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Kälber wieder mit Vollmilch tränken

Lesezeit: 8 Minuten

Durch den Abbau der Beihilfen am Magermilchmarkt haben die Preise für Milchaustauscher (MAT) in letzter Zeit kräftig angezogen. Stellt man die niedrigen Milchpreise gegenüber, kommt in vielen Betrieben die Frage auf, ob die Kälber nicht günstiger mit Vollmilch aufgezogen werden könnten. Doch rechnet sich das bereits? Die Rechnung sieht wie folgt aus: Der Energie- und Eiweißgehalt von einem Liter Vollmilch entspricht etwa dem von 170 g Milchaustauscher (16 MJ ME, 22 % XP). Bei einem Marktwert der Milch von 30 Ct würde die Vollmilch, die als Ersatz von einem kg MAT benötigt werden würde, 1,76 E kosten. Übermilch vertränken Zur Vollmilch muss jedoch noch ein Vollmilchaufwerter hinzugerechnet werden, um vor allem die Eisenversorgung sicher zu stellen. Durch die gesetzliche Verpflichtung den Kälbern 30 mg/kg TS Eisen in der Milch anzubieten, entstehen durch den Ergänzer Mehrkosten von mindestens 3 Ct/Tier/Tag. Das entspricht Vollmilchkosten als Ersatz für 1 kg MAT von 1,79 E. Ein entsprechender Milchaustauscher würde gegenwärtig etwa 1,65 E inkl. Mehrwertsteuer kosten. Werden für die Vollmilch jedoch nur die direkten Kosten für Grundfutter, Kraftfutter und Sonstiges in Höhe von 20 Ct pro Liter angesetzt, die sich durch eine Milchleistungssteigerung bei gleicher Kuhzahl ergäben, liegen wir bei der Vollmilchtränke inkl. Aufwerter bei einem Preis von 1,21 E als Ersatz für ein kg Milchaustauscher. In diesem Fall wäre die Vollmilch sogar das preiswertere Futtermittel. Das heißt für jeden Überlieferer ist die Vertränkung von Vollmilch auf Basis des Energie- und Eiweißgehaltes preiswerter als ein Milchaustauscher! Kälber übersaufen sich Doch Vorsicht, wer Vollmilch einsetzt, muss ein besonderes Management einhalten, sonst gibt es Probleme. Die Gründe dafür liegen nicht vorrangig in der Milch, sondern im Tränkeverfahren. Am Nuckeleimer sowie am Tränkeautomaten wird die Milch mit etwa der 10-fachen Sauggeschwindigkeit aufgenommen als beim natürlichen Saugen des Kalbes an der Mutterkuh. Dadurch kann es zu Verdauungsproblemen kommen. Wenn wir das natürliche Saugverhalten kopieren wollen, müssten wir die Kälber ad libitum mit einem sehr schwergängigen Nuckel tränken. Bekommt das Kalb dabei einmal keine Milch, besteht die Gefahr, dass es sich beim nächsten Mal übersäuft. Bei einer ad libitum Vorratstränke (angesäuert) ist das kein Problem, auch sind die aufgenommenen Portionen pro Besuch klein. Die Tagesmenge ist jedoch deutlich größer als bei einer rationierten Tränke, mit der Folge, dass die Kälber wesentlich später, Heu- und Kraftfutter zu fressen. Solange die Milch nicht angesäuert wird, liegt ein weiteres Problem bei der Eimer- und Trogfütterung im Konstanthalten der Tränketemperatur bei ca. 38 °C. Zusammengefasst heißt das, dass zu niedrige Temperaturen, zu hohe Sauggeschwindigkeiten und zu große Portionsgrößen die Labgerinnung beeinträchtigen und so leichter zu Durchfäl- len führen. Kälber öfter tränken Bei nur zweimaligem Tränken pro Tag mit dem Eimer reicht die Gesamtmenge kaum aus. Bei 1,5 oder 2 Litern pro Mahlzeit wird weder der Energie- noch der Proteinbedarf gedeckt. Auch viele weitere Nährstoffe sind im Defizit. Um den Energiebedarf bei alleiniger Vollmilchtränke mit einem Energiegehalt von 19,3 MJ ME/kg T zu decken, brauchen wir für ein 50 kg schweres Kalb mit täglichen Zunahmen von anfänglich 400 g etwa 6 Liter. Der Proteinbedarf wäre damit ebenfalls ausreichend gedeckt. Die Berücksichtigung der übrigen aufgenommenen Futtermittel bei der Nährstoffbilanz ist in den ersten Wochen unter praktischen Bedingungen kaum möglich, da die Kälber zu sehr unterschiedlichen Zeitpunkten mit der Festfutteraufnahme beginnen. Auf Grund der längeren Verweildauer des Kaseinkuchens im Labmagen und des dadurch hervorgerufenen Sättigungsgefühls beginnen Kälber, die anstelle von Milchaustauscher mit Vollmilch getränkt werden, später zuzufressen. Die Gewichtsentwicklung dieser Kälber bleibt hinter restriktiv gefütterten Tieren zurück. Wichtig ist aus diesem Grund, die Milchmenge auf max. sechs Liter pro Tag und die Dauer der Tränkeperiode auf max. 10 Wochen zu begrenzen, damit die Kälber rechtzeitig lernen, festes Futter zuzufressen. Eine Mahlzeit auf maximal 1,5 Liter begrenzen Häufig wird der hohe Fettgehalt in der Vollmilch für verstärkte Durchfallprobleme der Kälber verantwortlich gemacht und die Vollmilch deshalb verdünnt. Doch nicht der Fettgehalt ist die Ursache, sondern die Probleme entstehen, wenn kleine Kälber auf Grund des Konkurrenzverhaltens zu große Mengen zu schnell saufen. Um hierbei auf der sicheren Seite zu sein, sollte eine Mahlzeit in den ersten Wochen auf 1,5 Liter begrenzt bleiben. Bei der Automatenfütterung ist die Portionierung kein Problem, bei der Eimertränke sind zwei Mahlzeiten mit 1,5 bis 2 Litern pro Tag zu wenig, es müsste drei Mal pro Tag getränkt werden. Eine Verdünnung mit Wasser bis zu 30 % ist möglich und kann sinnvoll sein, wenn es darum geht, die Milch auf Tränketemperatur zu erwärmen. Auf der anderen Seite führt eine solche Verdünnung aber gleichzeitig zu einer deutlichen Reduktion der übrigen Nährstoffe und muss in der Nährstoffbilanz berücksichtigt werden. Eine Verdünnung über 30 % hinaus ist nicht zu empfehlen, da der Trockensubstanzgehalt in normaler Milch dann unter 10 % sinken würde. Unproblematisch ist eine Verdünnung der Biestmilch, wenn sie an ältere Kälber vertränkt wird, da deren Trockensub-stanzgehalt deutlich über dem der normalen Vollmilch liegt. Vollmilchergänzer muss sein Bei reiner Vollmilchernährung entstehen zumindest bei einigen Mineralstoffen Mangelsituationen (Übersicht 1). Gerade im Spurenelementbereich besteht Ergänzungsbedarf. Dieser Bedarf entsteht teilweise durch die, im Vergleich zum natürlichen Saugen geringen Mengen, die vertränkt werden und teilweise durch einen Mangel bei den Muttertieren. Das betrifft ganz speziell die erstkalbenden Kühe. Denn bei der Färsenaufzucht auf der Weide fehlt häufig eine ausreichende Mineralstoffaufnahme. Nicht zuletzt bedingen höhere Milchleistungen eine Verdünnung der Inhaltsstoffe. Hinzu kommt, dass Kälber in Stresssituationen und bei Erkrankungen einen deutlich höheren Bedarf an bestimmten Mineralstoffen und auch Vitaminen aufweisen, als das im gesunden Zustand der Fall ist. Deshalb macht der Einsatz von Vollmilchergänzern durchaus Sinn. Übersicht 2 gibt einen Überblick über die derzeit am Markt verfügbaren Produkte. Bei der Auswahl ist zu beachten, dass die Inhaltsstoffe des Produktes den Empfehlungen (Übersicht 1) entsprechen. Auf die Eisenzufuhr achten! Immer noch vernachlässigt wird das Problem des Eisenmangels bei Kälbern. Eisen ist Bestandteil des Hämoglobins der roten Blutkörperchen und ist für den Sauerstofftransport von der Lunge zu den Zellen und damit für die Zellatmung verantwortlich. Etwa 20 % der Kälber weisen nach einer normal verlaufenden Geburt bereits eine deutliche Eisenunterversorgung auf. Eine zusätzliche Eisenversorgung stärkt die Vitalität und wirkt sich positiv auf die Widerstandskraft aus. In der Kuhmilch sind etwa nur 0,5 mg Eisen pro Liter enthalten. Das ist zu wenig. Empfohlen werden heute 100 mg pro Tier und Tag. Dosierungen oberhalb von 100 mg bringen keinen zusätzlichen Nutzen. Wichtig ist, mit den Eisengaben am ersten Lebenstag zu beginnen! Die Zeitdauer der Eisengaben hängt von den Gehalten im übrigen Futter ab. Eine ausreichende Eisenversorgung aus dem Grundfutter ist erst dann gewährleistet, wenn sich die Kälber zum Wiederkäuer entwickelt haben, und das kann 6 bis 14 Wochen dauern. Während der Biestmilchperiode und bei Vollmilchfütterung während der weiteren Tränkeperiode ist Eisen auf jeden Fall mittels eines Vollmilchergänzers zusätzlich zuzuführen (Übersicht 2). Vollmilch sauer länger lagern Frische Milch sollte, wenn sie bevorratet werden muss, unbehandelt und ungekühlt im Sommer zwei Mal und im Winter ein Mal täglich erneuert werden. Sollen diese Zeiträume verlängert werden, muss entweder mit einem Tauchkühler im Vorratsbehälter gekühlt oder die Milch sauer gelegt werden. Der Einsatz eines Tauchkühlers ist nur in Verbindung mit einem Tränkeautomaten sinnvoll, der die einzelnen Portionen vor dem Vertränken wieder auf Körpertemperatur erwärmt. Beim Sauerlegen ist darauf zu achten, dass die Milch vor dem Vertränken vollständig dick gelegt ist. Sie lässt sich mit Hilfe eines Rührwerks problemlos wieder flüssig schlagen. Für die Säuerung eignet sich Ameisensäure am besten. In der sauer gelegten Milch soll der Säureanteil letztendlich 0,25 bis 0,3 % betragen. Dies ergibt dann einen pH-Wert in der Milch von ca. 4,0 bis 4,6. Die Ameisensäure ist im Handel in 85%-iger Form erhältlich. Es wird empfohlen, die Säure sofort nach dem Kauf im Verhältnis 1:10 vorzuverdünnen, da sie in der hochkonzentrierten Form sehr gefährlich ist (Schutzbrille und Schutzhandschuhe tragen!). Das bedeutet, dass ein Liter 85 %-ige Ameisensäure mit neun Liter Wasser verdünnt werden muss. Von dieser vorverdünnten Säure werden dann 30 ml auf einen Liter Vollmilch gegeben. Ein Liter der 85 %-igen Ameisensäure reicht damit aus, um ca. 333 Liter Milch sauer zu legen.

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