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Kompakt-TMR: So gelingt der Eintopf

Mehr Milch und gesündere Kühe. Immer mehr Milcherzeuger weichen die Ration ein und lassen den Mischwagen länger laufen. Wie die Kompakt-TMR gelingt, berichten Praktiker.

Lesezeit: 5 Minuten

"Die Herde ist wie ausgewechselt: im Schnitt 1000 kg mehr Milch, von 30% auf unter 5% Mortellaro und vor allem ruhige Tiere“, berichtet Franz-Josef Seeger aus Ostercappeln in Niedersachsen. Der Rinderhalter füttert seit über einem Jahr eine Kompakt-Totale Mischration (TMR). Das heißt: Er weicht das Kraftfutter in Wasser ein und lässt den Mischwagen länger laufen. Von den Vorteilen ist er überzeugt.

Die Idee dazu stammt aus Dänemark von Prof. Niels Bastian Kristensen (siehe top agrar 09/2015, Seite R10). Das Hauptziel ist es, zu verhindern, dass die Kühe die Ration selektieren können. So sollen alle Tiere immer eine konstante Rationszusammensetzung fressen.

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Inzwischen stellen auch in Deutschland immer mehr Milcherzeuger auf diese Fütterung um. So auch der Betrieb Seeger: Der Landwirt füttert seine 120 Kühe einmal täglich mit einer Ration aus Kraftfutter, Maiskolbenschrot (CCM), Stroh, Gras und Mais und rund 1000 l Wasser. Er hält sich dabei an das dänische Mischprotokoll.

Rezept für den Eintopf:

Die Kompakt-TMR unterscheidet sich von einer konventionellen TMR durch das lange Mischen und die Zugabe von Wasser. Das Mischprotokoll nach Kristensen lässt sich in drei Schritte unterteilen:

  • Das Kraftfutter mit Wasser mischen und über Nacht im Mischwagen einweichen. Die Wassermenge sollte mindestens 50 % des Gewichtes der Kraftfutterpellets ausmachen.
  • Am Morgen Grassilage und Mineralien einfüllen. Danach soll der Mischer 20 Minuten laufen.
  • Bei laufendem Mischwagen die Maissilage hinzufügen und weitere 15 Minuten mischen.

In Bezug auf die einsetzbaren Komponenten besteht kein Unterschied. Allerdings wird für Gras- und Maissilagen eine effektive Schnittlänge von 8 bis 10 mm empfohlen. Dies gilt auch für andere Bestandteile wie Kartoffeln oder Zuckerrübenschnitzel. Das soll die Selektierbarkeit weiter reduzieren.

Kontrollen der Ration beim Mischen und bei der Futteraufnahme garantieren eine gelungene Ration. Der Blick in den Mischwagen während der ersten Phase zeigt, ob ausreichend Wasser eingesetzt wird. Klumpen und trockene Futterkomponenten deuten darauf hin, dass zu wenig Wasser eingemischt wurde. Stehende Pfützen dagegen zeigen, dass zu viel Wasser eingefüllt wurde.

Das wäre aber weniger ein Problem, meint der dänische Wissenschaftler Prof. Kristensen. Die Gefahr bestünde darin, mit dem Wasser zu sparen und dadurch Klumpen aus konzentriertem Kraftfutter zu produzieren. Diese könnten sich später beim Vermischen mit der Silage nicht an das Grobfutter anheften und dann bestehen bleiben.

Daher sollten Praktiker beim Zuladen der Maissilage intensiv auf die Bewegung der Futtermasse achten.

Lange Mischzeiten sind Voraussetzung für eine gelungene Kompakt-TMR. Seeger erklärt: „Zusammen mit dem Mais lassen wir den Mischwagen morgens mehr als 20 Minuten laufen. Zu lange Mischen kann man die Ration nicht. Während der Mischer läuft, reinige ich zum Beispiel die Liegeboxen.“

Die Futterreste geben Aufschluss über die Mischqualität. Unterscheiden sich die Reste in ihrer Zusammensetzung von der frischen Ration, ist Selektion möglich.

Um das zu prüfen, wird eine Probe auf einen ebenen Untergrund mit den Händen mehrfach aufgeschüttelt. Dies soll das Hin- und Herwerfen durch die Kuh simulieren. Kleine Partikel wie Kraftfutter würden nach unten fallen, wenn sie nicht am Grundfutter kleben. Mit einem Kehrblech wird die Futterprobe aufgenommen und um 180 Grad gedreht. Wenn das Kraftfutter oben liegt, konnte es sich vom Grundfutter trennen und wäre von den Kühen selektierbar.

Bei einer optimalen Kompakt-TMR gibt es keine Unterschiede zwischen der Zusammensetzung der umgedrehten Ration und der vorgelegten Ration.

Futteraufnahme kontrollieren:

Das Fressverhalten der Kühe zeigt, ob die Kompakt-TMR gut gemischt ist.

Bei einer korrekten Mischung nehmen die Tiere die Ration ohne Einsatz der Zunge mit großen Bissen von oben herab auf. Wenn aber die Tiere das Futter durchwühlen, ist die Ration selektierbar.

Weiteres Anzeichen für eine selektierbare Ration sind Rangkämpfe und Verdrängen am Futtertisch. Bleiben die Kühe nach dem Anschieben oder Vorlegen der Mischration in den Boxen liegen, spricht das für eine gelungene Kompakt-TMR.

Das bestätigt auch Milcherzeuger Seeger: „Selbst wenn wir frisches Futter vorlegen, gibt es keinen Stress am Futtertisch. Viele Tiere bleiben sogar in den Boxen liegen.“

Für jeden Betrieb geeignet?

Kritiker bezweifeln, ob der Trockensubstanz (TS)-Gehalt und die geringere Strukturwirkung der Kompakt-TMR für eine wiederkäuergerechte Ration ausreichen. Beim Betrieb Seeger liegt der TS-Gehalt jedenfalls bei 37% und der Rohfaser-Anteil bei 16,5%.

Aus wissenschaftlicher Sicht sind dazu bisher kaum Aussagen möglich. Erste Erfahrungen von Praktikern mit der Kompakt-TMR spiegelt eine Umfrage wider (siehe Kasten, Seite R18).

Für Tierarzt Dr. Arnd Grottendieck, der rund 20 Betriebe mit Kompakt- TMR-Fütterung betreut, sind die Zweifel überflüssig: „Das Ziel einer strukturreichen Ration ist es, pH-Wert Schwankungen im Pansen zu reduzieren. Das erreicht die Kompakt-TMR auch: Die konstante Futteraufnahme sorgt für einen stabilen Pansen, die Verdauung läuft besser. So fressen die Kühe mehr und nehmen auch mehr Rohfaser auf.“

Dr. Georg Teepker von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen macht aber deutlich: „Wer erfolgreich Kompakt-TMR füttern will, muss die Mischtechnik und das Fressverhalten kontrollieren. Diese Fütterung erfordert absolut präzises Management.“

Trotzdem eignet sich die Kompakt-TMR wohl nicht für jeden Betrieb. Zum einen verursachen die längeren, intensiven Mischzeiten einen höheren Zeitaufwand. Das muss in den Arbeitsalltag integrierbar sein.

Die kompakte und schwere Ration stellt vor allem die Technik vor eine besondere Herausforderung. Besonders Vertikalmischer sind nicht immer in der Lage, den gesamten Inhalt des Mischwagens in Bewegung zu halten. Bauartbedingt kann das passive Nachsacken an den Wänden ausbleiben und somit keine homogene Futtermischung entstehen. Dann sind bauliche Veränderungen, wie Kicker oder Mitnehmer, nötig. Die partielle Auskleidung des Behälters mit Edelstahl oder der Einbau von Dichtungen unterhalb des Schneckenkegels können für eine geringere Beanspruchung des Materials sorgen.

Lange Mischzeiten und hohe Maschinen-Auslastung bestätigt Milcherzeuger Seeger. Die Investitionen machten sich aus seiner Sicht aber bezahlt: „Dieses Jahr häckseln wir das Gras kürzer. So können wir eine ideale Kompakt-TMR mischen und die Vorteile noch stärker nutzen.“

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen in der top agrar 3/2018.

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