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Lesezeit: 3 Minuten

Wissenschaftler versuchen Rinderzüchter vom Nutzen der genomischen Zuchtwertschätzung zu überzeugen. Dabei versprechen sie einen hohen Nutzwert, aber mit wissenschaftlich falschen Argumenten: Sie vergleichen tatsächliche Leistungen, die innerhalb von Zuchtwert-Klassen gemittelt werden, mit dem jeweiligen Zuchtwert-Niveau. Daraus wird der Schluss gezogen, dass es enge bis sehr enge Beziehungen zwischen den genomischen Zuchtwerten und den in der Praxis erbrachten Leistungen gibt. Das ist aus zwei Gründen falsch:


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  • Die Mittelwertbildung kaschiert die tatsächliche Verteilung der Einzelwerte innerhalb der Zuchtwert-Klassen: Bei der Non-Return-Rate (NRR) zum ersten Kalb erreichen zum Beispiel 31,2% aller Tiere aus der schlechtesten Klasse (gRZR≤94) den Mittelwert der besten Klasse (gRZR≥125), wenn die Daten normalverteilt sind.
  • Es werden elementare Grundlagen der Zuchtwertschätzung ignoriert: Auf tatsächliche Leistungen haben stark variable Umwelteffekte einen erheblichen Einfluss. Beispielsweise wird die NRR zu fast 99% von der Umwelt und nur zu etwas mehr als 1% von der Genetik bestimmt. Es ist deshalb logisch, dass es keine enge Beziehung zwischen Zuchtwert und der NRR gibt.


In den Veröffentlichungen dazu scheinen die tatsächliche Leistung eine sehr genaue Schätzung des Zuchtwertes zu sein und Umwelteinflüsse so gut wie keinen Einfluss zu haben. Das stellt die gesamte Zuchtwertschätzung in Frage.


Trotzdem wird den Züchtern u.a. vom vit suggeriert, man könne mit genomischen Zuchtwerten auf die zu erwartende tatsächliche Leistung schließen und so Jungrinder selektieren. Um das zu bewerten, wären objektive, statistische Maßzahlen der Beziehung von tatsächlicher Leistung und genomischem Zuchtwert auf Einzeltierbasis nötig. Doch diese werden nicht veröffentlicht. Selbst bei Drosophila-Fliegen, deren Genom besser bekannt ist als das des Rindes, lassen sich tatsächliche Merkmalsausprägung mit weniger als 25% Genauigkeit nur vage durch genetische Marker erklären.


Zu hohe Erwartungen:

Vor diesem Hintergrund hat das von den Verbänden propagierte „genomisch Herdenmanagement“ ein zu großes Fehlerpotenzial. Bei Merkmalen mit geringer Erblichkeit ist es effektiver, das Management zu verbessern, um z.B. fruchtbarere oder ältere Kühe im Stall zu haben.


Viele Rinderzuchtorganisationen haben die Untersuchungen kritiklos veröffentlicht. Sie nehmen damit in Kauf, dass viel zu hohe Erwartungen bei den an KuhVision teilnehmenden Mitgliedsbetrieben geweckt werden.


KuhVision bietet für den teilnehmenden Züchter kaum zusätzlichen Nutzen. Ausnahme ist der Aufbau einer Kuh-Lernstichprobe mit dem Genotypisieren kompletter, bestenfalls großer Herden, um die Zuchtwertschätzung genauer zu machen. Es könnte aber z.B. auch untersucht werden, ob die Zucht auf neue funktionale Merkmale sinnvoll wäre. Schade nur, dass die Züchter mit falschen Versprechungen überredet werden, freiwillig und für die Verbände günstig umfangreiche Daten zu erfassen.


Die Zuchtorganisationen sollten sich fragen, warum die Auswertungsmethode nicht von den renommierten Tierzuchtlehrstühlen anderer deutscher Universitäten übernommen worden ist.


Kontakt: anke.reimink@topagrar.com

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