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Heumilch: Nicht nur im Süden erfolgreich

Lesezeit: 4 Minuten

Die Produktionskosten von Heumilch sind höher als bei der Fütterung mit herkömmlicher Silage. Wir haben uns umgehört, warum Milchviehhalter und Molkereien trotzdem auf die Nische setzen.


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Weidende Kühe auf saftigen, artenreichen Wiesen umgeben von Bergpanorama. Wer bei der Google-Suche den Begriff „Heumilch“ eingibt, findet solche Motive zuhauf. Kein Wunder, denn die Produktion von Heumilch ist vorwiegend im Süden verortet und findet dort auch ihren Ursprung. Doch auch in anderen Regionen Deutschlands wollen Molkereien und Landwirte in der Nische Fuß fassen, wie unsere Reportage zeigt (siehe „Heumilch aus dem Osten“).


Aktuell liegt der Heumilchanteil in der Bundesrepublik bei 0,2% der Gesamtmilchmenge. Europaweit sind es etwa 3%. Markus Fischer, 1. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Heumilch Deutschland, erklärt: „Wir befinden uns in einer absoluten Nische.“ Er sieht großes Absatzpotenzial. „Leicht verständliche Botschaften wie Weidemilch oder Biomilch schlagen sich in steigenden Absatzzahlen im Lebensmitteleinzelhandel nieder. Die Wachstumsraten sind durchaus vielversprechend, entgegen der Absatzentwicklung am Gesamtmarkt von Trinkmilch. Ähnlich positiv ist es daher auch für Heumilch denkbar“, prognostiziert auch Dr. Björn Börgermann, Sprecher des Milchindustrie-Verbands. Anders als beispielsweise in Österreich, wo der Großteil der Milch verkäst wird, geht in Deutschland rund die Hälfte der Heumilchmenge in den Frischebereich.


Auch Steven Brechelmacher von Groth for Knowledge (GfK) bescheinigt der Heumilch gute Zukunftsaussichten: „Im Zwölfmonatszeitraum Oktober 2018 bis September 2019 kauften 3,4% aller Haushalte Heumilch. Im Zeitraum Oktober 2020 bis September 2021 sind es 4,5% Käuferreichweite. Das entspricht rund 1,8 Mio. Haushalten.“ Die Nachfrage steigt also. Laut GfK kostet Heumilch durchschnittlich 1,44 € pro Liter. Vor zwei Jahren lag der Durchschnittspreis bei 1,35 €/l.


Ursprünglichste Milch


Aber was ist eigentlich Heumilch? Die ARGE Heumilch ist ein Zusammenschluss aus Heumilchbauern, -verarbeitern und -vermarktern. Der Verband bezeichnet sich selbst als Nummer 1 der Erzeugung und Vermarktung in Europa. Auf der Homepage heißt es: „Bei der Heuwirtschaft handelt es sich um die ursprünglichste Form der Milcherzeugung. Heumilchkühe bekommen frische Gräser und Kräuter im Sommer sowie Heu im Winter. Das Heumilch-Gütesiegel garantiert die Herstellung von Produkten aus bester Milch, die gänzlich ohne vergorene Futtermittel wie Silage erzeugt werden.“


„Die Österreicher waren die ersten, die ein Zertifizierungsmodell entwickelt haben“, erklärt Fischer. Nach dem Start der Kooperation mit den deutschen Heumilchbauern im Jahr 2017 können sich auch die hiesigen Heumilcherzeuger zertifizieren lassen. Es gibt zwei unterschiedliche Verfahren: Das EU-Gütesiegel g.t.S. besagt, dass „eine garantiert traditionelle Spezialität noch mehr Qualität und Unverfälschtheit gewährleistet und einen besonderen Schutz bietet, der die traditionelle Herstellungsmethode sichert“. Zusätzlich gibt es das grüne Heumilch-Logo, das ausschließlich Betriebe nutzen dürfen, die Mitglied in der ARGE Heumilch sind. Dazu müssen sich die Milcherzeuger an das sogenannte Heumilchregulativ halten, das es extra für deutsche und für österreichische Produktionsbedingungen gibt.


Das „Regulativ“ besagt u.a., dass


  • die Lieferanten keine genveränderten Futtermittel einsetzen dürfen,
  • keine Herstellung und Verfütterung von Silofutter auf allen Betriebsstätten eines Heumilcherzeugers zulässig ist. Auch der Verkauf direkt vom Feld ist nicht erlaubt.
  • der Raufutteranteil in der Jahresration mindestens 75% der Trockenmasse betragen muss.


„Mit den Vorgaben wollen wir Vergleichbarkeit schaffen“, erklärt der Vorsitzende. „Wir haben eine andere Strategie als die breite Masse und wollen immer einen Schritt voraus sein.“


Heumilch ist Artenvielfalt


Das kommt an, wie der Konsumforscher Brechelmacher bestätigt: „Wir gehen davon aus, dass sich der Absatz von Heumilch weiterhin positiv entwickelt. Verbrauchern in Deutschland sind diese Themen aktuell wichtig. Sie sind bereit, dafür höhere Preise zu zahlen im Vergleich zur ‚normalen‘ Milch.“


Heumilch steht auch für Artenvielfalt und Naturschutz. In Bayern und Baden-Württemberg sind derzeit rund 30000 ha Grünland in der Nutzung für die Heumilchproduktion. Für die extensive Heuwirtschaftsweise bekommen bayerische Milcherzeuger eine Prämie in Höhe von 100 €/ha. 80 €/ha sind es in Baden-Württemberg. „Ein großer Teil des Grünlands schafft es in die Blüte. Damit tragen wir in hohem Maße zu mehr Artenvielfalt bei“, ist Fischer überzeugt, der selbst einen Heumilchbetrieb im Allgäu führt.


kirsten.gierse-westermeier@topagrar.com

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