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Kompakt-TMR für Bullen

Lesezeit: 7 Minuten

Eingeweichtes Kraftfutter und eine fast vermuste Ration ist nicht nur etwas für Milchkühe. Im Bullenstall überzeugt die Kompakt-TMR Arne Lammerding durch ausgeglichene Bullen und gute Zunahmen.


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Wasser ist das wichtigste und das günstigste Futtermittel. „Auf die Notwendigkeit von Wasser wurden wir im Meisterkurs getrimmt“, erinnert sich der 24-jährige Junglandwirt Arne Lammerding aus Neuenkirchen (Niedersachsen).


Dass ausgerechnet Wasser einmal die entscheidende Komponente bei der Rationsgestaltung seiner Bullen sein würde, hätte er allerdings nicht gedacht. Was als Versuch startete, bewährt sich in der Praxis. Inzwischen füttert der Bullenmäster bereits im zweiten Jahr die sogenannte Kompakt-TMR (Totale-Misch-Ration) für die 240 Bullen, die er gemeinsam mit seinem Vater hält.


Bei der Kompakt-TMR bringt Lammerding die Ration mit der Zugabe von Wasser auf einen Trockenmasse (TM)-Gehalt von 37 bis 38 %. Grassilage ist das Gerüst für die Ration. Alle anderen Bestandteile der Mischung haften daran an. Maissilage macht den größten Anteil der Ration aus (siehe Übersicht).


Nach seiner landwirtschaftlichen Lehre entschied sich Arne Lammerding dazu, die Meisterprüfung bei der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen zu absolvieren. Teil der Fortbildung ist eine Projektarbeit zu einem selbst gewählten Thema zu verfassen. „Ich wollte ein Thema wählen, das unseren Betrieb voranbringt“, erklärt der Junglandwirt.


Bullen suchten Kraftfutter


Ein Betriebsrundgang mit dem LWK-Berater Dr. Georg Teepker brachte ihn schließlich auf eine Idee. „Herr Teepker kam kurz nachdem mein Vater gefüttert hatte zu uns auf den Hof“, erinnert sich der Landwirt. „Ihm fiel sofort auf, wie die Bullen das Futter hin und her schoben und sich mit der Zunge die Kraftfutterpellets regelrecht herauspickten.“ Sein Vorschlag: Die Fütterung genauer in den Blick nehmen. Daraufhin beschloss Arne Lammerding, sich zukünftig um die Rationsplanung und das Fütterungsmanagement zu kümmern. Zuvor war das die Aufgabe seines Vaters.


Gemeinsam mit dem Fütterungsberater stellte der Hofnachfolger die Ration um. Die Einführung der Kompakt-TMR war die größte Neuerung. Zusätzlich füttert Lammerding nun dreiphasig statt einphasig. Pelletiertes Kraftfutter ersetzte er durch mehlförmiges.


20 Minuten mischen


Die Ration besteht aktuell aus Mais- und Grassilage, aus Kraftfutter (22/3er), Maismehl und Wasser (siehe Übersicht). Maismehl gibt er hinzu, um das Futter aufgrund des schlechten Maises aus dem vergangenen Jahr zu strecken und aufzuwerten. Pro Tier gibt der Bullenmäster 3 kg Wasser in die Ration. Das sind rund 300 kg je Mischung. Eine selbstgebaute Konstruktion aus einem 1000 l-Fass, einem Schwimmer und einem 50er-Rohr sorgt jetzt dafür, dass die entsprechende Wassermenge innerhalb von einer Minute im Mischwagen ist.


Jede Mischung rührt 20 Minuten durch. Dadurch entsteht eine homogene Ration. „Die Bullen können das Kraftfutter nicht mehr herausselektieren. Denn das mehlförmige Kraftfutter klebt wegen der Wasserzugabe am Grobfutter“, beschreibt Lammerding die Verbesserung. Aufgrund der längeren Mischzeit stieg der Zeitaufwand im Vergleich zu früher. „Ich nutze die Zeit, um die Tröge zu reinigen oder um andere Dinge auf dem Hof zu erledigen“, erklärt der Bullenmäster. Auch der Kraftstoffverbrauch des Schleppers erhöhte sich wegen der längeren Mischzeit und der feuchteren TMR um etwa 15 bis 20%. Der Verschleiß ist ebenfalls größer. Dennoch überwiegen die Vorteile, ist Lammerding überzeugt.


Während die Tiere früher unmittelbar zu Beginn der Futtervorlage an den Futtertisch stürzten und die Ration bis auf den Boden durchwühlten, gehen sie heute entspannt nach und nach zum Trog. „Heute fressen die Tiere das Futter gleichmäßig von oben ab“, beschreibt der Juniorchef einen weiteren Vorteil der Fütterung. Das liegt vermutlich aber nicht nur an der neuen Rationszusammensetzung, sondern auch an den festen Fütterungszeiten, die er eingeführt hat. Sein Vater fütterte immer im Laufe des Vormittags, wenn die erste Bucht den Trog leer hatte. Arne Lammerding befüllt jeden Nachmittag etwa um 14 Uhr den Mischwagen. Morgens und unmittelbar vor dem Füttern schiebt er das Futter an. „Wenn ich die neue Mischung vorlege, sind meistens nur noch zwei Aluschaufeln vom Vortag im Trog“, so der Bullenmäster. Diese entsorgt er, bevor er die frische Ration vorlegt. Durch das neue System und das bessere Management vermeidet Lammerding Futterverluste. Denn früher musste das Futter im Sommer hin und wieder weggeworfen werden, weil es sich im Trog erwärmte.


Um die Leistungsdaten für seine Projektarbeit besser bewerten zu können, entschied sich Lammerding, eine Versuchsgruppe bestehend aus 39 Fleckviehbullen festzulegen.


Einzeltierwiegungen auf hof


Die Gruppe befand sich zum Start des Versuchs bereits in der Mittelmastphase. Als die Tiere auf den Hof kamen, erfasste er das Durchschnittsgewicht aller Fresser einer Gruppe. Beim Wechsel in den Tretmiststall, wo die Bullen bis zur Endmast stehen, wog der Meisterschüler alle Tiere der Versuchsgruppe einzeln. Das Projekt lief über 13 Monate. „Das Zeitfenster war leider zu eng, um einen gesamten Mastdurchgang bewerten zu können“, bedauert er. Dennoch erhielt er aufschlussreiche Ergebnisse: Zusätzlich zu ausgeglichenen Bullen und einem zum positiven veränderten Fressverhalten stellte Arne Lammerding einen Anstieg der Frischmasseaufnahme fest. In der Mittelmast stieg der Wert auf rund 25 kg/Tier und Tag, in der Endmast auf 30 kg und mehr pro Tier und Tag.


Von der Zwischenwiegung bis zur Schlachtung nahmen die Fleckvieh-Bullen aus der Versuchsgruppe täglich 1260 g zu. Verglichen mit den Durchschnittswerten der Betriebszweigauswertung aus den Jahren zuvor ist das eine Steigerung von 60 g und mehr. „Vor Projektbeginn nahmen die Tiere nur 1198 g im Durchschnitt zu“, blickt Lammerding zurück. Und das, obwohl Bullen in der Regel im ersten Mastabschnitt höhere Zunahmen haben als im Zweiten. Mit der Futterumstellung legten die Tiere außerdem gleichmäßiger an Gewicht zu. „Die Gruppen wuchsen nicht mehr auseinander, so wie in der Vergangenheit“, schildert Lammerding. Er konnte die Gruppe geschlossen verkaufen und sparte sich so das Sortieren.


Die Brutto-Zunahmen der Gruppe lagen durchschnittlich bei 1234 g/Tier und Tag. Die Netto-Zunahmen beliefen sich auf 719 g/Tier und Tag. „Das sind deutlich höhere Werte als in den vergangenen Jahren“, sagt Lammerding. Im Wirtschaftsjahr 17/18 lagen die Durchschnittswerte beispielsweise bei 1194 g brutto und bei 689 g netto.


Der durchschnittliche Verkaufspreis lag bei 1850 €, das mittlere Schlachtgewicht bei 448 kg. „Der Durchschnittserlös der Versuchsgruppe ist um 46 € höher als im Wirtschaftsjahr 16/17“, erklärt er. Und weiter: „Das liegt daran, dass die Bullen aufgrund der schlechten Preislage länger eingestallt waren und ich sie schwerer verkauft habe.“


Mehr Wasser, Mehr Leistung


Arne Lammerding schärfte nicht nur seinen Blick für die Fütterung. Auch die Wasserversorgung stellte er auf den Prüfstand und optimierte an verschiedenen Stellen. „Ich habe die Durchflussmengen der einzelnen Tränken genau in den Blick genommen“, erklärt er. Durch das Ersetzen von Verschleißteilen oder die Erneuerung von Tränken, erreichte er die optimale Durchflussmenge von 3 bis 4 l/min.


Auch nach der Projektlaufzeit verbesserte er die Tierhaltung. „Ich habe Tränken versetzt und zusätzliche eingebaut“, schildert er. „Insbesondere dort, wo die Wasserversorgung vorher im Ruhebereich angebracht war, geht es jetzt deutlich entspannter zu“, erläutert er seine Beobachtung.


Projekt bringt Erfolge


„Werden die Bullen bei euch jetzt mit Wasser fett“ Vater und Sohn mussten sich so manch spöttische Bemerkung von Berufskollegen gefallen lassen. Doch beide sind überzeugt: „Das System funktioniert.“ Deshalb behielten sie die neue Fütterungsweise nach Projektende bei. Inzwischen mästen Lammerdings Blauweiße-Belgier-Kreuzungen statt Fleckvieh-Bullen. Auch die neue Genetik kommt gut mit der Kompakt-TMR zurecht.


Aufgrund der verbesserten Leistungen können Junior- und Seniorchef nun mehr Bullen im Jahr mästen. Die Tiere verhalten sich ruhiger, dicke Gelenke und vorzeitige Abgänge sind nur noch seltene Ausnahmen.


kirsten.gierse-westermeier@topagrar.com

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