Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

Aus dem Heft

Hilft Edeka den Milchbauern wirklich?

Lesezeit: 4 Minuten

Edeka Südwest hält die Preise für regionale Milchprodukte konstant. Doch hilft das den Milcherzeugern? Oder nur dem Image des Lebensmittelhändlers? Eine kritische Analyse.


Das Wichtigste zu den Themen Rind + Milch mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Positive Nachricht in schwierigen Zeiten: Ende April kündigte Edeka Südwest an, die Preise für regionale Milchprodukte nicht zu senken – entgegen dem allgemeinen Trend.


Grundsätzlich ist das zu begrüßen. Denn Preis- und Qualitätsdifferenzierung sowie Regionalität liegen bei Milchprodukten im Trend. Molkereien und Milcherzeuger können so mehr Wertschöpfung erzielen. Und die Produkte sind im Regal nicht austauschbar.


Dennoch hat der Edeka-Vorstoß bei Licht betrachtet einen faden Beigeschmack: Der Image-Effekt für den Lebensmittelhändler ist größer als die Hilfe für die Milcherzeuger. Warum?


„Den Südwesten stärken!“

Edeka Südwest aus Offenburg in Baden-Württemberg ist die zweitgrößte der sieben Edeka-Regionalstellen. Sie beliefert 1350 Lebensmittelmärkte in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, dem Süden von Hessen und Teilen Bayerns.


Der Lebensmittelhändler führt verschiedene Molkereiprodukte in unterschiedlichen Qualitäts- und Preislagen:


  • Im sog. Preiseinstiegsbereich gibt es die Handelsmarke „gut & günstig“.
  • Im oberen Preissegment liegen die Regionalmarken. Diese stammen unter anderem von der Schwarzwaldmilch aus Freiburg, der Schwälbchen Molkerei aus Bad Schwalbach und der Hohenloher Molkerei aus Schwäbisch Hall.
  • Preislich zwischen diesen beiden Kategorien liegt die Edeka-Regionalmarke „Unsere Heimat – echt & gut“. Sie kommt von der Schwarzwaldmilch und der Hohenloher Molkerei (Kasten).


Bundesweit laufen jedes Jahr im April die Kontraktgespräche zwischen Molkereien und dem Lebensmittelhandel über Produkte der Weißen Linie (Trinkmilch, Quark, Sahne etc.). Die Preise gelten von Anfang Mai bis Ende Oktober. Dann gibt es neue Verhandlungen für Anfang November bis Ende April.


Dieses Jahr zeichnete sich schon früh ein deutlicher Preisrückgang ab. Ende April, genau in der heißen Verhandlungsphase, kündigte Edeka Südwest an, die Preise für regionale Markenprodukte der Molkereien in ihrem Absatzgebiet konstant zu lassen. Gleiches gelte für die Regionalmarke „Unsere Heimat – echt & gut“.


Bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe (7. Juni) hat der Lebensmittelhändler Wort gehalten. So kostet ein Liter Trinkmilch der Regionalmarke „Unsere Heimat“ beispielsweise unverändert 75 Cent (1,5% Fett) bzw. 79 Cent (3,5% Fett). Trinkmilch der Marke „Hofgut“ (Hohenloher Molkerei) kostet 95 Cent pro Liter (3,5% Fett), ein Liter Weidemilch (3,8% Fett) von der Schwarzwaldmilch 1,39 €.


Edeka Südwest will mit dem Vorstoß nach eigenen Angaben die Milchbauern und Molkereien im Südwesten unterstützen. Und das Unternehmen ließ es sich nicht nehmen, sich dafür in der eigenen Pressemitteilung von den drei Molkereigeschäftsführern Andreas Schneider (Schwarzwaldmilch), Günter Berz-List (Schwälbchen Molkerei) und Martin Boschet (Hohenloher Molkerei) in höchsten Tönen loben zu lassen.


Was Edeka verschweigt:

Allerdings unterschlägt der Lebensmittelhändler zwei Fakten:


  • Bundesweit beträgt der Anteil der Handelsmarken (Preiseinstiegsbereich) bei Frischmilch rund 75%, bei Edeka Südwest dürfte das Niveau ähnlich sein. Und hier hat das Unternehmen wie alle anderen Lebensmittelhändler die Preise Ende April um 13 Cent pro Liter in den Keller geprügelt. So kostet ein Liter Milch „gut & günstig“ jetzt nur noch 42 Cent (1,5% Fett) bzw. 46 Cent (3,5% Fett).
  • Für die Regionalmarken gibt es keine festen Kontrakte wie bei der Weißen Linie. Die Gespräche finden zwar in Anlehnung daran statt, laufen aber zu anderen Zeitpunkten und sind deutlich flexibler. Zum Teil gelten die Vereinbarungen für ein Jahr. Ende April, als Edeka Südwest den Verzicht auf eine Preissenkung vollmundig ankündigte, standen nach top agrar-Information gar keine Gespräche für regionale Milchprodukte an.


Mehr Image als Hilfe:

Persönlich wollte sich Edeka Südwest gegenüber top agrar nicht dazu äußern. Schriftlich heißt es schmallippig: „Wir bieten marktgerechte Preise.“


Für Ludwig Börger vom DBV steht fest: „Edeka präsentiert sich auf der einen Seite als Unternehmen, das Lebensmittel liebt, ist aber gleichzeitig einer der härtesten Verhandlungspartner, der das Einkommen der Landwirte verringert. Die Aktion soll somit hauptsächlich das eigene Image aufpolieren.“


Grundsätzlich sei aber jede Maßnahme gegen Preissenkungen bzw. für höhere Preise zu begrüßen. Das betonen auch die drei Molkereigeschäftsführer Schneider, Berz-List und Boschet gegenüber top agrar. Denn klar sei, dass ein höherer Verkaufspreis im Kühlregal auch mehr Geld für die Molkereien und Milcherzeuger bringe. Unbestritten sei aber auch, dass der Löwenanteil höherer Produktpreise immer beim Handel bleibe.


Ende Mai gab Edeka Südwest bekannt, dass der Absatz regionaler Milchprodukte gestiegen sei. Konkrete Zahlen nennt das Unternehmen nicht.


Für nachhaltig bessere Milchpreise müssen aber die Preise im Preiseinstiegsbereich bundesweit spürbar steigen. Im November ist Gelegenheit dazu.


P. Liste

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.