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Jersey-Milch für knapp 2 €

Lesezeit: 4 Minuten

Das niederländische Unternehmen „Holland Jersey“ lässt 1 300 Kühe von Sharemilkern melken und verkauft die Milch sehr teuer. Ein ungewöhnliches Geschäftsmodell.


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Den ganzen Tag nur mit Kühen arbeiten und dafür einen sicheren Lohn bekommen – für mich ein Traumjob“, sagt Cornelis de Groot. Der Niederländer ist Sharemilker. Er melkt eine Jersey-Herde bei Zeewolde für das Unternehmen Holland Jersey.


Insgesamt 1300 Kühe lässt das Unternehmen auf sechs Betrieben melken. Die speziellen Jersey-Milchprodukte vermarkten es selbst. Auch die Preise machen auf sich aufmerksam: 0,75 Liter Vollmilch kosten 1,49 € und die Halbfett-Stufe 1,39 €. Das erreichen die Niederländer mit einem ausgeklügeltem Marketingkonzept.


Neueinsteiger:

Die Geschäftsführer Peter van Dronkelaar und Harald Hoffmann gründeten 2015 das Unternehmen „Duurzame Agrarisch“ (Nachhaltige Landwirtschaft) und betreiben damit auch Biogasanlagen. Holland Jersey sowie Holland Jersey Food sind Tochterunternehmen zur Produktion und Vermarktung der Milch. Der Geschäftssitz liegt in Nijkerk bei Amersfoort. Insgesamt beschäftigen die beiden rund 30 Mitarbeiter.


„Das Ende der Milchquote war für uns die Chance, in die Milchproduktion einzusteigen. Wir wollten etwas Neues, Innovatives auf den Markt bringen“, sagt Peter. Normale Milchkühe kamen dafür nicht infrage. Stattdessen sollte es die Rasse Jersey sein. „Die Milch enthält natürlicherweise mehr Protein und Fett, das wollten wir vermarkten. Außerdem gab es reine Jersey-Milch noch nicht auf dem Markt“, sagt Harald.


Die geringere Milchleistung stört dabei nicht. „Die Kühe sind effizient: Sie geben 10% weniger Milch, dafür fressen sie aber auch 30% weniger und es fallen 30% weniger Gülle an“, so Harald. Für das Unternehmen ist das praktisch, da es das Futter zukauft und Gülle in den Biogasanlagen vergärt bzw. abgeben muss. Eigene Flächen besitzt Holland Jersey kaum.


Nicht zuletzt ist auch das Stockmaß der Kühe von rund 120 cm ein Pluspunkt: „Wir haben vor allem alte Ställe aus den Achtzigern angepachtet. Die Jerseys kommen hier mit den kleineren Abmessungen von Liegeboxen, Fressgängen oder Melkständen gut zurecht. Wir mussten kaum nachrüsten.“


Sharemilker-Konzept:

Aus Dänemark importierten die Niederländer vor zwei Jahren 1300 Jersey-Färsen. Die Tiere teilten sie in Herden von maximal 200 Tieren ein. Innerhalb von drei Monaten kalbten die Färsen. Parallel suchten die Unternehmer Melker und Herdenmanager. Denn die Arbeit auf den sechs Betrieben ist ähnlich dem neuseeländischen Konzept des „Sharemilking“ organisiert. Dabei legen Peter und Harald Ziele und Produktionsstandards fest. Ihnen gehören Kühe und Nachzuchten. Sie organisieren die Vermarktung, zahlen Betriebsmittel, machen die Buchführung, planen Futterzukauf und Rationen.


Die Koordination und Beratung der Melker hat Herdenmanager Mathijs Ramaker in der Hand. Er fährt die Betriebe regelmäßig an und kümmert sich um die praktischen alltäglichen Fragen und Entscheidungen im Management.


Die Arbeit in den Ställen übernehmen sechs junge Landwirte. Vier Betriebe liegen in Zeewolde, ein Betrieb im 45 km entfernten Assendelft. Ein Betrieb liegt nördlich von Amsterdam und organisiert sich meist selbstständig.


Im Jahr 2017 will das Unternehmen rund 10 Mio. kg Milch vermarkten. Langfristig wollen sie ihr Produkt-Sortiment erweitern, zum Beispiel mit Joghurt in verschiedenen Größen und mehreren Geschmacksrichtungen.


Dafür erweitern die Niederländer ihre Milchmenge mit Kooperationsbetrieben: Ab nächstem Jahr liefern acht niederländische Jersey-Betriebe ihre Milch an Holland Jersey. Weitere Lieferanten könnten folgen. Peter erklärt: „Unsere aktuelle Kuhzahl reicht als Grundlage für unsere Produktion. Noch mehr eigene Herden aufzubauen, ist zu zeitintensiv und zu teuer.“


Die Kooperationspartner müssen die gleichen Auflagen wie auch die Sharemilker-Betriebe erfüllen, wie zum Beispiel Weidehaltung oder A2-Zucht. Die Unternehmer achten auf Gesundheits- und Leistungsmerkmale. Außerdem sollen auch diese Betriebe zweimal im Jahr ihre Tore für Konsumenten öffnen.


Langfristige Ziele wollen die Unternehmer noch nicht abstecken. Harald erklärt: „Wir planen Schritt für Schritt. Zunächst muss die Markteinführung in diesem Jahr wie geplant laufen und die Kooperationen neuer Betriebe im nächsten Jahr klappen.“ Peter wagt einen Ausblick: „Wenn alles so gut läuft wie wir hoffen, dann werden wir auch ins Ausland schauen.“


Anke Reimink

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