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topplus REPORTAGE

Klares Konzept zahlt sich aus

Lesezeit: 5 Minuten

Der Fresseraufzuchtbetrieb der Familien Harting und Kühling erreicht Tageszunahmen von 1250 g pro Tag. Grundlage dafür ist Konsequenz in den Bereichen Tiergesundheit und Fütterung.


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Dorthe Harting ist froh, dass sie durch die Automatisierung im Stall viel Zeit für die Tierbeobachtung hat. Denn die Arbeit mit den Tieren begeistert sie. Gemeinsam mit ihrem Mann Andreas und ihren Eltern Christiane und Walter Kühling sowie einem Angestellten bewirtschaftet Dorthe Harting den Betrieb mit 950 Fresseraufzuchtplätzen an drei Standorten in Lüsche im Landkreis Vechta (Niedersachsen).


Vor 35 Jahren ist Walter Kühling in die Fresseraufzucht eingestiegen. „Das war eine gute Lösung für einen flächenarmen Betrieb. Doch der Start ist nicht einfach, denn Fresseraufzüchter sind nicht so gut vernetzt wie z.B. Milchviehbetriebe“, sagt er. Darum ist die Familie besonders stolz darauf, dass sie inzwischen ihr Ziel erreicht hat und mit einem festen Abnehmer für ihre Tiere arbeiten kann: Sie verkauft alle Fresser nach der Aufzucht mit 200 bis 230 kg Lebendgewicht in großen Partien an den gleichen Bullenmastbetrieb.


„Wir machen quasi die Vorarbeit, damit die Bullenmast reibungslos läuft. Alle Tiere erhalten bei uns die nötigen Impfungen und Entwurmung und haben beim Verkauf den gleichen Gesundheitsstatus“, erklärt Walter Kühling. Zugleich hat der Betrieb eine Abnahmesicherheit und kann Ausstalltermine besser planen. Doch bis zum Verkauf ihrer Fresser ist es ein langer Weg.


Die ersten Tage sind die Basis


Den überwiegenden Teil der Kälber kauft die Familie direkt auf Viehmärkten wie Bayreuth und Miesbach in Bayern. Das erledigen Einkäufer für sie, die ihre Ansprüche kennen. Die Kälber sind zu dem Zeitpunkt vier bis sechs Wochen alt und wiegen zwischen 70 und 95 kg. Nach der Versteigerung werden sie verladen und auf direktem Weg nach Lüsche transportiert. „Wir stallen wöchentlich Gruppen von 30 bis 50 Kälbern ein. Sie stammen meist von genauso vielen einzelnen Herkunftsbetrieben“, erklärt Dorthe Harting. Daher versuchen die Betriebsleiter, den Kälbern durch verschiedene Maßnahmen zu einem guten Start zu verhelfen.


Die Ställe bewirtschaften sie im Rein-Raus-System und waschen und desinfizieren sie nach jedem Durchgang. Bei der Ankunft erhalten die Kälber eine Grippeschutzimpfung. Diese wiederholt der Betrieb in Absprache mit den betreuenden Tierarztbrüdern Dr. Eduard und Waldemar Debletz während der Aufzucht noch zwei weitere Male. Das schafft eine gute Grundlage für einen hohen Gesundheitsstatus.


Die Familie versucht, das Einstallen möglichst stressfrei zu gestalten: Nach der Ankunft sollen die Kälber zunächst einige Stunden in der neuen Umgebung zur Ruhe kommen, dabei haben sie Wasser zur freien Verfügung. Nach drei bis fünf Stunden tränken die Betriebsleiter sie das erste Mal an.


Trotz der guten hygienischen Einstallbedingungen ist der Krankheitsdruck durch die verschiedenen Herkünfte massiv. „Meine Wunschvorstellung ist deshalb, dass wir irgendwann Kälber einstallen können, die bereits auf dem Herkunftsbetrieb eine Grippeschutzimpfung erhalten haben“, sagt Walter Kühling. Seine Tochter ergänzt: „Für vorher geimpfte Fresser sind wir bereit, mehr zu zahlen.“ Denn diese hätten damit bereits beim Transport eine bessere Immunabwehr, auch gegen andere Erkrankungen. Bei der Ankunft auf dem Aufzuchtbetrieb könnten diese Kälber dann bereits die erste Wiederholungsimpfung erhalten. Für Kälber, die bereits krank auf den Betrieb kommen oder sich schlecht entwickeln, können die Betriebsleiter Nachforderungen an den Einkäufer stellen. Dafür benötigen sie einen tierärztlichen Nachweis über die Erkrankung.


Neben der Hygiene und den Impfungen trägt auch das Stallklima entscheidend zur Gesundheit bei. „Im Winter oder wenn die Außenluft feucht ist, heizen wir den Vorraum des Stalles mit Gasstrahlern“, erklärt Walter Kühling. So enthält die Außenluft weniger Feuchtigkeit, wenn die Lüftung sie in den Stall saugt.


Fütterung mit System


Vom ersten Tag an füttert die Familie die Fresser mit einer Trockenen Totalen Mischration (Trocken-TMR), die sie im Laufe der ersten Woche langsam mit Kraftfutter versetzen. An dem größten der drei Betriebsstandorte mischt ein Fütterungsroboter die Ration und legt sie vor. Die Kraftfuttermenge in der Ration steigt in der Tränkephase langsam. Das Abtränken der Fresser beginnt jedoch erst, wenn die Tiere im Schnitt täglich 1,5 kg Kraftfutter fressen. So sind die Kälber meist nach etwa 40 Tagen Tränkezeit abgetränkt. Ein Energieloch während dieser Wechselphase versuchen die Betriebsleiter durch die zusätzliche Fütterung von Futterfetten zu vermeiden. Diese erhalten die Kälber acht Tage vor bis acht Tage nach dem Abtränkzeitpunkt über die Mischration – also während des Übergangs von Milch und Trocken-TMR auf Maissilage und Kraftfutter.


Durch die konsequenten Prophylaxemaßnahmen und die kontrollierte Fütterung erreichen die Fresser durchschnittliche Zunahmen von 1200 bis 1250 g/Aufzuchttag. Um die Fütterung noch enger kontrollieren und anpassen zu können, plant Dorthe Harting die Kälber künftig auch während der Aufzucht mit einer Waage für Kleingruppen zu wiegen.


Die Verlustrate liegt auf dem Betrieb bei 1 bis 1,5%. Walter Kühling geht davon aus, dass sich die Tiergesundheit durch die Zusammenarbeit mit dem Bullenmastbetrieb noch weiter verbessert: „Wir bekommen regelmäßig Rückmeldungen, wie sich die Fresser entwickeln. So können wir unsere Arbeitsweise ggf. anpassen.“

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