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Kälber

Lebensschwachen Kälbern auf die Beine helfen

Viele Kälber veerenden während der ersten Lebensstunden.

Lesezeit: 9 Minuten

Noch immer verenden viele Kälber während der ersten Lebensstunden.Auch wenn die Kühe unter Aufsicht in komfortablen Abkalbeboxen kalben. Bei vielen neugeborenen Kälbern kommt die Atmung nur schwer,bei machen gar nicht,in Gang.Warum ist das so? Beim ungeborenen Kalb erfolgt die Sauerstoffversorgung des Kalbes über den Mutterkuchen (Plazenta).Wenn am Ende des Geburtsvorgangs die Nabelschnur reißt,sinkt der Sauerstoffgehalt im Blut des Kalbes ab.Der Kohlendioxidgehalt steigt,das Blut wird saurer.Dadurch wird das Atemzentrum alarmiert. Beim gesunden Neugeborenen beginnen daraufhin die Atembewegungen. Die ersten Atemzüge sind jedoch besonders schwer,denn die Lunge des Neugeborenen muss erst entfaltet werden.In den Atemwegen befindliche Flüssigkeit erschwert die ersten Atemzüge zusätzlich.Je früher das Kalb die Flüssigkeit aus seinen Atemwegen los wird,um so besser. Sauerstoffmangel vermeiden! Wenn ein Kalb nach der Geburt schlapp erscheint und nicht recht ins Leben starten will,liegt das meist an einem Sauerstoffmangel.Ein vorübergehender Sauerstoffmangel ist verkraftbar, er tritt bei der Geburt immer auf.Denn während starker Wehen kommt es zu hohem Druck auf die Plazenta.Der Gasaustausch über diese wird dadurch beeinträchtigt.Zwischen den Wehen kann das Kalb aber Sauerstoff nachtanken. Zur Lebensschwäche oder gar zum Tod des Kalbes kommt es,wenn bei der Geburt die Nabelschnur für längere Zeit zwischen dem Kalb und dem Becken des Muttertiers eingeklemmt wird. Aber auch durch eine mangelnde Sauerstoffversorgung während der Trächtigkeit kann bereits die Lebensschwäche verursacht werden.Eine Kompression der Nabelschnur oder eine Gebärmutterentzündung können dafür verantwortlich sein.Auch eine verzögerte Geburt kann starken Sauerstoffmangel und deshalb ein lebensschwaches Kalb zur Folge haben. Ist der Sauerstoffmangel erheblich, oder hält er lange an,setzen bereits vor oder während der Geburt Atembewegungen ein.Dadurch kann Fruchtwasser in die Lungen gelangen.Durch eine gleichzeitig erhöhte Aktivität der Darmmuskulatur geht häufig das so genannte Darmpech ab.Dieses kann wiederum in die Lungen des Kalbes gelangen und es dem Kalb nach der Geburt noch schwerer machen,die ersten Atemzüge zu tun. Außerdem wird Lungenentzündungen der Boden bereitet. Bei anhaltendem Sauerstoffmangel versorgt der Körper bevorzugt das Gehirn,das Herz,Leber und Nieren über das Blut mit dem restlichen Sauerstoff. An der Lunge und an der Magen-und Darmschleimhaut kann es dadurch zu Schäden kommen,die das Tier nach der Geburt schwächen. Die unter Sauerstoffmangel leidenden Organe und Gewebe des Körpers bilden mehr Milchsäure.Wird das Blut zu sauer, und hält der Sauerstoffmangel zu lange an,kommt es zur Lähmung des Atemzentrums.Ist ein Kalb bereits in einem solch kritischen Zustand,wird es nach der Geburt nicht spontan mit der Atmung beginnen,es muss beatmet werden. Lebensschwache Kälber erkennen Wie erkenne ich lebensschwache KälberDiese Frage können Sie leicht beantworten,wenn Sie das Neugeborene unmittelbar nach der Geburt mit Hilfe des in der Übersicht dargestellen Beurteilungsschemas beurteilen. Die Überlebenschancen von Kälbern mit 0 bis 3 Punkten sind ungünstig.Viele dieser Tiere sterben in den ersten Le-bensminuten durch akutes HerzKreislauf-Versagen oder Ersticken.Nur eine schnelle fachkundige Behandlung kann den Tod eventuell noch verhindern. Überleben solche Kälber die ersten Stunden,entwickelt sich bei ihnen häufig eine Lungenentzündung.Allgemeine Schwäche, ein schwacher Saugreflex und ein schwacher Schluckreflex machen eine besonders intensive Betreuung notwenig.Dies gilt nicht nur für den ersten Lebenstag.Denn eine eingetretene Schädigung der Schleimhaut des Magen-Darm-Trakts bedingt eine Anfälligkeit für Durchfallerkrankungen. Auch bei Neugeborenen mit 4 bis 6 Punkten treten Lungenentzündungen und Durchfälle noch häufiger auf als bei lebensfrisch geborenen Tieren.Auch sie sind besonders gut im Auge zu behalten! Zu einer Fehleinschätzung der Vitalität des Neugeborenen kann es kommen,wenn es sich um ein Kalb handelt, das zwar äußerlich als schon recht gut entwickelt erscheint,aber doch vor dem 260.Trächtigkeitstag geboren wurde. Solche Kälber erscheinen nach der Geburt oft lebensfrisch.Doch sie haben eine unausgereifte Lunge.Innerhalb der ersten Lebensstunde kommt es daher zu Atemstörungen,zum Sauerstoffmangel und zur Kohlendioxidanhäufung im Tier. Dies führt zunächst zu einer hochgradigen Atemnot,dann in der Regel zum Tod.Eine spezielle Therapie,die diesen Tieren helfen könnte,gibt es nicht.Die im nachfolgenden Text beschriebenen Hilfsmaßnahmen für lebensschwache Neugeborene helfen aber auch diesen Tieren manchmal über den Berg.Wichtig ist,dass eintretende Komplikationen früh genug erkannt werden.Frühgeborene sollten Sie daher in ihren ersten Lebensstunden besonders im Auge behalten. Erste Hilfe bei Neugeborenen Haben Sie es mit einem lebensschwachen Neugeborenen zu tun,kommt es darauf an,dass Sie rasch handeln. Ziehen Sie alle Kälber nach der Geburt an beiden Hinterbeinen hoch.Sie erleichtern so das Ablaufen von Fruchtwasser aus Nase,Maul,Luftröhre und Lungen. Um die Atemwege freizumachen,das Maul und die Nase am hängenden Tier umfassen und den darin befindlichen Schleim Richtung Flotzmaul ausdrücken. Möglichst nicht in das Maul fassen, denn sonst können Sie Infektionen des Kalbes verursachen. Gießen Sie zur Stimulation der Atmung und des Kreislaufs dem Neugeborenen kaltes Wasser in den Nacken.Das gesamte Kalb kalt abzuschrecken hat keinerlei Vorteil,führt aber leicht zur Unterkühlung. Die Atmung lässt sich auch mit dem Medikament Respirot anregen.Träufeln Sie 5 ml des Medikaments in die Backentasche des Kalbes oder in dessen Nase.Die Wirkung,eine tiefere und kurzzeitig auch schnellere Atmung,sollte daraufhin in 30 bis 60 Sekunden auftreten und einige Minuten anhalten.Im Bedarfsfall 1 bis 2 mal nachdosieren. Der Tierarzt kann auch Doxapramhydrochlorid,ein zu spritzendes rezeptpflichtiges Atemstimulans einsetzen. Aber Achtung:Der Einsatz eines atemstimulierenden Mittels garantiert nicht den Erfolg.Die Atemwege müssen frei sein!Und bei einem Kalb,das bereits unter einem starken Sauerstoffmangel gelitten hat,kann ein Atemstimulans am Atemzentrum nichts mehr bewirken! Bei fehlender oder unzureichender Atmung,sollten Sie das Tier beatmen. Dazu können Sie sich verschiedener Techniken bedienen: a)Mund zu Nase-Beatmung:Halten Sie dem Tier das Maul und ein Nasenloch zu.Setzen Sie den eigenen Mund auf das offene Nasenloch,oder verwenden Sie die Hand als Mundstück,und atmen Sie normal in das Kalb aus.Geben Sie dann ein Nasenloch frei.Wiederholen Sie die Aktion sechs bis 10 mal pro Minute,bis die Spontanatmung einsetzt. b)Manuelles Verfahren:Pressen Sie am hängenden Tier den Brustkorb mit beiden Händen von links und rechts auf der Höhe der letzten Rippe zusammen, und drücken Sie so den Inhalt der Lunge Richtung Schulter aus.Die Komprimierung der Lunge sollte ca.drei Sekunden dauern.Dann loslassen.Den Vorgang nach drei Sekunden wiederholen,bis die spontane Atmung einsetzt. Entscheidend ist eine langsame,tiefe und exakte Ausführung der Beatmung. Wenn Beatmung nötig ist,sollte man auch Sauerstoff geben.Ist ein Azetylenschweißgerät in der Nähe,können Sie die zugehörige Sauerstoffflasche benutzen.Man kann z.B.Luftballons mit Sauerstoff füllen und ihren Inhalt dem Kalb in die Nase blasen. Durch die Beatmung wird auch das giftige Kohlendioxid abgeführt.Dies hat auch zur Folge,dass das Blut weniger sauer wird.Außerdem hilft man,die Lunge zu entfalten.Dadurch werden auch die Blutgefäße in ihr erweitert.Das Herz kann das Blut des Tieres dann leichter durch die Lunge pumpen. Bei einem lebensschwachen Kalb kann man der schädlichen Ansäuerung des Bluts auch durch die Infusion einer sterilen basischen Lösung,z.B.Natrium-Bikarbonat,begegnen.Der Einsatz kreislaufstabilisierender Medikamente kann zusätzlich helfen. Um die Energieversorgung des schwachen Kalbes zu verbessern,können Sie Glukoselösung eingeben.Noch wirksamer ist es,die Glukose gleich per Infusion einer sterilen Lösung ins Blut zu bringen.Manche solcher Lösungen können auch unter die Haut gespritzt werden.Auch wenn die allererste Gefahr gebannt ist,sollten Sie das lebensschwache Neugeborene sorgsam weiter betreuen. Der weitere Umgang mit schwachen Neugeborenen Sind Atmung und Herzschlag regelmäßig und die Schleimhäute rosarot, sollten Sie das Kalb dem Muttertier zum Ablecken geben.Ist dies nicht möglich, reiben Sie das Neugeborene kräftig mit Stroh oder einem Handtuch ab.Denn durch eine Massage wird das Herz-Kreislauf-System angeregt,und nur ein trocknes Fell schützt vor Kälte. Legen Sie das neugeborene Kalb unter eine Wärmelampe.Ein kleines Tier kühlt leicht aus,da es eine große Oberfläche im Verhältnis zum Volumen hat. Kältezittern verbraucht viel Sauerstoff und Energie.Sehr hilfreich ist das Umwickeln der Beine,von den Klauen bis zu den Hand-bzw.Fußwurzelgelenken,mit warmen (40 bis 45 °C)Handtüchern. In der Regel sind lebensschwache Kälber nicht in der Lage,beim Muttertier zu saufen.Auch nicht,wenn man sie ansetzt.Die Tiere haben meist einen schwachen Saug-und einen verminderten Schluckreflex.Verabreichen Sie daher diesen Tieren,möglichst früh,mindestens 1,5 Liter Biestmilch mit einer Saugflasche oder einem Nuckeleimer. Achten Sie darauf,dass das Kalb die Milch wirklich abschluckt.Nie versuchen,das Kalb zum Trinken zu zwingen! Gerät Milch in die Lunge,führt dies zur Lungenentzündung. Geben Sie die Biestmilch im Zweifelsfall per Magensonde ein.Vorsicht: Die Sonde nicht in die Luftröhre schieben!Überprüfen Sie die Lage der Sonde, bevor Sie Biestmilch eingeben.Man kann in die Sonde blasen und an der Bauchwand nach einem Blubbern lauschen.Auch durch Vorwegeingabe einer kleinen Menge abgekochten Wassers lässt sich die Lage der Sonde überprüfen. Hustet das Kalb,sitzt die Sonde wahrscheinlich falsch. Lebensschwachen Kälbern sollte man in der ersten Lebenswoche durch eine Injektion Vitamin C (10 mg/kg),Vitamin B1 (2 mg/kg),Vitamin E (30 mg/kg),Selen (0,2 mg/kg)und Eisen (50 mg/kg)verabreichen.(Dosis jeweils auf kg Körpergewicht bezogen.)Die Gabe kann in der zweiten Woche wiederholt werden.

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