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Hightech-Ohrmarke steuert die Herde

Lesezeit: 5 Minuten

Neue Ohrmarken orten Kühe im Stall und erkennen so Brunsten oder Krankheiten. Die Sensoren kommen ohne Batterien aus. Wie gut funktioniert das?


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Gottfried Singer und seine Tochter Theresa aus Murnau am Staffelsee (Bayern) leisten Pionier-Arbeit: Für das Management ihrer Milchvieh-Herde nutzen sie neue und ganz spezielle Ohrmarken.


Für die Rinderhalter hat das neue System zwei große Vorteile: Es fallen keine hohen Kosten für neue Halsbänder oder Batterien an. Auch lassen sich mögliche Brunsten einfach und schnell per Zeitraffer-Video kontrollieren.


Die neue Brunsterkennung hat der bayerische Tierarzt Dr. Oliver Dietrich entwickelt, zusammen mit dem Software-Spezialisten Robert Wagner sowie Albert von Wallenrodt. Als „CattleData GmbH“ vertreiben sie eine patentierte Technik, die mit batterielosen Sensoren die Aktivität erfasst.


Das Grundprinzip ist bekannt: Das System ermittelt die Aktivität der Kühe und meldet überdurchschnittliche Ausschläge als mögliche Brunst an den Landwirt.


Ortswechsel zeigt Aktivität:

Dabei zählt CattleData nicht die Schritte, sondern erfasst, wo die Kühe sind und wie häufig sie den Ort wechseln.


Das System besteht aus mehreren Antennen, Datenlesegeräten, einem Computer mit entsprechender Software sowie batterielosen Ohrmarken. Diese enthalten einen Chip mit der jeweiligen Tier-Nummer. Diese sogenannten passiven Sensoren benötigen keine Energie und damit keine Batterien.


Stattdessen lesen Antennen die Informationen auf den Ohrmarken aus. Das funktioniert ähnlich einem Funksignal oder der Tieridentifikation am Kraftfutterautomaten. So erfasst das System kontinuierlich und in Echtzeit, wo sich welches Tier im Stall befindet.


Jede Antenne deckt dabei einen bestimmten Stallbereich von rund 20 m2 ab. Für 80 Kühe sind etwa acht Antennen im Stall nötig. Wechselt ein Tier von einem Bereich in einen anderen, registriert das System das als einen „Ortswechsel“ und berechnet daraus die Aktivität jeder Kuh. Wenn beispielsweise ein Tier im Durchschnitt 10 Mal pro Stunde den Stallbereich wechselt, so deutet ein Anstieg auf 100 Wechsel/Stunde auf eine mögliche Brunst hin.


Dabei erfasst die Technik nicht nur die jeweilige Aktivität der Einzeltiere, sondern registriert auch, welche Kühe sich zur selben Zeit im selben Stallbereich aufhalten. Diese Tiere bilden sogenannte „sexuell aktive Gruppen“.


„Diese ‚Begleitkühe‘ kennt jeder Milcherzeuger aus der Praxis. Die Software bewertet den häufigen Kontakt zu anderen Tieren automatisch als zusätzlichen Hinweis auf die Brunst der jeweiligen Kuh“, erklärt Tierarzt und Hersteller Dr. Dietrich.


Zusätzliche Module:

Neben der Brunsterkennung bietet CattleData optionale Zusatz-Module an.


  • Futteraufnahme: Dazu zählt das Erfassen des Fressverhaltens, das Hinweis auf die Gesundheit geben soll. Bei „CattleWellness“ erfassen zusätzliche Antennen über dem Fressgitter zentimetergenau, wo und in welcher Höhe sich der Kopf der Kühe befindet. Ist der Kopf im Fressgitter und auf dem Boden, signalisiert das „Futteraufnahme“.


Sinkt die Futteraufnahme und/oder die Aktivität, schlägt das System Alarm. Ob das eine wunde Klaue, Labmagen-Verlagerung oder Ketose ist, muss der Landwirt am Tier diagnostizieren.


Die kontinuierlich erfassten Daten wertet das Programm einmal pro Stunde aus. Ungewöhnlich hohe Aktivitäten oder reduzierte Futteraufnahmen meldet es sofort. Milcherzeuger können diesen Alarm im PC-Programm einsehen oder sich per E-Mail aufs Smartphone schicken lassen. Zur Orientierung schlägt die Software einen optimalen Besamungszeitraum vor.


  • Videos: Mit dem optionalen Modul „CattleVisual“ kann der Milchviehhalter die Meldungen kontrollieren. Kameras filmen im Stall und speichern die Video-Aufnahmen. In einer Rückschau lässt sich der Zeitraum anzeigen, in dem eine erhöhte Aktivität stattgefunden hat. Das Bild springt automatisch 1,5 Stunden vor diesen Peak und zeigt die Aufnahmen von zwei Stunden komprimiert in einem zwei minütigen Film. Die Kamera-Aufnahmen lassen sich auch live verfolgen und so beispielsweise die Abkalbebucht überwachen.
  • Ortung: Die Antennen erfassen den Aufenthaltsort jeder Kuh in Echt-Zeit. So lässt sich mit cattle-data jederzeit jede Kuh im Stall orten. Das soll die Suche von Kühen zum Besamen oder Behandeln erleichtern. Der „CattleFinder“ lässt sich im PC-Programm oder mit dem Smartphone abrufen.


Ende des Jahres will CattleData ein weiteres Modul anbieten, das den Abkalbetermin vorhersagt. Wie genau das funktioniert, wollte der Hersteller noch nicht verraten.


Weidegang nicht möglich:

Zur Ortung der Kühe senden die Antennen energetische Strahlung aus. Allerdings ist die Reichweite begrenzt, was die Nutzung einschränkt. Beim Weidegang beispielsweise lässt sich die Aktivität der Herde nicht erfassen.


Die Sensoren lassen sich nur bedingt mit anderen Systemen zur Tiererkennung verknüpfen. Melkroboter oder Kraftfutter-Automaten nutzen LF-Transponder (Low Frequenzy), während CattleData UHF-Technik (Ultra High Frequenzy) einsetzt. Diese kann über größere Distanzen und mehrere Transponder gleichzeitig auslesen.


Gespräche führt CattleData bereits mit dem LKV Bayern und einigen Besamungsstationen, welche Interesse an der einfachen automatischen Tier-Identifikation zeigen.


Alle Daten sowie Video-Aufnahmen werden lokal auf einem separaten PC gespeichert. Per Fernzugriff kann der Landwirt mit mobilen Geräten auf das passwortgeschützte Programm und die Daten zugreifen. Das Speichervolumen auf dem Computer ist für Videos von bis zu einem Jahr und Daten von rund zehn Jahren ausgelegt.


Die Investitionskosten sind abhängig von den gewünschten Zusatzmodulen sowie verschiedenen Bezahl-Varianten (Sofortkauf oder Abo für die tägliche Nutzung). Das gesamte Paket kostet etwa 50 bis 150 € pro Kuh. Vorteil gegenüber anderen Systemen: Die Sensoren bleiben ein Kuh-Leben lang am Ohr. Sollte doch einmal eine Ohrmarke verloren gehen, kostet diese nur 5 €.


Anke Reimink

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