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Klauenschaum - besser als Klauenbad?

Lesezeit: 5 Minuten

Ein neuer Schaum soll das herkömmliche Klauenbad ersetzen. Tierärztin Dr. Andrea Fiedler, München, stellt erste Praxisergebnisse vor. Die Zahl der Klauenerkrankungen wie zum Beispiel Mortellarosche Krankheit, Klauenfäule oder Ballenhornfäule hat in den letzten Jahren zugenommen. Mit Hilfe von Klauenbädern wird seit langem versucht, diese Krankheiten unter Kontrolle zu bringen. Sie unterliegen somit dem Arzneimittelgesetz und der EUVerordnung 2377/90, da sie zur Heilung, Linderung und Vorbeugung angewendet werden. Dort müssen sie gelistet und als Medikament für die Tierart und den speziellen Anwendungszweck zugelassen sein. Hinzu kommen bei Klauenbädern zahlreiche Risiken wie zum Beispiel zu starke Austrocknung der Klaue, Gesundheitsgefahren durch die eingesetzten Substanzen, korrodierende Eigenschaften und aufwändige Entsorgung (s. Kasten S. R 20). Wie der Schaum wirkt Als Alternative dazu wird nun ein Produkt angeboten, das als Schaumteppich die Klauen bereits vor dem Melkstand benetzt und dort über mehrere Minuten eine Reinigungswirkung entfaltet. Die gelöste Schmutzschicht beinhaltet Mikroorganismen. Durch den niedrigen pH-Wert und oxidierende Reaktionen wirkt der Schaum desinfizierend, das Risiko der Verschleppung von Erregern soll damit minimiert werden. Der eingesetzte Schaum stellt ein Hygieneprodukt aus einem Aktivator mit Tensiden und einer desinfizierenden Basis dar und wird im Vorwartehof vor dem Melkstand auf planbefestigtem Boden als Schaum über einige Quadratmeter aufgebracht. Der Schaum wird vom Mischelement ausgehend über lange Schlauchsysteme und Düsen vor dem Melkstandeingang ausgeworfen. Für den Schaumteppich ist eine plane Oberfläche nötig. Bei leichtem Gefälle kann der sich verflüssigende, verschmutzte Anteil wegfließen. Bei Spalten vor dem Melkstandeingang kann eine Gummimatte, die sich für Laufflächen eignet, aufgelegt werden. Ist der Vorwartebereich ansteigend und der Schaum fließt zu stark weg, kann eine Gummimatte mit strukturierter Oberfläche verwendet werden. Die Tiere schreiten durch den relativ festen, ca. 10 15 cm hohen Schaum, dieser haftet an den Klauen und soll dort den Schmutz ablösen. Nach einigen Tieren wird dann vom Melkstand aus kontrolliert oder automatisch immer wieder frisch nachgeschäumt. Mit dem haftenden Schaum betreten die Tiere den Melkstand, er löst sich dann langsam beim Gehen zusammen mit dem Schmutz. Erste Studien im Ausland allerdings ohne Kontrollgruppen zeigten, dass eine Reduzierung der Mortellaroschen Krankheit möglich war. Dennoch muss berücksichtigt werden, dass schwankende Befallshäufigkeit auch von äußeren Umständen (feuchte/trockene Witterung, gute/schlechte Hygiene im Betrieb, Probleme in bedarfsgerechter Futterzuteilung usw.) abhängig ist. Ohne Kontrollgruppe ist keine eindeutige Aussage möglich. Deutliche Verbesserung der Klauengesundheit Bei den Untersuchungen in Deutschland wurde eine Herde mit 70 Milchkühen ausgewählt. Im Betrieb traten Mortellarosche Krankheit, Klauenfäule und Ballenhornfäule in einer Häufigkeit zwischen 50 bis 76 Prozent auf. Vor Versuchsbeginn wurden einmal wöchentlich Klauenbäder mit Kupfersulfat durchgeführt. Die Hintergliedmaßen der Tiere wurden vor Versuchsbeginn, sowie acht Wochen und weitere zwölf Wochen danach hinsichtlich der genannten Krankheiten beurteilt. Die ersten Erfahrungen mit dem Schaum sind positiv. Die Bedienung der Mischeinheit ist einfach, die Schaumqualität gleichbleibend. Auch im Einsatz mit den Tieren war der erfahrene Melker Robert Duschl sehr zufrieden. Nur beim ersten Mal zögerte ein Tier, in die geschlossene Oberfläche des hellgrün gefärbten Schaumes zu gehen. Außer gelegentlichem Schnuppern unternahm kein Tier den Versuch, den Schaum aufzunehmen. In den ersten zwei Monaten Schaumeinsatz (7 Tage zweimal täglich Schaum,7 Tage ohne, im Wechsel) waren die Erkrankungen Mortellarosche Krankheit und Ballenhornerosionen im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant zurückgegangen. Die Ballenhornfäule war von 45 % auf nahezu 0% zurückgegangen. Dazu trug sicher auch die zu Versuchsbeginn durchgeführte Funktionelle Klauenpflege bei. In der Kontrollgruppe mit gleicher Klauenpflege sank die Befallshäufigkeit dadurch aber nur von 76 % auf 51%. Auch bei der Klauenfäule war ein eindeutiger Trend zur Verbesserung der Klauengesundheit im Vergleich zur Kontrollgruppe zu sehen (Übersicht). Der positive Effekt hält nicht an Nach dieser so genannten Stabilisierungsphase schritten die Tiere der Versuchsgruppe an drei aufeinander folgenden Tagen zweimal täglich durch den Schaum, elf Tage ruhte die Anlage (Erhaltungsphase). Die Ergebnisse nach zwölf Wochen waren hinsichtlich Mortellaroscher Krankheit enttäuschend. Als Ursache dafür kommt auch das Ende der heißen und trockenen Sommerperiode in Frage, da die Krankheit auch in der Kontrollgruppe deutlich zunahm. In der Versuchsgruppe stieg die Erkrankungsrate etwa wieder auf den Stand wie zu Versuchsbeginn. Auch bei Klauenfäule und Ballenhornfäule wurden die guten Ergebnisse nach der Stabilisierung wieder zurückgeworfen. Offensichtlich ist eine Ruhephase von elf Tagen nicht geeignet, diese Erkrankungen unter Kontrolle zu bekommen. Um eine optimale Erhaltungsphase festzulegen, laufen die Untersuchungen weiter. Geplant ist ein täglich einmaliges Schaumbad jeden zweiten Tag. In Anbetracht der Kosten ist anzustreben, zu weniger Anwendung zu kommen. Die Kosten für die Installation der Anlage liegen bei ca. 2 000 E, die entsprechend notwendigen Chemikalien schlagen mit etwa 12 E bis 15 E pro Kuh im Jahr zu Buche, wenn die Tiere an drei Tagen zweimal täglich durch den Schaum gehen, und danach eine elftägige Pause folgt. Fazit Der Kovex-Schaum scheint bei regelmäßiger Anwendung einen signifikanten Einfluss auf die Reduktion von Mortellaroscher Krankheit, Klauenfäule und Ballenhornfäule zu haben. Schwer erkrankte Tiere brauchen aber nach wie vor eine gezielte Einzeltierbehandlung. Eine korrekte Behandlung von Mortellaroscher Krankheit und Klauenfäule ist nur mit den zugelassenen Medikamenten vom Tierarzt möglich. Die begleitende Anwendung des Schaumes kann die Bekämpfung dieser Krankheiten mit infektiösem Charakter unterstützen. Es ist jedoch immer notwendig den Hygienestatus des Stalles und das Management zu optimieren!

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