Bei der Kälberversorgung macht Jodi Wallace keine Kompromisse.
Seit dem Neubau eines Kälberstalls im Jahr 2014 hat der Betrieb von Dr. Jodi Wallace kaum ein Kalb durch eine vermeidbare Krankheit verloren. Wallace arbeitet in einer Rinderpraxis in Quebec (Kanada). Mit ihrer Familie lebt sie auf einem Milchviehbetrieb mit 100 Kühen und weiblicher Nachzucht.
„Der Schlüssel für den Erfolg liegt nicht in dem Stall selbst, sondern in der grundsätzlichen Einstellung zur Kälberaufzucht“, so die Tierärztin. Sie zieht den Vergleich zu ihren Kindern: „Nur weil wir mehrere Kinder haben, braucht trotzdem jedes Einzelne viel Aufmerksamkeit.“ Wenn die Grundbedürfnisse der Kälber befriedigt sind, bleiben sie gesund: Viel Kolostrum, ausreichend Milch, frische Luft, viel Einstreu sowie Impfungen zum Schutz vor Krankheiten. Wallace führt drei Parameter an, über die jeder Betrieb die Qualität seiner Kälberaufzucht bis zum 60. Lebenstag beurteilen kann:
Die vermeidbaren Verluste sollten unter 5% liegen.
Die Anzahl der Behandlungen sollte unter 15% liegen.
Kälber sollten ihr Geburtsgewicht bis zum 56. Lebenstag verdoppelt haben.
Die Grundlage dafür sind die Kolostrumgabe sowie die Versorgung mit ausreichend Energie über die Milch.
Kolostrum ist die Basis
Zusätzlich zu der Qualität des Kolostrums (mehr als 22% Brix), der Menge (10% des Körpergewichtes) und dem Zeitpunkt (möglichst früh innerhalb der ersten sechs Stunden) spielt die Hygiene eine wichtige Rolle. Diese entscheidet darüber, wie gut das Kalb später mit Antikörpern versorgt ist. Wallace erklärt das so: Der Mechanismus des passiven Transfers von Antikörpern aus dem Darm des Kalbes in den Blutkreislauf (Pinozytose) ist unspezifisch. Das heißt, Partikel, die eine ähnliche Größe haben, werden ebenso aufgenommen wie die Antikörper selbst (Übersicht). So gelangen zusätzlich zu Antikörpern z.B. auch Bakterien wie E.coli über die Darmschleimhaut in den Blutkreislauf. Danach ist diese Aufnahmestelle geschlossen. Je mehr Bakterien sich also im Kolostrum befinden, desto weniger Stellen bleiben frei, um Antikörper aufzunehmen.
Wenn Kälber an Durchfall leiden, lässt die Tierärztin das Kolostrum und die Milch auf Bakterien untersuchen. Um den gesamten Weg der Milch zu kontrollieren, sollte die Probe dort gezogen werden, wo das Kalb die Milch aufnimmt, also z.B. am Sauger des Nuckeleimers.
Mindestens acht liter am Tag
Damit Kälber ihr Geburtsgewicht bis zum 56. Lebenstag verdoppeln, brauchen sie ausreichend Energie. Wallace empfiehlt mindestens acht Liter Milch am Tag in zwei bis drei Mahlzeiten. Besser ist jedoch die freie unbegrenzte Aufnahme. Auf dem Betrieb der Tierärztin erhalten die Kälber angesäuerte Milchaustauschertränke ad libitum.
Katharina Lütke Holz
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Bei der Kälberversorgung macht Jodi Wallace keine Kompromisse.
Seit dem Neubau eines Kälberstalls im Jahr 2014 hat der Betrieb von Dr. Jodi Wallace kaum ein Kalb durch eine vermeidbare Krankheit verloren. Wallace arbeitet in einer Rinderpraxis in Quebec (Kanada). Mit ihrer Familie lebt sie auf einem Milchviehbetrieb mit 100 Kühen und weiblicher Nachzucht.
„Der Schlüssel für den Erfolg liegt nicht in dem Stall selbst, sondern in der grundsätzlichen Einstellung zur Kälberaufzucht“, so die Tierärztin. Sie zieht den Vergleich zu ihren Kindern: „Nur weil wir mehrere Kinder haben, braucht trotzdem jedes Einzelne viel Aufmerksamkeit.“ Wenn die Grundbedürfnisse der Kälber befriedigt sind, bleiben sie gesund: Viel Kolostrum, ausreichend Milch, frische Luft, viel Einstreu sowie Impfungen zum Schutz vor Krankheiten. Wallace führt drei Parameter an, über die jeder Betrieb die Qualität seiner Kälberaufzucht bis zum 60. Lebenstag beurteilen kann:
Die vermeidbaren Verluste sollten unter 5% liegen.
Die Anzahl der Behandlungen sollte unter 15% liegen.
Kälber sollten ihr Geburtsgewicht bis zum 56. Lebenstag verdoppelt haben.
Die Grundlage dafür sind die Kolostrumgabe sowie die Versorgung mit ausreichend Energie über die Milch.
Kolostrum ist die Basis
Zusätzlich zu der Qualität des Kolostrums (mehr als 22% Brix), der Menge (10% des Körpergewichtes) und dem Zeitpunkt (möglichst früh innerhalb der ersten sechs Stunden) spielt die Hygiene eine wichtige Rolle. Diese entscheidet darüber, wie gut das Kalb später mit Antikörpern versorgt ist. Wallace erklärt das so: Der Mechanismus des passiven Transfers von Antikörpern aus dem Darm des Kalbes in den Blutkreislauf (Pinozytose) ist unspezifisch. Das heißt, Partikel, die eine ähnliche Größe haben, werden ebenso aufgenommen wie die Antikörper selbst (Übersicht). So gelangen zusätzlich zu Antikörpern z.B. auch Bakterien wie E.coli über die Darmschleimhaut in den Blutkreislauf. Danach ist diese Aufnahmestelle geschlossen. Je mehr Bakterien sich also im Kolostrum befinden, desto weniger Stellen bleiben frei, um Antikörper aufzunehmen.
Wenn Kälber an Durchfall leiden, lässt die Tierärztin das Kolostrum und die Milch auf Bakterien untersuchen. Um den gesamten Weg der Milch zu kontrollieren, sollte die Probe dort gezogen werden, wo das Kalb die Milch aufnimmt, also z.B. am Sauger des Nuckeleimers.
Mindestens acht liter am Tag
Damit Kälber ihr Geburtsgewicht bis zum 56. Lebenstag verdoppeln, brauchen sie ausreichend Energie. Wallace empfiehlt mindestens acht Liter Milch am Tag in zwei bis drei Mahlzeiten. Besser ist jedoch die freie unbegrenzte Aufnahme. Auf dem Betrieb der Tierärztin erhalten die Kälber angesäuerte Milchaustauschertränke ad libitum.