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Klauenstände – welcher passt zu mir?

Lesezeit: 7 Minuten

Bei Klauenpflegeständen reicht das Angebot von Ramsch bis zum Profi-Model. Was beim Kauf zu beachten ist und auf welche Ausstattungsmerkmale es bei modernen Ständen heute ankommt, erklärt Dr. Stefan Nüske, Lehr- und Versuchsgut Oberschleißheim.


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In einer dunklen Stallecke steht ein rostiges Eisengestell, daran hängt ein Eimer, in dem mehrere Klauenmesser liegen – so oder so ähnlich sieht auf vielen Betrieben der Klauenpflegestand aus. Dabei gehört zu einer fachlich korrekt durchgeführten funktionellen Klauenpflege im Rinderbestand auch ein guter und sicherer Klauenpflegestand.


Zwei Varianten:

Zunächst kommt es darauf an, einen geeigneten Standort für den Klauenpflegestand im Betrieb zu finden. Dieser sollte für das Tier gut zu erreichen, hell, übersichtlich und leicht zu reinigen sein. Ideal sind im Stall integrierte und überdachte Pflegeplätze, die immer einsatzbereit und ohne großen Aufwand erreichbar sind.


Außerdem kommt es darauf an, für welche Art von Pflegestand Sie sich entscheiden. Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Systeme: den Kipp- oder den Durchtreibestand.


Am Kippstand wird das Tier stehend befestigt und dann auf die Seite gelegt. So sind alle vier Klauen gleichzeitig zugänglich und werden einzeln fixiert. Im Durchtreibestand wird das Tier stehend gesichert. Die zu pflegenden Gliedmaßen können einzeln oder paarweise aufgehoben und behandelt werden.


In einem guten Klauenpflegestand jeden Typs kann sowohl die routinemäßige Pflege als auch eine Operation der Klauen durchgeführt werden. Begrenzende Faktoren in der Eignung des Standes sind vielmehr die Fähigkeiten und Vorlieben des Klauenpflegers sowie der zur Verfügung stehende Platz. Es sollte mindestens soviel Platz um den Pflegestand sein, dass ein gefahrloses Herumgehen und Arbeiten möglich ist. Zuführende und wegführende Treibwege für die Tiere müssen dabei berücksichtigt werden.


Große Unterschiede liegen in der Arbeitshaltung des Klauenpflegers und in der möglichen Anwendung des Werkzeugs am Tier. So müssen am liegend gesicherten Tier im Kippstand die Klauen seitlich beurteilt und gepflegt werden – die Körperhaltung ist etwas „verdreht“. Bei den Durchtreibeständen ist die Arbeitshaltung besser. Zudem hat man eine gute Sicht auf die Klaue.


Bleiben Sie aufrecht:

Hinsichtlich der Stressbelastung für das Rind gibt es dagegen keine Unterschiede zwischen den beiden Standsystemen. Denn ein geübter Pfleger schneidet in der Regel fünf bis acht Tiere pro Stunde, die Verweildauer des Tieres im Stand ist also normalerweise sehr kurz. Dauert es länger, kann ein im Kippstand abgelegtes Tier durch Ausbleiben des Ruktus (Rülpsen) deutlich aufgasen, was wiederum zu Unruhe und Unwohlsein führen kann.


In Arbeitsposition sollte der Klauenpflegestand stets fest und wackelfrei aufgestellt sein. Auch ein Umkippen durch unruhige Rinder im Stand muss ausgeschlossen sein. Zum einen wird dies durch einen ebenen Untergrund erreicht, zum anderen verbessert sich bei Ständen mit Boden die Standsicherheit bereits durch das Eigengewicht des Tieres. Bereits am Stand integrierte Auflageflächen oder das Anbringen seitlicher Kippsicherungen bringt zusätzliche Sicherheit.


Leichte mobile Stände ohne Boden, die auf Liegeboxen oder Standflächen aufgesetzt werden, haben sich in der Praxis daher nicht bewährt. Außerdem können die Gliedmaßen hier nur unzureichend befestigt werden, womit bereits eine elementare Anforderung an einen Klauenpflegestand nicht erfüllt ist: Er muss eine sichere Fixierung des Tieres vor und während der Pflege, aber auch eine jederzeit sichere Handhabung der Werkzeuge an der Klaue gewährleisten.


Erst fixieren, dann behandeln:

Die Kühe in den Stand zu treiben ist stets einfacher als sie zu führen. Fixe oder mobile Treibwege sind daher von Vorteil. Kühe treten einfacher in den Stand ein, wenn der Zugang eben und rutschfest ist. Stufen beim Eintreten oder „scheppernder“ Untergrund führen zum Erschrecken und zur Umkehr des Tieres. Gummiauflagen im Stand haben sich bewährt.


Viele Stände haben Selbstfangvorrichtungen ähnlich wie in Fressgittern. Damit ist bereits die erste Fixierung des Rindes gegeben. Zusätzliche Sicherungen wie Bauchgurte verhindern nun das Ablegen im Stand bzw. die freie Bewegung der Gliedmaßen. Sämtliche Sicherungen müssen leicht und gefahrlos zugänglich und auch schnell wieder lösbar sein („Panikverschluss“).


Grundsätzlich muss eine mit dem Winkelschleifer gepflegte Gliedmaße immer fest gesichert sein. Freie oder leicht bewegliche Klauen können bei Abwehrbewegungen des Tieres zu schweren Verletzungen auch beim Klauenpfleger führen. Andererseits darf die Klaue auch nicht zu eng oder in verdrehter Stellung fixiert werden, da sonst nicht ausreichend Platz für die Pflege oder Beurteilung vorhanden ist.


Winden sind Trumpf:

Winden zum einfachen und gefahrlosen Anheben der Klauen sind unverzichtbare Ausstattungsmerkmale eines guten Klauenstandes. Für die Klauenpflege „zwischendurch“ reicht die mechanische Aus­führung. Diese müssen allerdings rückschlagsfrei sein. Werden dagegen viele Tiere in kurzer Zeit im Stand behandelt, sollten Sie in den Komfort durch elektrische oder hydraulische Winden investieren, um dauerhafte körperliche Überlastungen zu vermeiden. Idealerweise sind Kurbeln und Winden wegklappbar, um das Verletzungsrisiko für den Pfleger zu minimieren.


Bei der Fixierung der Vorderklauen ist zwischen Stangen sowie Holzklötzen und Halteschalen, auf die die Klaue gelegt wird, zu unterscheiden. Stangen bieten in Durchtreibeständen die einfachste Möglichkeit zur Fixierung der Klaue. Bei unterschiedlich großen Tieren ist die Klaue jedoch nur noch eingeschränkt zugänglich. Die Auflageböcke der Vordergliedmaßen sollten seitlich schwenkbar sein, sodass die Klaue nicht zu dicht am Tierkörper anliegt und für die Behandlung gut zugänglich ist.


Nützliches Zubehör:

Bei elektrischen oder hydraulischen Winden wird eine Stromzufuhr zum Pflegestand benötigt, die möglichst sicher sein sollte: Frei hängende Kabel sind Stolperfallen und führen häufig zu vermeidbaren Unfällen!


Doch auch ohne dieses Zubehör sollten Sie auf eine vernünftige Stromzufuhr am Klauenstand achten. Eine gute Möglichkeit bieten über dem Stand schwenkbare Arbeitsarme, an denen Scheinwerfer und Winkelschleifer sicher und einfach angebracht werden. Zudem hat die Stromversorgung „über Kopf“ den Vorteil, dass sie außerhalb der Reichweite des gepflegten Tieres sowie des Schmutzbereiches liegt.


Probieren Sie aus!

Der Klauenpflegestand muss zum Klauenpfleger passen. Seriöse Anbieter ermöglichen Kaufinteressenten deshalb auch den „Testkauf“: Hier kann man sein favorisiertes Modell in der Praxis testen und sich dann erst entscheiden. Auch Zentren für Klauenpflege und Ausbildung haben oft verschiedene Standmodelle im Einsatz und bieten Interessenten die Möglichkeit, diese Modelle im Arbeitseinsatz anzusehen und Erfahrungen auszutauschen.


Das macht durchaus Sinn, schließlich gibt es große Unterschiede in der Handhabung und den Arbeitshöhen der angehobenen Klaue bei der Pflege. Je nach Fabrikat und Fixierungsmöglichkeit der Klaue kann das dazu führen, dass sich der Pfleger stark bücken muss, was zulasten der Gesundheit und der Arbeitsqualität geht. Ideal ist bei der Klauenpflege eine Arbeitshaltung, bei der ohne Vorbeugen oder Verdrehen des Oberkörpers gearbeitet werden kann. Je nach Größe des Standes sind hier deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Fabrikaten möglich – probieren Sie einen Stand deshalb aus, bevor Sie ihn kaufen! Abhängig von der Körpergröße des Pflegers kann als Richtwert eine Arbeitshöhe an der Klaue von 90 cm dienen.


Qualität kostet:

Die Preise für einen neuen Pflegestand variieren sehr stark. Je nach Ausstattung sollte mit Preisen von 3 000 bis 5 000 € für ein einfacheres Modell gerechnet werden. Ausführungen in guter Qualität und mit mehr Komfort kosten 5 000 € und mehr.


Grundsätzlich liegt der Preis eines Kippstandes durch den höheren technischen Aufwand über dem eines Durch­treibestandes. Durchtreibestände in professioneller Ausführung mit Vollausstattung kommen aber ebenfalls schnell in Preiskategorien, die lediglich für Berufsklauenpfleger interessant sind.


Weiteres Merkmal eines „guten“ Klauenpflegestandes: Es gibt sie in modularen Varianten. Das heißt, die Grundausstattung reicht für die „kleine Klauenpflege zwischendurch“. Sollen zu einem späteren Zeitpunkt jedoch mehr Tiere darin behandelt werden, lässt er sich mit Zubehör wie automatischen Winden oder Arbeitsarmen aufrüsten. Außerdem sind Ersatzteile auch nach jahrelangem Gebrauch noch jederzeit verfügbar.

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