt Augustin.


Er zielt darauf ab, die Abkalbungen von Dezember bis Februar zu terminieren, wenn alle Tiere im Stall sind. „Wenn die Geburt draußen stattfindet, rufen ständig aufgeregte Spaziergänger an“, schildert er seine Erfahrung. Das will er vermeiden. Nach der Kalbung bleiben die Kälber etwa neun Monate bei ihren Müttern. Im Stall erhält die männliche Nachzucht im Kälberschlupf zusätzlich eine Totale-Mischration mit hofeigenen Futtermitteln.


Jede Woche schlachtet Partner Körner zwei Rinder für den Hofladen. „Wir vermarkten ausschließlich Ochsen und Färsen“, erklärt der Metzger. Bullen haben eine grobere Fleischfaser weil sie schneller wachsen. Augustin kastriert die Tiere deshalb im Alter von fünf Monaten. Wenn sie geschlachtet werden, sind sie zwei Jahre alt. „Das Schlachtgewicht liegt im Schnitt bei 300 bis 330 kg“, erklärt er. Auch ältere Kühe, die nicht mehr aufnehmen, verwertet das Duo selbst. „Alte Tiere vermarkten wir nicht als Edelteile, sondern verarbeiten sie in Wurstprodukte“, erklärt Körner. Momentan sind die drei ältesten Kühe im Stall 16 Jahre alt. Augustin legt großen Wert auf die Tiergesundheit. Zur jährlichen Routine gehören ein Klauenschnitt für die Kühe sowie zwei Wiegungen aller Tiere.


Ein stimmiges Konzept


Die beiden Landwirte ergänzen sich in vielen Bereichen. Der helle und großzügige Tretmiststall von Augustin ist eingestreut mit Gerstenstroh und Dinkelspelzen. „Das Stroh bekomme ich von Stephan, der Gerste für seine 480 Schweine anbaut. Der Mist kommt anschließend in die Biogasanlage und die Gärreste erhält wiederum Stephan“, erklärt der Landwirt die Abläufe. Pro Jahr benötigt er etwa 100 Quaderballen zum Einstreuen. „Da ich nur Grünland bewirtschafte und Stephan ausschließlich Ackerbau betreibt, hat jeder seine eigenen Anbaugeräte“, erklärt Augustin. Trecker leihen sie sich gegenseitig aus. „Wir notieren die Stunden, ziehen am Ende des Jahres einen Strich drunter und rechnen nach Maschinenringsätzen ab“, schildert der Rinderhalter die Vereinbarung.


GEMEINSAM STARK


Zusätzlich teilen sie sich einen festangestellten Mitarbeiter. Auf dem Mutterkuhbetrieb ist er mit 120 Stunden angestellt, auf dem Schweinemastbetrieb auf 450 €-Basis.


In Metzgerei und Hofladen beschäftigt Körner inzwischen 26 Angestellte, davon einen Großteil in Teilzeit. Immer montags schlachtet er zwei Rinder und zwölf Schweine aus seinem Strohstall. „Für uns gehört die Schlachtung zur Landwirtschaft dazu“, sind sich beide Betriebsleiter einig.


Stephan Körner und Martin Augustin leben ihre Philosophie. Auch den Kunden schmeckt das Konzept. „Wir bekommen viel Lob dafür, dass der Weg des fertigen Produkts in der Ladentheke bei uns so transparent ist“, erklärt Körner. Die Lage des Ladens direkt hinter Friedbergs Fußgängerzone trägt seinen übrigen Teil zum Erfolg bei. „Unsere Abläufe sind aufeinander abgestimmt“, sind sich Körner und Augustin einig. „So profitieren wir gegenseitig voneinander.“


kirsten.gierse-westermeier


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