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Kali-Düngung: Wichtig, aber riskant

Lesezeit: 5 Minuten

Die Kationen-Anionen-Bilanz von Gras schwankt stark – in Abhängigkeit von Standort und Düngung. Das kann die Gesundheit der Milchkuhherde verschlechtern.


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Auf Grünland-Standorten geht es nicht ohne eine zusätzliche KaliDüngung. Besonders auf Niedermoor ist eine Ergänzung des Entzuges erforderlich, um das Ertragspotenzial auszuschöpfen. Häufig werden chloridhaltige Kalidünger verwendet, da Futtergräser unempfindlich gegenüber Chlorid sind. Doch gerade auf Niedermoor beeinflusst das Chlorid die Kationen-Anionen-Bilanz (DCAB) mehr als gedacht. Das kann die Tiergesundheit gefährden.


Das Problem:

Die DCAB der Ration muss an das Laktationsstadium angepasst sein. In der Anfütterungsphase sind die Anforderungen anders als während der Laktation (s. Kasten rechts). In Futtermitteln kann die DCAB jedoch stark schwanken. Selbst in einem Betrieb ist der Umfang erheblich, noch größer aber zwischen Regionen und Standorten. So schwankte die DCAB der Grassilage aus dem 1. Schnitt in Iden in Sachsen-Anhalt im Verlauf von vier Jahren zwischen 360 und 520 meq pro kg TM. Das Rapsschrot aus 18 untersuchten Lieferungen hatte in dieser Zeit einen DCAB von -50 bis -250 meq.


Auch Orientierungswerte für Futtermittel sind mit Vorsicht zu übernehmen. Für Maissilagen ist in Tabellen oft eine DCAB von 250 meq/kg TM angegeben. Analysen von Maissilageproben aus ganz Deutschland und Österreich ergaben dagegen eine mittlere DCAB von 150 meq/kg TM. Bei mehr als 300 untersuchten Grassilagen aus dem 1. Schnitt ergaben sich im Durchschnitt 340 meq. Auch das sind fast 100 meq weniger als durchschnittliche Tabellenwerte.


Grünland-Monitoring:

Beim Vergleich der DCAB-Werte zwischen Brandenburg und Sachsen fielen besonders die niedrigen DCAB-Werte in Brandenburg von nur 130 meq/kg TM auf. Das ist ein erster Hinweis auf eine mögliche Ursache für DCAB-Schwankungen zwischen Standorten: In Brandenburg befinden sich zwei Drittel des Grünlandes auf Niedermoorstandorten. Um dem weiter nachzugehen, führte die Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau in Iden 2017 in Sachsen-Anhalt ein Monitoring durch. In neun Betrieben mit unterschiedlichen Standorten wurden aus dem geernteten Gras vom Grünland Proben vom 1. und 2. Aufwuchs gezogen. Die Landesanstalt erhob Angaben zum Standort und zur Bewirtschaftung wie der Kalium (K)-Düngung und analysierte die Mengenelemente für die DCAB-Berechnung (Übersicht 1 Seite R12).


Ergebnisse:

Beim Grünland-Monitoring ergaben sich deutlich höhere Chloridgehalte in den Aufwüchsen auf Niedermoor im Vergleich zu denen von mineralischen Standorten. Mit 15 bzw. 17 g/kg TM im 1. bzw. 2. Schnitt lagen sie etwa 10 g/kg TM über denen auf Mineralboden. Die Menge von Kalium, Natrium und Schwefel in den Pflanzen unterschied sich kaum zwischen den Standorten. Durch den Unterschied im Chloridgehalt war die DCAB der Grasaufwüchse auf Niedermoor im Mittel mehr als 200 meq/kg TM niedriger als auf Mineralboden. Auch der Aufwuchs beeinflusste die DCAB: Beim zweiten Schnitt war die Bilanz wesentlich niedriger als beim ersten. In trockenen Jahren sind vor allem bei Folgeschnitten noch geringere Werte möglich.


Woran liegt’s?

Bei der mineralischen Grünlanddüngung werden oft chloridhaltige Kali-Dünger verwendet. Diese beeinflussen den Kalium- und Chloridgehalt im Aufwuchs, da Gräser Chlorid gut aufnehmen können. Auf Niedermoor wurden hohe Chloridgehalte im Boden gefunden. Eine Ursache dafür ist die Chlorid-Zufuhr mit Gülle und K-Dünger. Das führt dort zu einer stärkeren Aufnahme von Chlorid durch die Pflanzen und zu einer niedrigen bis negativen DCAB des Aufwuchses.


Auf mineralischen Standorten beeinflussen wiederum vor allem die K-Gehalte im Gras die DCAB. Die DCAB steigt mit steigenden K-Gehalten. Ein Zusammenhang zwischen den Natrium- und Schwefel-Gehalten und der DCAB zeigte sich im Monitoring kaum.


Bedeutung für die Praxis:

Unabhängig vom Standort sollte keine Düngung oberhalb des Entzuges stattfinden. Bei Verwendung von chloridhaltigen Kali-Düngern kommt es sonst zu Luxuskonsum mit Kalium und Chlorid. Mehrerträge bringt das aber nicht. Die hohen Chloridgehalte im Grasaufwuchs führen dort lediglich zum Absinken der DCAB. Eine niedrige DCAB ist außerdem bei einer langjährig vernachlässigten Kali-Düngung zu erwarten.


  • Fazit für die Düngung: Für leistungsfähige Grünlandbestände ist eine entzugsgerechte K-Düngung wichtig. Bei einem Ertragsniveau von 80 bis 100 dt TM/ha werden 160 bis 200 kg K pro ha entzogen, die ergänzt werden müssen. K-Gaben von mehr als 100 kg K pro ha sollten geteilt werden, um überhöhte Kalium- und Chloridgehalte im ersten Aufwuchs zu vermeiden.


Besonders wichtig ist die K-Düngung auf Niedermoorgrünland, denn dieses hat ein geringes K-Nachlieferungsvermögen. Auf Niedermoor und generell bei einer mineralischen Ergänzungsdüngung mit chloridhaltigen Kalidüngern sind hohe Chloridgehalte in den Grasaufwüchsen zu erwarten.


  • Fazit für die Fütterung: Aus hohen Chloridgehalten im Grasaufwuchs resultiert eine niedrige DCAB. Für die Fütterung ist es wichtig, die DCAB der Grasprodukte am jeweiligen Standort zu kennen. Das gilt auch für alle anderen Futtermittel in der Ration: Um Stoffwechselstörungen vorzubeugen oder Probleme zu identifizieren, muss die DCAB bekannt sein. Wesentlich sicherer als Tabellenwerte sind Analysen aller Grundfutter, die gerade im Einsatz sind. Die Kosten betragen 20 bis 30 € pro Analyse. Das ist nichts im Vergleich zu dem Schaden, den Milchfieber oder andere DCAB-bedingte Störungen verursachen können.


Abhängig vom Zweck der Ration – Vorbereitungs- oder Laktationsfütterung – können die Eigenschaften der Futtermittel kombiniert werden. Rapsschrot und Schlempen beispielsweise senken die DCAB. Produkte wie Getreide, Mais, Pressschnitzel und Biertreber tragen mit ihrer schwach positiven Bilanz nicht zur Erhöhung in der Gesamtration bei. Dafür eignen sich Komponenten mit einer hohen Bilanz wie Melasse, Sojaschrot oder Futterzusätze wie Natriumhydrogencarbonat (Pansenpuffer). Vermeintliche Problemrationen mit niedriger DCAB lassen sich damit gezielt beeinflussen. Harnuntersuchungen sind ein sicheres Mittel, um die Wirkung der DCAB zu kontrollieren. -klh-

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