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Lahme Kühe: Woran liegts?

Lesezeit: 6 Minuten

Wer Lahmheiten früh erkennt und deren Risikofaktoren behebt, spart Zeit und Geld. Doch was ruft Lahmheiten hervor oder verstärkt sie?


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Lahmheiten sind schmerzhaft und haben gravierende ökonomische Folgen. So liegen die geschätzten Kosten für einen Fall von hochgradiger Lahmheit bei bis zu 850 €. Zu den offensichtlichen Kosten für die Behandlung kommen vor allem auch Verluste durch eine geringere Milchleistung und Fruchtbarkeitsstörungen hinzu.


Wenn ein Landwirt ein Lahmheitsproblem im Bestand erkannt hat, ist der nächste Schritt herauszufinden, welche Art der Erkrankung vorliegt. Wichtig ist, das Hauptproblem bzw. die dominierende Erkrankung festzustellen. Denn die Risikofaktoren für das Auftreten der verschiedenen Krankheiten unterscheiden sich. Neben einer regelmäßigen Klauenpflege zwei bis dreimal im Jahr, beeinflussen viele Aspekte die Klauengesundheit.


Zu spät erkannt: Die Zeichen einer frühen Klauenerkrankung sind schwer zu erkennen. Denn als potenzielle Beutetiere versuchen Kühe ihre Erkrankung möglichst lange zu verbergen. Geringgradig lahme Kühe lassen sich nur durch eine gezielte Suche finden.


Am einfachsten ist das, indem man die Kühe von der Seite beim Gehen auf einem planbefestigten Untergrund beobachtet. Eine klauengesunde Kuh läuft mit geradem Rücken und gleichmäßigen ausladenden Schritten. Dabei tritt sie mit dem Hinterfuß an die Stelle, die der Vorderfuß gerade verlassen hat. Den Kopf hält sie leicht unter der Rückenlinie. Scoringsysteme zur Beschreibung einer Lahmheit sind hauptsächlich wissenschaftlich interessant. Für den praktischen Gebrauch reicht eine Unterscheidung von „normal“ und „nicht normal“ laufenden Tieren völlig aus. Alle Kühe, die mit aufgekrümmtem Rücken oder verkürzten Schritten laufen oder ein Kopfnicken zeigen, sollten umgehend eine Klauenbehandlung erhalten. Eine Beurteilung der Klauengesundheit ist auch am stehenden Tier, z.B. im Fressgitter, möglich. Eine klauengesunde Kuh steht mit von hinten gesehen geraden Beinen, die Klauenspitzen zeigen nach vorne. Abweichungen hiervon deuten auf Klauenprobleme hin. Das sind z.B. kuhhessige Stellung, zehenweite Stellung oder eine Rotation des Fußes um mehr als 15° nach außen. Wenn Kühe Trippeln oder Gliedmaßen offensichtlich entlasten sind das Alarmzeichen. Frühzeitig erkannte und behandelte Klauenprobleme haben eine wesentlich günstigere Heilungsprognose als Erkrankungen, die Landwirte erst bei starker Lahmheit behandeln. Deshalb sollte eine der beschriebenen Untersuchungen mindestens alle zwei Wochen auf dem Programm stehen.


Risiken für Nicht infektiöse erkrankungen


Die meisten nicht-infektiösen Klauenerkrankungen sind Sohlengeschwüre und Defekte in der weißen Linie.


Kurze Ruhezeiten: Zu kurze Liegezeiten sind Hauptauslöser für nicht infektiöse Klauenerkrankungen. Denn Rinder sind von Natur aus Weichbodengänger. Das heißt, Kuhklauen sind optimal an stundenlanges Gehen beim Grasen auf der Weide angepasst. Das Stehen und Gehen auf Betonböden im Laufstall strapaziert hingegen die Klauen oft über ihre Belastungsgrenze hinaus. Kühe in Laufstallhaltung müssen am Tag mindestens zwölf Stunden liegen, um ihre Klauen zu entlasten. Das ist weniger als sie auf der Weide im Liegen verbringen, was hier aber der weiche Untergrund mehr als wettmacht. Weidegang oder auch Auslauf auf weichem Grund vermindern daher das Risiko von nicht-infektiösen Klauenerkrankungen. Es gibt verschiedene Gründe, warum Kühe ihre angestrebte Ruhezeit nicht erreichen:


  • Mangelnder Komfort der Liegeboxen: Kühe brauchen eine weiche, trockene und geräumige Liegefläche, um sich ohne Behinderung ablegen und wieder aufstehen zu können. Um die Liegefläche zu kontrollieren ist ein Vergleich mit dem Aufstehen und Ablegen auf der Weide hilfreich. Dort dauert dieser Vorgang ca. 3 Sekunden. Wenn diese Zeit im Stall deutlich länger ist, gibt es ein Problem mit der Box.


Auch vermehrtes Stehen mit den Vorderbeinen oder ganz in der Box ist ein Zeichen für unzureichenden Kuhkomfort. So sollten 80% der Kühe in den Hauptruhephasen korrekt in den Boxen liegen. Häufige Ursache sind ein ungünstig angebrachter Nackenriegel und fehlender Kopfraum, v.a. bei wandständigen Boxen. Dort ist fast ein Meter Raum für den Kopfschwung nötig.


  • Überbelegung: Für jede Kuh sollte eine Liegebox zur Verfügung stehen.
  • Melkzeiten: Die Gruppengröße muss zur Melkstandkapazität passen, damit die langsamste Kuh max. 1 Std./Melkzeit mit Warten und Melken verbringt.
  • Fixierung für Managementmaßnahmen: Gesundheits- und Fruchtbarkeitskontrollen führen Landwirte oder Tierärzte meist bei den frischmelken, also den für Klauenleiden anfälligsten, Tieren durch. Es gilt, die Fixationszeit so kurz wie möglich zu halten.
  • Hitzestress: Kühe tolerieren Kälte besser als Hitze. Prinzipiell liegen sie unter Hitzestress weniger, da es ihnen im Stehen leichter fällt, Wärme abzugeben. Treten einige Wochen nach einer Hitzeperiode vermehrt Lahmheiten auf, sollten Landwirte unter anderem Maßnahmen zur Reduktion des Hitzestresses, z.B. durch zusätzliche Ventilatoren, einleiten.


Körperkondition: Das Rusterholzsche Sohlengeschwür tritt in dem Bereich der Sohle auf, auf den das darüber liegende hintere Ende des Klauenbeins mit dem Sehnenansatz von oben Druck ausübt. Das dazwischen liegende Fettpolster soll diesen Bereich abdämpfen. Bei Kühen mit schlechter Körperkondition oder bei solchen, die nach der Kalbung mehr als 0,5 Punkte (auf der 5-Punkte- Skala) Kondition verlieren, ist dieses Fettpolster weniger ausgebildet als bei gut konditionierten Kühen (siehe Übersicht). Zusammen mit dem vermehrten Stehen auf Beton führt dies zu einem erhöhten Risiko an Sohlengeschwüren zu erkranken.


Fleckviehkühe sollten mit einem Body Condition Score (BCS) von 4± 0,25 abkalben, Schwarzbunte und Braunvieh mit 3,5±0,25.


Verletzungsrisiken: Bei Defekten in der weißen Linie sollte man nach Verletzungsrisiken im Stall suchen. Das sind z.B. Rangkämpfe durch ein schlechtes Tier-Fressplatz-Verhältnis oder enge Laufgänge, besonders am Futtertisch. Auch vorstehende Kanten auf den Laufflächen dürfen nicht sein. Bei Weidetieren kommen Weiße-Linie-Defekte vor, wenn sie lange Strecken auf unebenen, steinigen Wegen zurücklegen müssen. Das Risiko steigt, wenn sie nicht in ihrer eigenen Geschwindigkeit gehen können.


Geschwüre an der Klauenspitze sind eher selten. Kommen diese in der Herde gehäuft vor, können eine fehlerhafte Klauenpflege oder extrem raue, oft neue, Böden die Ursache sein.


Risiken für infektiöse erkrankungen


Die häufigste infektiöse Klauenerkrankung ist die Mortellarosche Krankheit.


Mangelnde Biosicherheit: Milchviehhalter sollten zunächst vermeiden, dass die Erreger mit überbetrieblich genutzten Geräten oder einem Zukauftier in den Bestand gelangen. Mortellaro-freie Bestände sollten die Klauengesundheit von Zukauftieren untersuchen und am besten nur Tiere aus freien Beständen zukaufen.


Verschmutzte Laufflächen: Ist Mortellaro einmal im Bestand, fördert vor allem langes Stehen und Gehen auf nassen und mit Gülle verschmutzten Flächen die Erkrankung. Um die weitere Verbreitung der Bakterien zu vermindern, ist die frühe Erkennung und Behandlung der Einzeltiere nötig.


Richtig dosierte, saubere und regelmäßig angewandte Klauenbäder können bei einer systematischen Bekämpfung infektiöser Klauenerkrankungen als zusätzliche Maßnahme zur Behandlung und allgemeinen Hygienemaßnahmen sinnvoll sein. Wichtig ist, dass Mortellaro bereits bei Kalbinnen auftreten kann. Daher sollten Landwirte auch die Nachzucht ab dem Belegungszeitpunkt in die Bekämpfung einbeziehen.


katharina.luetke-holz@topagrar.com

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