Der Zeitpunkt für die Klauenpflege ist deutlich individueller als alle vier bis sechs Monate.
Wer Klauenerkrankungen frühzeitig behandelt, der senkt die Behandlungsdauer und auch das Risiko, dass die Erkrankungen wieder auftreten. Der optimale Zeitpunkt, an welchem eine Kuh zur Klauenpflege vorgestellt werden sollte, ist jedoch deutlich individueller als die oft behaupteten Intervalle von vier bis sechs Monaten. Das bestätigten Wissenschaftler der Freien Universität Berlin in einem Versuch mit sensorgestützten Druckmessplatten und zwölf Rindern.
Dazu installierten sie die Matte einer amerikanischen Firma mit 8448 Sensoren (vier pro cm2) in einem gewöhnlichen Klauenpflegestand. Sie misst den Druck unter der Klaue. Zusätzlich bestimmten sie vor jeder Messung die Klauendimension mit einem Maßband und einem Winkelmesser.
Die Messungen erfolgten unmittelbar vor und nach der funktionellen Klauenpflege sowie in einem Intervall von ca. eineinhalb Wochen über sechs Monate bis zum nächsten anvisierten Klauenpflegetermin. Der Druck auf die Matte wird mithilfe einer Farbskala dargestellt. Insgesamt wurden über 1000 Messungen durchgeführt. Die Fußungsfläche nahm nach der funktionellen Klauenpflege im Durchschnitt um 20,9% zu und der Durchschnittsdruck sank im Mittel um 5,7%. Zudem hätten die Peak-Belastungen und die Fläche der Peak-Belastung abgenommen. Der Punkt der höchsten Belastung habe sich jedoch nur selten geändert. Dieser lag meistens im Bereich des Rusterholzschen Druckpunktes, also im hinteren Drittel der Sohlenfläche oder im Ballenbereich und nur selten im Wandhornbereich bzw. an der Klauenspitze.
Des Weiteren stellten die Wissenschaftler fest, dass sich die Lastverteilung zwischen Außen- und Innenklaue nur geringgradig änderte. Das Verhältnis der Fußungsfläche veränderte sich vom Zeitpunkt vor der funktionellen Klauenpflege zu dem Zeitpunkt danach hinten links von 61:39 zu 58:42 und hinten rechts von 63:37 zu 58:42. Jedoch stellten sie eine deutlich verbesserte Lastenverteilung innerhalb der Klaue fest.
Auch konnten sie mithilfe der Matte das typische Bewegungsmuster der Klaue („Zucken“) aufzeichnen, welches im Zusammenhang mit der Mortellaroschen Krankheit steht.
Derzeit ist noch offen, wann so ein System praxisreif ist.