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Kreuzungszucht in Deutschland

Lesezeit: 3 Minuten

Eine Dreirassenkreuzung nutzen nur wenige Milchviehbetriebe in Deutschland. Warum?


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Ein Anbieter für Kreuzungszucht ist das Unternehmen Procross, das ein Tochterunternehmen von Coopex in Frankreich und VikingGenetics in Skandinavien ist. Das gleichnamige Zuchtprogramm beschreibt eine Dreirassen-Rotationskreuzung: Holsteinkühe werden mit Montbéliard belegt und in der zweiten Generation mit skandinavischem Rotvieh. In der dritten Generation erfolgt wieder die Belegung mit Holstein. Die Reihenfolge spielt grundsätzlich keine Rolle. Bei Färsen bietet sich die Belegung mit Rotviehbullen an, deren Kälber meist kleiner sind als die der Montbéliardbullen.


Das Sperma der Montbéliardbullen liefert das französische Zuchtunternehmen Coopex, das diese auf Basis von genomischer Selektion und der Kuhfamilie auswählt. Die skandinavischen Rotviehbullen (Schwedisches Rotvieh, Rotes Dänisches Milchrind oder Finnisches Ayrshire-Rind) für das Zuchtprogramm Procross liefert die Zuchtorganisation VikingGenetics. Bei der Bullenauswahl arbeitet das skandinavische Unternehmen mit dem Gesamtleistungsindex Nordic Total Merit (NTM), der unter anderem auf der Dokumentation von Gesundheitsdaten durch Tierärzte basiert.


Seit September 2018 erfolgt der Vertrieb des Procross-Spermas in Deutschland ausschließlich über VikingGenetics Deutschland.


Vorteile der Kreuzungszucht


Die Befürworter von Dreirassenkreuzungen sehen die Kreuzungskühe gegenüber Reinrassigen im Vorteil.


Ein Argument dafür ist der Inzuchtgrad reinrassiger Holsteinkühe: Dieser liegt bei der Holsteinpopulation in den USA über 7%. Das führe dazu, dass die Töchter ihr genetisches Potenzial nicht ausschöpfen und weniger gesund sind, so das Unternehmen Procross.


Dem entgegnet Dr. Stefan Rensing, vom Rechenzentrum Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung (vit): „Der mittlere Inzuchtgrad bei Holsteins ist nicht das Problem. Bei dem gegebenen Inzuchtgrad bei Holsteins sind keine oder nur sehr geringe Leistungsdepressionen durch Inzucht nachweisbar. Es ist aber klar, dass Inzucht nicht durch Anpaarung enger Verwandter entstehen darf.“


Die Kreuzungszucht macht sich den Heterosiseffekt zu nutzen: Dieser bezeichnet die höhere Leistungsfähigkeit von Hybriden in erster Generation im Vergleich zum Mittel ihrer Elterngeneration. Daher seien Kreuzungskühe der ersten Generation im Vergleich zu ihren Eltern gesünder und fruchtbarer. „Betriebe, die mit der Kreuzungszucht anfangen, merken schnell, dass sie Jungvieh übrig haben. Die Kühe werden älter und Remontierungskosten sinken“, sagt Stephane Fitamant von Procross. Der Heterosiseffekt sei umso ausgeprägter, je weniger verwandt die Kreuzungstiere sind. Damit dieser auch in den Folgegenerationen auftritt, werden im Zuchtprogramm drei Rassen eingesetzt. Bei nur zwei Rassen sei der Effekt in den Folgegenerationen deutlich geringer. Zudem entspreche das einer Verdrängungskreuzung, bei der positive Merkmale ausgekreuzt werden können.


„Natürlich hat jede der drei Rassen ihre eigenen Vorteile“, sagt Rensing. Der mittlere Rassevorteil einzelner kleinerer Rassen und der Heterosiseffekt würden aber oft überbewertet. Bei der deutlich größeren Holsteinpopulation sind für die gleichen Merkmale viel größere Selektionsintensitäten unter den Bullen möglich. Im Ergebnis sei dann meist der scharf selektierte Holsteinbulle besser als der gezwungenermaßen weniger scharf selektierte Bulle innerhalb einer kleinen Rasse.


Auch für Deutschland?


Der Anteil der Kreuzungskühe unter den deutschen Kühen unter Milchkontrolle lag 2017 bei 4,7%. „Es ist bezeichnend, dass sich die Dreirassenkreuzung in Deutschland in den letzten zehn Jahren nicht durchgesetzt hat“, so Rensing. Nach Angaben von VikingGenetics arbeiten in Deutschland etwa 100 Milchviehbetriebe mit dem Zuchtprogramm von Procross. In Skandinavien sind es 500 und in Frankreich 400.


Bessere Verkaufspreise für Kreuzungskälber, wie in den USA, sind laut Rensing kein Argument für mehr Kreuzungskühe: „Wenn insgesamt Zweinutzung gefragt ist, dann bietet sich z.B. Fleckvieh als größte Zweinutzungsrasse an. Geht es um die Erhöhung des Kälberwertes aus Milchrassekühen, ist der Einsatz von weiblich gesextem- bzw. Fleischrassesperma effizienter.“

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