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Kompost spart Zeit

Lesezeit: 4 Minuten

Familie Kapelle aus Hessen nahm 2006 den bundesweit ersten Kompostierungsstall mit Sägespänen in Betrieb. Hat sich das System bewährt? top agrar hat den Hof jetzt ein zweites Mal besucht.


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Vor rund 14 Jahren stellte Familie Kapelle aus Nüsttal (Hessen) ihr Stallsystem um. Seitdem stehen, laufen und liegen die Kühe auf Kompost, statt wie vorher auf Stroh. „Für unseren Betrieb war das genau die richtige Entscheidung“, berichten Thomas und Juliane Kapelle einstimmig.


Damals startete der Betrieb mit einer gemischten Herde aus 20 Holstein- und Fleckvieh-Kühen im Nebenerwerb in das neue Einstreusystem (top agrar 11/2007). Heute bewirtschaftet Thomas Kapelle den Betrieb im Haupterwerb mit 50 Tieren der Rasse Fleckvieh. Seine Frau Juliane unterstützt ihn dabei als Teilzeitkraft. Gemeinsam haben sie vier Kinder. Sein Neffe sowie ein Lehrling helfen bei der Hofarbeit. Trotz vieler helfender Hände ist der tägliche Arbeitsumfang auf eine Arbeitskraft am Tag ausgelegt. So bleibt Kapelle zwischendurch sowohl Zeit für die Familie als auch für seine Nebengewerbe in der Kommunaldienstleistung und der Lohnarbeit.


Optimierung des Systems


Der Betrieb wirtschaftet damals wie heute konventionell. Die Kühe haben von März bis November halbtägig Weidegang.


Im Laufe der Zeit hat Kapelle das System immer weiter an seine Tiere und seine eigenen Arbeitsanforderungen angepasst. Zu Anfang reichte die Kompostierungsfläche bis zum Futtertisch. Inzwischen trennt eine Leitplanke den eingestreuten Liegebereich vom nun planbefestigten Fressbereich. „Früher nutzten die Kühe nur die Hälfte der potenziellen Liegefläche, weil sie nicht mitten im Stall liegen wollten. Durch die zusätzliche Wandfläche legen sich nun mehr Tiere ab. So ist die Herde ruhiger“, erklärt der Betriebsleiter.


Nachträglich vergrößerte Kapelle die Fensterfläche, um ein Offenstallsystem zu erhalten. Zusätzlich installierte er Ventilatoren. Die Luftbewegung sorgt für ein gutes Klima und vertreibt Fliegen. Außerdem erfolgt das Futteranschieben inzwischen automatisch.


Anstatt der Nachzucht stehen nun in dem mit Stroh eingestreuten Tieflaufstall auf der anderen Seite des Futtertisches ebenfalls Milchkühe. Große Unterschiede zwischen Tiefstreu- und Kompostsystem ergeben sich laut Kapelle vor allem arbeitswirtschaftlich: „Einmal eingestreut, bildet das Einstreumaterial zusammen mit Kot und Harn der Kühe eine weiche Matratze. Durch mikrobielle Umsetzungsprozesse bleibt die Einstreu trocken und der Keimdruck gering. Die tägliche Bearbeitung beschränkt sich auf einmaliges Grubbern. Ein Grubbervorgang dauert ca. fünf Minuten. Alle 10 bis 14 Tage streue ich nach, spätestens nach vier Monaten miste ich aus. Die Zeitintervalle sind abhängig von Wetter, Belegdichte und Brunst. Bei der Einstreubearbeitung befinden sich die Kühe am Fressgitter.“


Im Wartebereich vor dem Melkstand installierte der Landwirt nachträglich einen Spaltenboden. Nun kann er sowohl Gülle als auch Festmist und Kompost auf die insgesamt 75 ha Acker- und Grünlandflächen des Betriebs ausbringen. Dabei setzt er das Substrat bedarfsgerecht ausschließlich zur Düngung der betriebseigenen Flächen ein.


„Ein großer Vorteil des Kompostierungsstalles ist, dass jederzeit die Möglichkeit besteht, den Stall umzunutzen“, so Juliane Kapelle. Viele Umbauarbeiten erledigte die Familie in Eigenregie, sodass die Kosten bei etwa 2000 € pro Kuhplatz liegen. Auch der niedrigere Materialaufwand ist attraktiv. Abhängig vom Marktpreis streut der Betrieb Sägespäne oder Hobelspäne ein. Nach dem Entmisten benötigt er davon etwa 0,1 m³ Substrat pro m² Stallfläche.


Wie soll es weitergehen?


Kapelle möchte den Stall künftig um einen Selektionsbereich mit zwei Liegeboxen hinter dem Kompostierungsstall erweitern. Damit sollen sich brünstige Kühe von der Herde trennen lassen. „Kühe in der Güstzeit beeinträchtigen den Rest der Herde beim ruhigen Liegen. Eine räumliche Trennung ermöglicht mehr Ruhephasen“, erklärt der Landwirt.


Der Herdenschnitt liegt aktuell bei rund 8200 kg Milch pro Kuh und Jahr bei einer Zellzahl von 140000 pro ml. „Der Weidegang schluckt in etwa 500 kg der potenziellen Leistung. Dafür sinkt in dem Zeitraum aber auch der Zellzahlgehalt auf unter 100000“, so Kapelle. Eins seiner Ziele ist es, über die ausgewählte Fleckviehgenetik die 9000 kg-Marke zu erreichen.


System nicht Übertragbar


Bei der Entscheidung für einen Kompostierungsstall war für den Landwirt vor allem die Nähe des Sägewerks, die bereits bestehende Halle und der Weidegang ausschlaggebend. „Durch den Weidetrieb bleibt die Einstreu länger sauber. Wenn die Tiere nicht rausgehen würden, müsste ich die Einstreu häufiger bearbeiten“, so Kapelle. Auf die Frage, ob das System genauso auf andere Betriebe übertragbar ist, antwortet er: „Das System passt gut zu den Zielen und Gegebenheiten meines Betriebs. Für andere Landwirte kann das aber schon wieder ganz anders aussehen.“


Karolin Skiba


kirsten.gierse-westermeier@topagrar.com

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